Tanz des Lebens
und rief: »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe Hunger. Und wenn wir unser Essen noch rechtzeitig vor dem großen Ansturm haben wollen, dann sollten wir jetzt losgehen.«
»Gute Idee«, murmelte Jhonfran und winkte für die Rechnung.
25
Im Schatten der Vision
Blue Fin Café & Billiards
685 Cannery Row, Monterey, CA 93940
A ls sie ankamen, war es in dem Pub schon brechendvoll. Unzählige Jugendliche saßen an der ganz in schwarz getäfelten Theke auf den Barhockern und an den gelb- und rotgestrichenen Wänden tummelten sich die Jungs, die es kaum erwarten konnten, dass das freitägliche Billiard-Turnier endlich begann. Sie schlängelten sich durch das fröhliche Gedränge und nahmen an ihrem reservierten Stammtisch Platz. Aufseufzend ließ sich Faye auf den Stuhl sinken. Sie war todmüde, konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und war nur Luke zuliebe mitgekommen.
»Hallo, alle zusammen. Bestellt ihr wie immer?«
»Hi Kathy«, begrüßte Randy das Mädchen. »Ja, wie immer. Zwei Classic Burgers für Holly und Zoe, zwei Philly Cheese Steakburger für Jonny und Luke. Für mich bitte ein Chicken Sandwich und Faye nimmt wie immer das Buttermilk Sandwich. Jetzt seid ihr dran.«
Mit einen Grinsen winkte er in Liams und Melissas Richtung. Nachdem auch sie sich entschieden hatten, sprachen sie über harmlose Belanglosigkeiten. Alle, die mit dem Jade-Zirkel in Verbindung waren, bemühten sich, nur ja nichts Unbedachtes mehr preiszugeben.
Als das Essen kam, knurrte Lukes Magen geräuschvoll und alle lachten. Zoe biss herzhaft in ihren Burger, bis ihr etwas einzufallen schien. Mit dem Ellenbogen stieß sie unsanft Randy an und strahlte bis über beide Ohren, als sie sagte: »Du weißt schon noch, dass du deine Schulden bei mir und Faye begleichen musst. Ich lass unser Essen dann mal fröhlich auf deine Rechnung umschreiben.«
»Welche Schulden?«, fragte Liam neugierig.
»Oh, nichts Besonderes«, antwortete Faye jetzt schon wieder halbwegs munter. »Wir haben vor ein paar Tage bei Randys Dad auf seinem Ausflugsschiff ausgeholfen. Das ist unser Sklavenlohn, den Randy uns immer noch schuldig ist.«
»So, so«, murmelte Liam und starrte konsterniert auf Randys Hände. Während die anderen bereits aßen und lustige Geschichten zum Besten gaben, hob Randy die oberste Toastbrotscheibe von seinem Essen. Faye lachte über einen Witz von Jonny und beugte sich dabei gleichzeitig über den Tisch. Wortlos pulte sie die schwarzen Oliven aus Randys Sandwich und legte sie auf ihren Teller, während dieser die unzähligen Gurkenscheiben von ihrem gegrillten Hühnchensteak mit der Gabel aufspießte und sie auf seinem Teller deponierte.
Mit einem Mal verspürte Liam keinen Hunger mehr.
»Sieht es nicht süß aus, wie seine muskulösen Arme den langen Stock halten und wie geschickt er die Kugel damit dirigiert?«
»Stimmt, jetzt, wo du es erwähnst, fällt es mir auch auf – seine leise, trügerische Hoffnung, dass er gewinnt.« Zoe schnalzte hörbar mit der Zunge und Faye kicherte belustigt hinter vorgehaltener Hand. Das Ritual war ihr seit Jahren vertraut und hatte sich in ihrer einjährigen Abwesenheit anscheinend nicht geändert, wie sie beruhigt feststellte.
»Shit.« Randy, der hochkonzentriert quer über dem Billardtisch lehnte, erwischte den falschen Schubwinkel und die Spielkugel drehte sich wie ein Spielzeugkreisel zweimal um die eigene Achse, bis sie in der Tischmitte zum Stehen kam. Mit gerunzelter Stirn sah er zu der Übeltäterin, die dafür verantwortlich war, hoch. Die stand neben Faye und bog sich vor Lachen.
»Zoe«, quetsche er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »du bist und bleibst eine elende Nervensäge.« Unbeeindruckt von seinen Worten trat Zoe auf ihn zu, nahm ihm den Queue aus der Hand und schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter. »Und du, mein lieber Randy, fällst jedes Mal wieder auf meine Sprüche herein. Du weißt doch, dass ich immer alles dafür tue, um dich am Gewinnen zu hindern.«
Tief durchatmend verschränkte Randy die Arme vor seiner Brust und wagte nicht, in Fayes Richtung zu blicken, denn Zoe mit ihrem losen Mundwerk hatte recht; die Show, die sie jeden Freitag bei ihrer gemeinsamen Billardrunde abzog, um ihn aus dem Konzept zu bringen, hatte ihn ein ganzes Jahr lang nicht gestört – bis zum heutigen Abend.
Dann verstummten alle. Zoe rieb die Queuespitze mit einer übertrieben zärtlichen Bewegung mit der blauen Kreide ein. Danach
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