Tanz im Feuer
Stewart Dillon, und seine Frau eilte sofort zu ihm, um ihm Sarah vorzuführen. »Eines muss man dir lassen, Chad«, meinte er zu seinem Sohn, nachdem er mit dem Zeigefinger über SarahsWange gestrichen hatte. »Du hast Geschmack – selbst als Geburtshelfer.« In einer liebevollen Geste legte er Chad die Hand auf den Arm. Es war offensichtlich, wie viel diese Menschen füreinander empfanden.
Bereits eine halbe Stunde später hatte Leigh das Gefühl, die Dillons schon ewig zu kennen, so herzlich hatten Chads Eltern sie bei sich aufgenommen. Das Haus strahlte, genau wie seine Bewohner, Behaglichkeit und Freundlichkeit aus. Die Möbel waren alt und bequem, und die Dielen unter den riesigen, altenTeppichen knarrten gemütlich. Allen Räumen, die Leigh bis jetzt gesehen hatte, war anzusehen, wie lange die Dillons schon hier lebten und wie sehr sie ihr Haus liebten.
Leigh hatte nie lange an einem Ort gelebt. Die militärische Laufbahn ihresVaters hatte es mit sich gebracht, dass sie während ihrer ganzen Kindheit und Jugend alle paar Jahre umgezogen war. Sie hatte sich immer danach gesehnt, einmal ein echtes Zuhause zu haben, und Familien wie die Dillons heimlich beneidet.
Während das Feuer munter im Kamin knisterte, schlürften sie alle heißen Preißelbeersaft, der ausgesprochen köstlich schmeckte. Auf Leighs beiläufige Frage hin verriet ihr Amelia sofort das R ezept, das auf einem eilig herbeigeholten Notizblock niedergeschrieben wurde. Sarah bekam einen Butterkeks, an dem sie zufrieden herumlutschte. Amelia hatte dem Baby eine Schürze um den Hals gebunden, damit das neue Kleidchen keine Flecken bekam.
Überall imWohnzimmer waren familiäre Erinnerungsstücke aufgestellt, lagen handgehäkelte Decken herum und hingen Bilder von Chad in jedem Alter an denWänden. Eine riesige Norfolktanne wartete vor einem der großenTürfenster darauf, geschmückt zu werden.
Amelia nahm Leighs Angebot, in der Küche zu helfen, gerne an. Leigh deckte denTisch in dem kleinen, altmodisch eingerichteten Esszimmer und machte den Kartoffelbrei, wobei sie allerdings mehr damit beschäftigt war, Amelias Flut freundlicher Fragen nach Sarah und ihr selbst zu beantworten.Während Stewart Sarah auf den Schoß nahm und mit ihr spielte, wurde Chad auf den Speicher geschickt, um die Schachtel mit dem Christbaumschmuck herunterzuholen.
»Und wenn du schon oben bist«, rief ihm seine Mutter nach, als er gerade dieTreppe hinaufsteigen wollte, »dann bring doch gleich das Hochstühlchen mit runter.«
Er musste ein paar Mal gehen, weil er nicht alles auf einmal tragen konnte. Die schweren Schritte auf der Holztreppe schallten durchs ganze Haus. Bis er alles heruntergebracht hatte, war auch schon das Essen fertig.Trotzdem kam er zu den beiden Frauen in die Küche, um sich zu erkundigen, ob noch etwas zu tun sei. »Wasch dir die Hände, Chad, und trag den Braten rüber«, erklärte ihm seine Mutter, während sie ihre Schürze losband und an einen Haken neben der Küchentür hängte. »Leigh, wenn du den Gemüsepudding aus dem Kühlschrank holst, setze ich inzwischen Sarah in den Hochstuhl.«
»Sie hat noch nie in einem gesessen. Sie kann sich noch nicht selbst aufsetzen«, wandte Leigh ein, aber Amelia war schon auf demWeg ins Esszimmer.
»Lass mich nur machen«, rief sie Leigh zuversichtlich über die Schulter zu.
Chad wusch sich am Spülbecken die Hände, während Leigh die geborgte Küchenschürze ablegte und dieTür des riesigen, leise brummenden Kühlschranks aufzog. Die Gemüsegrütze war auf eine ausladende Kristallplatte gestürzt worden, die so schwer war, dass Leigh sie mit beiden Händen tragen musste. Chad tauchte neben ihr auf, als sie gerade die Platte aus dem Kühlschrank ziehen wollte.
»Du bist wunderschön heute, Leigh«, flüsterte er leise. »Meine Eltern mögen dich. Ich habe gewusst, dass du ihnen gefallen wirst.«
»Ich mag sie auch«, antwortete sie.Vorsichtig hob sie die Platte aus dem Kühlfach und machte sich auf denWeg zur Küchentür.
Sie hörte, wie er hinter ihr die Kühlschranktür zuwarf, dann spürte sie plötzlich seine Hand an ihrerTaille. Sanft, aber energisch drehte er sie zu sich herum. Er sah ihr tief in die Augen, beugte sich dann wortlos vor und küsste sie über den Gemüsepudding hinweg, der wie ein glibbriger Berg zwischen ihnen stand. Die Gefühle, die sein Kuss in ihr auslöste, drohten nicht nur die Lebenserwartung des Gemüsepuddings tragisch zu verringern, sondern versetzten auch Leighs
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