Tanz im Feuer
…«
»George, ich bin hier, weil ich die Dame meines Herzens zum Essen ausführen will.« Chad brachte den Haustechniker mit einem scharfen Blick zum Schweigen. »Ich habe nicht vor, ihre oder meine Zeit damit zu verplempern, mit euch zu quatschen.«
Die Männer lachten und musterten Leigh unauffällig. Ihr war klar, dass ihre Gehilfen sie in diesem Augenblick zum ersten Mal als Frau und nicht mehr als Chefin wahrnahmen. Sie merkte, wie sie rot wurde. Chad löste die Spannung, indem er den Arm um sie legte. Leigh versuchte, sich ihreVerwirrung nicht anmerken zu lassen, und schaute auf die Uhr. »Also …« Sie merkte, dass ihre Stimme heiser klang, und räusperte sich. »Meinetwegen können wir jetzt Mittagspause machen.Wir treffen uns in … einer Stunde wieder hier.«
Chad zog enttäuscht die Brauen hoch und sah sie treuherzig an. »In anderthalb Stunden«, korrigierte sie sich seufzend.
Die Männer grinsten, stießen sich gegenseitig mit dem Ellbogen in die Rippen oder zwinkerten Chad verschwörerisch zu, dann suchten sie ihre Sachen zusammen und verstreuten sich. Zu Leighs großer Erleichterung nahm Chad endlich den Arm von ihrer Schulter, bot ihr seinen Ellenbogen an und führte sie weg. Als sie ein paar Schritte gegangen waren, fragte er: »Wo hast du dein Büro?«
»Neben Sakowitz.«
»Du wirst deinen Mantel brauchen«, erklärte er ihr. »Es ist kalt draußen.«
»Wir können doch im Einkaufszentrum bleiben«, wandte sie ein. »Es gibt eine ganz gute Salatbar im …«
Er wedelte wegwerfend mit der Hand. »Hasenfutter«, meinte er abfällig. »Außerdem habe ich Sarah gestern versprochen, dass ich dich ein bisschen aufpäpple.« Er gab Leigh keine Gelegenheit zum Protest, sondern fragte sofort nach: »Wo ist Sarah jetzt?«
»Bei uns in der Nachbarschaft wohnt eineTagesmutter. Sie passt auf die Kinder von arbeitenden Eltern auf. Immer wenn ich länger im Einkaufszentrum arbeiten muss, bringe ich Sarah zu ihr. Ich glaube, Sarah mag sie sehr gern.« Sie dachte daran, wie sie Sarah am Morgen hingebracht hatte. Als das Kleine dieTagesmutter gesehen hatte, hatte es gestrahlt und fröhlich mit Armen und Beinen gezappelt. Leigh hatte ihr Kind anfangs nur schlechten Gewissens weggegeben, aber ihrerTochter schien die vorübergehendeTrennung nichts auszumachen.
»Ach ja«, riss Chad sie aus ihren Gedanken. Er fasste in seine Jackentasche und zog einen Zettel heraus. »Hier ist meineTelefonnummer. Ich habe meinen Anschluss nicht insTelefonbuch eintragen lassen, weil ich oft für längere Zeit weg bin.« Er grinste schief. »Warum sollte ich da anderen unnötig Platz imTelefonbuch wegnehmen?«
Sie nahm den Zettel, schaute sich die Nummer kurz an und steckte ihn dann in das Seitenfach ihrer Umhängetasche. Im Stillen fragte sie sich, wann und ob sie ihn wohl jemals anrufen würde.
»Du kannst anrufen, wann immer du möchtest.« Er sah sie aufmunternd an.
Sie bahnten sich ihrenWeg durch die Menschen, die im Kaufrausch von Geschäft zu Geschäft hetzten oder gelangweilt von Fenster zu Fenster schlenderten, bis sie zu dem kleinen Büro kamen, das die Geschäftsleitung des Einkaufszentrums Leigh zurVerfügung gestellt hatte. Es befand sich in der abgelegensten Ecke, war fensterlos und kaum mehr als ein kleines Lager, in dem Leigh ihre R equisiten verstauen konnte. Leigh zog sich nur kurz ihren Mantel an und stellte dieTasche auf dem Schreibtisch ab, dann machte sie sich auf denWeg zum Ausgang.
DerTruck parkte direkt vor dem Haupteingang. Im Gegensatz zu seinem Besitzer sah er noch genauso schmutzig und heruntergekommen aus wie bei ihrer ersten Begegnung. Chad zog eineWerkzeugkiste aus dem Fußraum vor dem Beifahrersitz und warf sie auf die Ladefläche, bevor er Leigh beim Einsteigen half. In der Kälte sprang derWagen schlecht an, doch nach einigen Anlassversuchen und ein paar aufmunterndenWorten von Chad erwachte der Motor keuchend und ächzend zum Leben. Kurz darauf fuhren sie vom Parkplatz auf die Straße. Chad schien bereits entschieden zu haben, wo sie essen würden. Leigh ließ sich gern überraschen und störte sich nicht daran, dass er sie nicht nach ihrer Meinung gefragt hatte.
»Chad, kommst du eigentlich aus Midland?«, fragte sie nach einerWeile. »Ich meine, weil George und die anderen dich kennen.«
Er nickte, setzte den Blinker und bog links ab. »Ich bin hier geboren und zwölf Jahre lang zur Schule gegangen, bevor ich auf dieTechnische Universität ging. Die meisten, die schon länger in der
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