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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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an Medusa, die mit ihrem Blick einen Mann zuerst in Stein verwandelte, bevor sie ihn langsam und qualvoll tötete. Trotz des Ernstes der Lage, in der sie sich befanden, unterdrückte er nur mühsam ein Schmunzeln. Dieses Mädchen war wirklich eine Kämpferin. Und sie sah verdammt süß aus, wenn sie wütend war, und das war sie jetzt – eindeutig.
    »Wir kommen schon klar. Aber bist du dir wirklich sicher, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind?«, fragte Luke.
    »Todsicher«, erwiderte Quin ruhig.
    »Na, das beruhigt mich ja ungemein. Ich führe also ein tribales, tödliches Dämonensiegel auf einem unwegsamen todsicheren Weg spazieren. Besser könnte die Nacht nicht anfangen.«
    »Wir haben es gleich geschafft. Es ist nicht mehr weit«, entgegnete Liam, der sich im Gegensatz zu Quin dicht an Fayes Seite hielt und sich dem Schritttempo der Geschwister mühelos anpasste. Von den nahen Klippen strömte ihnen der aufkommende Wind entgegen. Die salzige Meeresluft war getränkt mit dem erdigen Geruch der Seal Rock Cliffs und den Klängen rhythmischer Trommeln und leise lockender Glöckchen.
    Angespannt marschierte Quin weiter vorneweg; er schmeckte das Salz in der Luft und war hochkonzentriert. In den wenigen Moongadawnächten, in denen man das Portal zu der Anderswelt öffnete, konnte alles geschehen. Ein Angriff der anderen Magierzirkel oder Dämonen, die auf eine unbedachte Bewegung von ihnen lauerten, um sich ihrer Körper zu bemächtigen. Aus diesem Grund bemühte er sich, so leise wie möglich zu sein.
    Die anderen hingegen, inklusive seinem Bruder, bewegten sich wie die Poltergeister über das Kliff. Selbst ein taubstummer Natdämon konnte sie schon Meilen vor ihrer Ankunft auf dem Moon-Markt hören. Ganz besonders Liam benahm sich in dieser Nacht außergewöhnlich töricht. Quin wusste, dass sein Bruder es liebte, anderen Menschen Geschichten zu erzählen und ellenlange Vorträge zu halten. Mit Sicherheit wäre aus ihm ein exzellenter Hochschullehrer geworden, wenn er sein Studium beendet hätte.
    Dass er es wegen ihm zurückgestellt hatte, um ihren Lebensunterhalt mit der Karateschule zu finanzieren, rechnete Quin ihm hoch an. Doch sein gockelhaftes Herumschwänzeln um Faye fand er zum Kotzen. Missmutig trabte er weiter und hörte notgedrungen zu, wie Liam dem Mädchen letzte Instruktionen für den Tanz gab. »Ich würde dir raten, dass du Erarchon, den Dämon der Wahrheit, zu beschwören versuchst«, riet Liam ihr vorsichtig.
    »Warum gerade ihn?«
    »Weil er ziemlich leicht zu beschwören ist. Sein kompletter Name ist zwar sehr kompliziert auszusprechen, aber das üben wir kurz vor dem Tanz noch ausführlich. Was für dich von Vorteil ist, ist dass er ein Hybrid ist. Er ist halb Wolf, halb Mensch – und er ist männlich. Das heißt, dass er mit Vorliebe bei gutaussehenden Tänzerinnen erscheint.«
    »Großartig«, grollte Quin säuerlich, doch niemand schenkte ihm Beachtung. Unverdrossen fuhr Liam mit seinen Erklärungen fort.
    »Jeder Ice Whisperer besitzt einen geheimen wahren Namen, mit dem ihn sein Magiermeister oder der Nat-Charmer zu Gehorsam zwingt. Bereits die erste ausgesprochene Silbe seines Namens schwächt den Dämon enorm. Wenn du es schaffst, ihn komplett auszusprechen und den Dämonennamen in einer Beschwörung dreimal nennst, wirst du für die Zeit der Seance der neue Meister des Ice Whisperers. Doch seinen wahren Namen auszusprechen, ist sehr gefährlich. Die absurden und verschnörkelten Silben müssen völlig fehlerfrei aufgesagt werden. Dabei transportiert jede einzelne Silbe so viel dämonische Essenz von der Anderswelt hinauf, dass die volle Namensnennung qualvolle Schmerzen bereitet. Nur mit sehr kontrollierter, außergewöhnlicher Willensstärke überlebt ein Magier oder ein Nat-Charmer das Aussprechen bei heilem Verstand.«
    Das ist wirklich großartig, dachte Quin im Stillen. Liam war ein Meister im Mutmachen. Jetzt tanzte das Mädchen also nicht nur, um das Leben ihres Bruders zu retten, sondern musste auch noch aufpassen, dass sie nicht vom Wahnsinn überrannt wurde. Die Aussichten wurden von Minute zu Minute düsterer für sie. Mit einem Anflug von Galgenhumor hoffte Quin, dass sie Variante A als Erstes erreichte, bei allem anderen würde er ihr helfen, bevor der Ice Whisperer sie anfiel. Unauffällig schielte er nach hinten und bemerkte, wie Faye sich nervös den angespannten Nacken massierte.
    Neben ihr brummte Luke etwas Unverständliches vor sich hin und marschierte, sich

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