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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Bank und eilte zum Straßenrand, als wollte sie den Verkehr aufhalten. Dylan wandte sich wieder dem Baum zu. Die Wurzeln waren blank geschabt, an manchen Stellen zersplittert; ein idealer Ort für Pilzbefall. Lebende Organismen waren so verletzlich.
Eigentlich sollte Isabel mit Chloe am Stand arbeiten,
dachte er.
    Das Auto näherte sich, und als er zur Straße hinüberspähte, kam es ins Blickfeld. Er erkannte es auf Anhieb und ließ die Schere sinken, als Jane am Straßenrand neben dem Lattenzaun parkte und ausstieg. Er sah, wie Chloe von der Bank aufsprang, hörte Janes Schuhe auf dem Kies knirschen. Sie war gertenschlank und sah durchtrainiert aus, ein Wildfang in Jeans und schwarzem Pullover, die Haare so dunkel und glänzend wie Chloes.
    »Du bist unsere erste Kundin!«, begrüßte Mona sie.
    »Aha! Dann könnt ihr meinen Dollar einrahmen!«
    »Von dir nehmen wir kein Geld«, lachte Chloe. »Du hast die Pasteten ja gebacken!«
    »Das geht schon in Ordnung.« Jane holte ihre Geldbörse heraus, nahm sich eine Pastete und reichte den Mädchen das Geld. »Das ist eine symbolische Geste, weil ich der Überzeugung bin, dass dieser Apfelstand der beste im ganzen Nordosten ist …«
    »Im ganzen Nordosten«, rief Mona und stieß Chloe mit dem Ellbogen an. »Ich wünschte, deine Mutter würde genauso denken!«
    Jane schwieg, aber Dylan sah, wie sich ihre Augen weiteten, als wartete sie darauf, mehr zu erfahren.
    »Ihre Eltern trauern«, erklärte Mona kichernd. »Sie hatten hochfliegende Pläne mit ihr, sie sollte nicht am Obststand der Familie enden … sie sollte einen tollen Beruf ergreifen …«
    »Kassiererin im Supermarkt!« Chloe brach in schallendes Gelächter aus.
    Jane lächelte, als hätte sie Verständnis für den Scherz, sei aber zu gut erzogen, um auf Kosten gleich welcher Eltern zu lachen. Das gefiel Dylan. Sie stand einfach da, in diplomatisches Schweigen gehüllt, und wartete darauf, dass das Gelächter der Mädchen verebbte.
    »Was hat der Delfin zu bedeuten?« Jane deutete auf das Transparent.
    Chloes Lachen erstarb, machte einem Lächeln Platz, und je mehr sie sich bemühte, es zu unterdrücken, desto breiter wurde es. Dylan schob sich langsam nach vorn; er hätte ebenfalls gerne gewusst, was es mit dem Delfin auf sich hatte.
    »Sag schon, Chloe«, meinte Mona.
    »Er schützt vor Haien.«
    »Haie? In einer Plantage?«, fragte Jane.
    »Der Surfer behauptet, das funktioniert«, sagte Mona.
    Die Mädchen begannen zu kichern, dann brachen sie in haltloses Gelächter aus, und Mona kreischte in den höchsten Tönen. Dylan wusste, dass jetzt fürs Erste nichts mehr ging. Chloe und Isabel brachen früher oft in regelrechte Lachkrämpfe aus. Jane lächelte nur, genoss sichtlich die Lachsalven der Mädchen. Ihr Anblick weckte in ihm den Wunsch, sich der ausgelassenen Gesellschaft anzuschließen, und so lehnte er seine Schere an den Baumstamm und bahnte sich den Weg durch die Plantage.
     
    Jane war überglücklich. Die Situation war ganz nach ihrem Geschmack. Sie genoss das Beisammensein mit Chloe und ihrer Freundin, den Scherz, der nur Eingeweihten verständlich war. Die Sonne schien, ließ Chloes dunkles Haar wie Onyx schimmern. Das Delfin-Transparent kräuselte sich im Wind. Die Mädchen blickten hoch, brachen abermals in Lachsalven aus.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte Dylan, als er sich durch eine Lücke im Zaun zwängte.
    »Delfine in einer Apfelplantage«, quiekte Mona. »Juhu!«
    »Aha, ich verstehe.« Dylan sah Jane mit hochgezogener Augenbraue an. »Sie auch?«
    »Voll und ganz«, lächelte sie.
    »Hallo, Jane«, sagte er.
    »Hallo, Dylan.«
    »Stimmt, ihr beiden kennt euch ja«, sagte Chloe. »Onkel Dyl – Jane ist unsere erste Kundin.«
    Jane versuchte, eine unbeteiligte Miene aufzusetzen. Den Namen »Jane« aus Chloes Mund zu hören setzte eine Lawine von Gefühlen in Gang. Sie bekam eine Gänsehaut, als hätte sie Schüttelfrost.
    »Es kann doch nicht angehen, dass Jane eine Pastete kaufen muss, die sie selber gebacken hat.«
    »Habe ich auch gesagt.« Chloe lächelte. »Aber ich werde ihren Dollar einrahmen. Ich freue mich, dass er von Jane stammt.«
    Wieder der Name, wieder der Gefühlsaufruhr.
    »Ihr habt den Stand wunderbar hergerichtet«, sagte Jane und sah ihr in die Augen.
    »Findest du?« Chloe legte den Kopf schief und errötete.
    »Ja, finde ich. Stimmt’s, Dylan? Ist er nicht phantastisch geworden?«
    »Es fällt mir schwer, objektiv zu sein«, erwiderte er. »Dem Rest der

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