Tanz im Feuer
Erst hatte sie sich ewig herumgewälzt, um dann nach kaum zwei Stunden unruhigem Schlaf, hellwach wieder aufzuwachen. Sie hatte versucht, sich durch Lesen abzulenken, aber nach einer halben Seite entnervt aufgegeben, weil sie keinen einzigen Satz aufnehmen konnte. Ab halb vier hatte sie auf die Morgendämmerung gewartet, die sie schließlich erlöst hatte.
Sprachlos vorVerblüffung hatte sie gestern Abend zugeschaut, wie Chad seinen dunkelbraunen Blazer von der Sessellehne genommen, ihn übergezogen und dann dieWohnungstür aufgemacht hatte. Als er sich umgedreht hatte, um sich mit dieser knappen, halb ironischen Bemerkung von ihr zu verabschieden, hatte er ihr noch einmal freundschaftlich zugeblinzelt. Dann war dieTür hinter ihm ins Schloss gefallen. Mit offenem Mund und großen Augen hatte sie dieWohnungstür angestarrt, als wäre sie gerade aus einemTraum aufgewacht.War das eben wirklich passiert, oder hatte sie sich alles nur eingebildet? Gab es Chad Dillon tatsächlich, oder war er nur ein Hirngespinst?
Sie hatte verständnislos den Kopf geschüttelt und sich umgedreht. Auf demTisch hatte noch das Glas gestanden, aus dem er getrunken hatte. Gedankenversunken hatte sie beide Gläser hochgenommen und in die Küche getragen.
Sie wusste immer noch nicht, was sie von diesem Mann halten sollte. Auf den ersten Blick war er ihr schmuddelig und gefährlich vorgekommen; sie hatte Angst gehabt, dass er ihre Lage ausnutzen würde. Erst als er sich fürsorglich um sie gekümmert und ihr so selbstlos beigestanden hatte, hatte sie ihre Meinung über ihn geändert. Als er damals aus ihrem Krankenzimmer verschwunden war, hatte sie ihn mit einem R ohdiamanten verglichen, der unter seinem ungeschliffenen Äußeren einen prachtvollen Kern verbarg. Doch seit gestern Abend stimmte auch dieses Bild nicht mehr. Gestern hatte er sich ihr von einer ganz anderen Seite gezeigt. Seine elegante Kleidung ließ auf guten Geschmack und sein Benehmen auf eine gute Erziehung schließen; womit noch nichts über seinen Charme gesagt war. Oder seinen Kuss …
Es reizte sie, über ihn nachzudenken, daran gab es keinen Zweifel. Aber all ihre Schlüsse blieben reineVermutungen. Abgesehen davon, dass seine Mutter ähnlich über Kartoffelsalat dachte wie ihre, hatte sie auch diesmal so gut wie nichts über ihn erfahren. Sie wusste immer noch nicht, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente oder wo er wohnte. Im Grunde war er ihr immer noch genauso fremd wie damals, als er durch ihr Autofenster zu ihr hineingeschaut hatte.
Trotzdem – als er sie geküsst hatte, da hatte sie seinen Kuss mit einem Feuer erwidert, von dem sie bis dahin selbst nichts geahnt hatte. Sie hatte sich nie für besonders sinnlich gehalten. Natürlich war sie nicht prüde, aber im Grunde war ihr Sex nie besonders wichtig gewesen. Sie und Greg hatten ihren Spaß miteinander gehabt, meistens jedenfalls, auch wenn Greg es manchmal für ihren Geschmack zu eilig gehabt hatte; aber sie konnte sich nicht erinnern, dass sie sich jemals so berauscht und aufgewühlt gefühlt hatte wie gestern, als Chad sie geküsst hatte.Wenn sie mit Greg ins Bett gegangen war, hatte sie immer das Gefühl gehabt, auf dieseWeise ihrer Liebe zu ihm auch körperlichen Ausdruck zu geben. Seit dem Kuss gestern hatte sie die düstere Ahnung, dass das bei Chad ganz anders sein würde. Es schien ihr durchaus möglich, dass sie mit ihm in Dimensionen vorstoßen würde, von denen sie bislang nichts geahnt hatte.Wenn er so liebte, wie er küsste, war es bestimmt ein unvergleichliches Erlebnis, mit ihm zu schlafen.
Noch lange, nachdem er gegangen war, hatte sie ein bis dahin unbekanntes Ziehen im ganzen Körper gespürt. Ihr Unterleib hatte sich unangenehm leer angefühlt, ihre Brüste hatten gekribbelt, und ihre Kehle war vor Erregung wie zugeschnürt gewesen.
Zerstreut hatte sie den Fernseher eingeschaltet, war aber zu unruhig gewesen, um davor sitzenzubleiben. Rastlos hatte sie in der Küche herumgeräumt und dann beschlossen, ins Bett zu gehen, in der Hoffnung, dort R uhe zu finden.
Aber kaum war sie unter die Decke geschlüpft, da spürte sie überdeutlich den weichen Stoff ihres Nachthemds an ihrenWaden und Schenkeln. Unruhig drehte sie den Kopf zur Seite, nur um Chads dezentes, herbes Parfüm in ihrem Haar zu riechen. Bei jeder Bewegung rieb der Spitzenbesatz ihres Nachthemdes über ihre Brüste und machte ihr wieder bewusst, wie steif und hart ihre Brustwarzen waren.Wütend zog sie das Kissen unter
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