Tanz des Lebens
High School den Saal betreten hat«, flüsterte Zoe verzückt und mit einem verklärten Grinsen im Gesicht. Weniger aus Interesse, als aus Neugier folgte Faye ihrer Kopfbewegung – und hätte beinahe ihren Punsch im hohen Bogen in die Luft gespuckt. Sie konnte sich gerade noch beherrschen. Neben dem Eingang stand Quinton Noyee. Er lehnte mit einem gelangweilten Ausdruck im Gesicht lässig an der Wand.
»Sweet Jesus!« Zoe schien noch immer absolut geplättet zu sein. »Mann, sieht der Kerl gut aus. Den würde ich wirklich nicht von der Bettkante schubsen. Er hat zwar eine leicht arrogante Ader, aber das sei ihm bei dem Aussehen vergeben … Findest du nicht?«
Faye antwortet nicht. Sie kämpfte um ihre Fassung und hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Eigentlich sollte sie diesen Typ aus ganzem Herzen hassen. Gestern hatte er sie und Luke eiskalt aus dem Haus geschmissen. Und jetzt stand er hier, keine vier Meter von ihr entfernt, und sah mit seiner schwarzen Hose und dem dunklem Hemd, das ihm locker über die Hose hing, so unsagbar männlich aus, dass ihr die Worte fehlten.
Die ersten zwei Knöpfe seines Hemdes waren geöffnet und er trug keine Krawatte. Fayes Pulsschlag beschleunigte sich und sie befeuchtete leicht zitternd ihre Lippen. Doch dann dachte sie wieder an den vorigen Abend und an Luke, der immer noch mit dem Todessiegel gezeichnet war, und das brachte sie wieder in die Realität zurück. Hastig drehte sie ihren Kopf weg und blickte in die entgegengesetzte Richtung. An der Bar entdeckte sie ihren Bruder mit Liam Noyee.
Beide schienen in ein anregendes Gespräch vertieft zu sein. Trotz der zuckenden Lichtblitze und der bunt wechselnden Nebelspots warf Liam den Kopf zurück und lachte, was ihr selbst ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Kurz darauf kam er auf sie zu. Etwas verlegen blieb er vor ihr stehen und wies mit einem Nicken auf die volle Tanzfläche.
»Wenn du keinen Gangham Style erwartest, könnten wir es versuchen.« Als Faye den Kopf schüttelte, beugte er sich vor. »Na, komm schon«, lockte er. »So schlecht tanz ich nun auch wieder nicht. Ich möchte mich gerne für gestern Abend entschuldigen und dir einen Vorschlag machen. Beides würde mir leichter fallen, wenn wir uns nicht so wie Statuen gegenüberstehen.«
»Oh … Okay.« Verwirrt ließ sich Faye von ihm in die Mitte der Tanzfläche führen. Nach dem gestrigen Desaster hatte sie nicht mehr mit seiner Hilfe für Luke gerechnet. Aber der abrupte Rauswurf war nicht seine Schuld gewesen, das wussten sie beide. Statt des dröhnenden Hiphop-Sounds wurde jetzt zum Glück etwas ruhigere Jazzmusik gespielt. Vorsichtig, als hätte er Angst, sie zu zerbrechen, legte er einen Arm um sie, als er sich mit ihr etwas steif, aber durchaus passabel zur Musik bewegte.
»Es gibt eine minimale Chance, wie du Luke von dem tödlichen Siegel befreien oder seine Wirkung zumindest etwas hinauszögern kannst, aber es ist gefährlich«, raunte er ihr ins Ohr.
Ihre Augen wurden groß und sie geriet aus dem Takt und rempelte ein anderes Paar an, doch sie achtete nicht auf die bösen Blicke. Hastig fragte sie: »Wie viel Prozent?« Aber im gleichen Moment schüttelte sie heftig ihren Kopf. »Das war eine dumme Frage. Wie viel Prozent ist mir vollkommen egal. Sag mir nur, wie ich meinem Bruder helfen kann. Ich werde alles für ihn tun!«
»Nicht mehr als zehn Prozent«, gab Liam zögernd zu und verlangsamte seine Schritte. »Der Mond nimmt zu und übermorgen, in der ersten Vollmondnacht des Monats, findet das Moongadawfest statt. Die Tänzer beschwören die Ice Whisperer und bitten sie um Hilfe. Es sind magische Beschwörungformtänze, die normalerweise nur von erfahrenen Tänzern ausgeführt werden. Für dich wird es nicht einfach werden. Aber es ist der einzige Weg, um Luke vielleicht zu retten. Du hast ja schon von den geheimen Formtänzen gehört. Wahrscheinlich hat deine Mutter darüber in ihrem Buch geschrieben, nicht wahr?«
Fragend hob sie den Kopf. »Jetzt bin ich verwirrt. Woher weißt du das?«
Liam schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. »Jhonfran hat es mir erzählt. Er ist seit acht Monaten ein Nat-Charmer und gehört auch zu unserem Jade-Circle.« Verstört blieb Faye stehen. Sie merkte, wie ein Zittern ihren Körper durchlief und ihre Handflächen feucht wurden. Die Angst um Luke raubte ihr den Verstand. Außer Kontrolle wirbelten ihre Gedanken durcheinander.
Sie hatte niemals im Leben darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn Luke vor
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