Tanz im Feuer
wir werden den Nachtisch ausfallen lassen müssen«, meinte Leigh bedauernd. »Vielleicht können wir ihn ja zu Hause nachholen.«
»Dann sollten wir keine Zeit verlieren; sie haben hier zwar gute Nachspeisen, aber ich wette, deine ist besser«, antwortete Chad augenzwinkernd. Unwillig, auch nur eine Sekunde länger zu warten, schob er seinenTeller zurück und rief den Kellner zum Zahlen herbei.
Trotz dieser Anspielung verbrachten sie den Abend, genau wie die anderen, in R uhe und traulicher Zweisamkeit. Chad verabschiedete sich wie jeden Abend noch vor elf Uhr. Der lange, wehmütige Abschied wurde jedes Mal zur Qual; fast verzweifelt klammerten sie sich aneinander, als könnten sie nicht mehr voneinander lassen.Trotz seiner ironischen Neckereien und zweideutigen Bemerkungen unternahm Chad keine sexuellen Annäherungsversuche, die über einen innigen Kuss und eine liebevolle Umarmung hinausgegangen wären. Leigh hatte beinahe den Eindruck, er wollte ihr demonstrieren, dass er sie nicht nur heiraten wollte, weil sie sexuell so gut harmonierten.
So saßen sie aneinandergekuschelt auf dem Sofa und sahen fern, obwohl Leigh, wäre sie danach gefragt worden, nicht hätte sagen können, was sie anschauten. Sie genoss seine Nähe und das Gefühl von Geborgenheit, das sie in seinen Armen empfand. Irgendwie, erkannte sie, gab er ihrem Leben eine ganz neue Dimension. Auf mysteriöseWeise machte er es tiefer und intensiver.
Unsinnigerweise war es ihr unangenehm, dass ihr Leben, seit er darin aufgetaucht war, so viel leichter und angenehmer geworden war. Mit leisem Unbehagen beobachtete sie, wie sie immer abhängiger von ihm wurde.
Er begleitete sie zum Einkaufen, unterhielt sich dabei und nahm Sarah auf die Schulter, wenn sie nicht mehr im Einkaufwagen sitzen wollte.Widerstrebend musste Leigh zugeben, dass viele Dinge mit vier Händen viel einfacher zu erledigen waren als mit zweien. Er holte die Einkaufstüten aus dem Kofferraum, schleppte sie in die Küche und verstaute alles in den Schränken, während sie das quengelnde Baby aus seinem Autositz befreite und ins Haus trug. Früher hatte Leigh erst das eine erledigen müssen, um sich danach dem anderen zuzuwenden, und das war viel zeitaufwendiger gewesen.
Es kam so weit, dass sie ihn zu vermissen begann, wenn er nur ein paar Stunden weg war. Sanft und liebevoll, aber unermüdlich versuchte er sie zu überzeugen, dass sie ihre Bedenken über Bord werfen und ihn so bald wie möglich heiraten sollte.
Trotzdem konnte sie sich immer noch nicht überwinden, sich ganz und gar an ihn zu binden. Es brauchte nur einen Anruf, und schon würde er aus ihrem Leben verschwinden und monatelang von ihr getrennt sein.Wie sie diese endlos langen Monate überstehen sollte, wenn sie erst mit ihm verheiratet wäre, war ihr unvorstellbar. Sie wusste genau, dass sie in ständiger Angst leben würde. Immer würde sie um sein Leben fürchten müssen, nie könnte sie sicher sein, dass er zu ihr zurückkehrte. Natürlich schwor er ihr immer wieder, dass ihm bestimmt nichts passieren würde und dass er immer zu ihr zurückkäme. Genau wie Greg damals. Nein, Leigh glaubte nicht, dass sie die Kraft hatte, noch einmal in dieser Ungewissheit zu leben. Außerdem war sie nicht sicher, ob sie in seinen Freundeskreis passte. Bestimmt würden sich seine Freunde fragen, warum Chad, der doch jede Frau haben konnte, sich ausgerechnet an eineWitwe mit Kind fesselte. Sie war keine ehemalige Debütantin; sie war ein Militärgewächs.Was würden seine Freunde von ihr halten?Würden sie sich nicht hinter ihrem R ücken über sie lustig machen?Würden sie Chad nicht mehr oder weniger offen bemitleiden, und würde er sich nicht irgendwann von ihrer Abneigung anstecken lassen?
Diese Fragen gingen ihr durch den Kopf, als sie sich am Freitagnachmittag für die Party umzog.
Chad hatte noch einmal betont, dass es sich um eine ganz zwanglose Feier handelte, deshalb entschied sie sich für einen wadenlangen Leinenrock mit breitem Spitzenbesatz am Saum. Dazu trug sie braune Lederstiefel und eine weiße Baumwollbluse, die mit ihren dezenten Puffärmeln und dem hoch aufgeschlossenen, spitzenverzierten Kragen an die Mode der Jahrhundertwende erinnerte. Sarah wurde wieder einmal in den Jeansoverall gesteckt, der Chad so gut gefiel.
»Ihr seht beide fantastisch aus«, sagte Chad bewundernd, als sie auf sein Klopfen hin dieTür öffnete und ihn einließ, »aber du bist eindeutig zu fein angezogen.« Er selbst trug abgewetzte
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