Tanz im Feuer
ihrem Kopf hervor und presste es sich auf den Busen, um sich zu beruhigen, aber der Stoff war, wie sie augenblicklich feststellte, viel zu weich. Sie brauchte etwas Festeres. Etwas sehr viel Festeres. Etwa so fest wie Chads muskulöse, breite Brust.
Messerscharf registrierte ihr Gehirn jedes Geräusch, jede Bewegung, jede Berührung, jeden Geruch. Statt müde zu werden, fühlte sie sich überwach. Unruhig suchte ihre Zunge nach den letzten Spuren von Chads Geschmack in ihrem Mund. Immer wieder fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen, die sich noch geschwollen anfühlten und bei jeder Bewegung angenehm prickelten. Man hätte fast glauben können, ihre Sinne wären jahrelang eingesperrt gewesen und nun aus ihrem Gefängnis entkommen, um ihr eine Orgie neuer, unbekannter, reizvoller Sinneseindrücke zu bescheren. Ständig tauchten, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte, neue wollüstige Fantasien vor ihrem geistigen Auge auf.
Sie wollte einen Mann.
Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, und schob das Kissen auf ihrer Brust nach oben, bis sie ihr brennend heißes Gesicht darin vergraben konnte. Mein Gott.Wie lange war es schon her? Über ein Jahr. Sie schämte sich vor sich selbst, aber es gab keinen Zweifel. So peinlich ihr diese Fantasien auch waren – schließlich war sie eine junge Mutter, und junge Mütter wurden meist als geschlechtslosesWesen dargestellt, die ausschließlich für ihre Kinder existierten –, sie wollte einen Mann neben sich … und in sich spüren.
Nein, sie wollte nicht irgendeinen Mann. Sie wollte Chad.
Selbst jetzt wollten diese Fantasien nicht verschwinden. Plötzlich ärgerte es Leigh, dass sie sich so wenig in der Gewalt hatte. Sie richtete sich auf, warf einen Blick auf ihre schlafendeTochter und schalt sich selbst: »Mach dich nicht lächerlich, Leigh. Du führst dich auf wie eine dumme Gans.« Energisch warf sie die Bettdecke zurück und stand auf. »Du bist mir eine schöne Femme fatale. Du hast ja nicht mal Kaffee im Haus.« Sie ging ins Bad und nahm eine heiße Dusche, die, so hoffte sie, die lästigen Fantasien vertreiben würde.
Nach einer ausgiebigen Bürstenmassage und mit frisch gewaschenem Haar kehrte sie ins Schlafzimmer zurück. In der Nacht war Nordwind aufgekommen, deshalb suchte sie sich ein paar warme Sachen heraus. Sie frisierte sich gerade, als Sarah sich zu räkeln und leise zu jammern begann.
Leigh warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und trat dann an dieWiege.
»Guten Morgen, mein Schatz«, begrüßte sie ihreTochter leise, nahm sie hoch und drückte sie an ihre Brust. »Erst kriegst du eine saubereWindel, dann gibt’s für uns beide Frühstück, einverstanden?« Sie gab Sarah einen zärtlichen Kuss, legte sie auf dieWickelkommode und zog ihr die durchnässteWindel aus.
»Wahrscheinlich sehen wir ihn nie wieder«, erklärte sie ihrem Baby, während sie den kleinen Popo sauberwischte. »Ich glaube, er wollte bloß seine Neugier befriedigen. Er hat wohl Angst gehabt, irgendwas bei uns angerichtet zu haben, als er uns geholfen hat.« Sie nahm eine frischeWindel aus der Kommodenschublade und zog sie Sarah an.
Wenig später saßen beide in der Küche. Leigh hatte eineTasseTee, Sarah ein Schälchen Cornflakes vor sich. Mit Engelsgeduld schob Leigh ihrerTochter einen Plastiklöffel voll Cornflakes nach dem anderen in den Mund. »Gut, er hat deine Mama geküsst, aber das heißt überhaupt nichts. Er scheint ganz schön Übung im Küssen zu haben. Ich möchte nicht wissen, wie viele Frauen ihm zu dieser Kussfertigkeit verholfen haben.Wahrscheinlich ist ihm in letzter Minute ein R endezvous geplatzt, und er hatte gerade nichts Besseres zu tun, als uns zu besuchen. Meinst du nicht auch?« Blitzschnell fing sie Sarahs Hand ab, bevor sie in die Cornflakesschüssel patschen konnte.
Sarah versuchte ihre Hand aus dem Griff ihrer Mutter zu befreien und schob dabei angestrengt die Zunge zwischen die kleinen, nassen Lippen, so dass ihr die Cornflakes aus dem Mund fielen und übers Kinn rutschten. Leigh fing sie mit dem Löffel wieder ein und bugsierte sie in Sarahs Mund zurück.
»Weißt du, er sieht wirklich gut aus«, fuhr sie währenddessen fort. »Groß, kräftig und … äh … hart. Glaub mir, Sarah, als er mich so an seine Brust gedrückt hat, da wurde mir ganz anders.« Der nächste Löffel Cornflakes wanderte in Sarahs weit aufgerissenen Mund. »Aber du darfst nicht denken, dass er brutal ist«, stellte sie sofort klar. Mit
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