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Tanz im Mondlicht

Tanz im Mondlicht

Titel: Tanz im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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keinen Ton über die Lippen. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Die Gefühle übermannten mich. Und das vor allen Leuten … meine Schwiegereltern starrten mich entgeistert an, und ihre sonnenverbrannten Freunde machten den Eindruck, als hätten sie am liebsten das Weite gesucht. Und Amanda …«
    Janes Augen sahen immer noch ein wenig traurig aus, aber sie waren auch mutwillig und voller Wärme. Dylan stand bewegungslos da, zwang sich, tief durchzuatmen. Er löste sich aus dem Bann des Augenblicks, betrachtete ihn aus der Distanz. Er fühlte sich wohl in Janes Gesellschaft. Sie warf ihm einen spöttischen, wissenden Blick zu, als würde sie ihn schon ein Leben lang kennen.
    Seltsam war, dass es ihm genauso ging. Jane Porter hatte etwas an sich, das ihn an seine Lieblingsschuhe erinnerte, im positiven Sinne. Er hatte das Bedürfnis, sich niemals von ihr zu trennen. Wie konnte das geschehen?
    Er war in seinem Leben gewissermaßen auf der Schnellspur unterwegs gewesen, auf der die Liebe vernachlässigt wurde. Harvard, Marshal Service, Washington, D. C. Amanda war hübsch, ihr Vater ein Mann mit Verbindungen zur Politik, sie stammte aus Rhode Island. Sie war seine erste ernstzunehmende Freundin und wurde seine Frau. Doch als er Jane nun ansah mit ihren traurigen Augen und dem zaghaften Lächeln, wurde ihm bewusst, dass er immer etwas vermisst hatte.
    Er hatte genau das vermisst, was gerade in seinem Herzen vorging, was immer es auch sein mochte. Sein Mund war trocken. Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu schließen, hatte aber Angst, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Ihm gefiel, dass sie sich für Chloe interessierte. Und für Isabel.
    Auch jetzt schweifte ihr Blick zu dem Foto der beiden zurück. Sie schien sich rundum wohl in seiner Küche zu fühlen, lehnte sich an die Frühstückstheke.
    Wäre es denkbar gewesen, mit Amanda in der Küche herumzustehen? Niemals. Bei ihr wurden die Drinks auf einem Silbertablett serviert und auf die Terrasse hinausgetragen. Dazu gab es Musik von Vivaldi aus der Stereoanlage. Klassische Musik gehörte einfach dazu. Stets hallten die Klänge des einen oder anderen Orchesters durch das Haus.
    Dylan liebte die leichte Muse, Fiedeln und Gitarren. Steave Earl und die BoDeans. Emmylou Harris. Er mochte seinen Pick-up, den er als »Sammeltransporter« bezeichnete. Wenn er Löcher grub, um seine Wurzelschösslinge einzupflanzen, fühlte er sich wahrhaftig und lebendig. Die Erde erinnerte ihn an das Leben – woran auch sonst? Wurzeln, Erde, Leben, Liebe. Und Jane. Er grinste stillvergnügt in sich hinein.
    »Was ist so komisch?«, fragte sie.
    »Meine Gedanken haben sich gerade auf eine Achterbahnfahrt begeben, die für mich vollkommen logisch ist, aber von dir schwer nachvollziehbar sein dürfte.«
    »Tatsächlich? Versuch’s!«
    »Wurzeln, Erde, und du, wie du leibst und lebst.«
    »Du hast die Äpfel ausgelassen«, sagte sie. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, legte den Kopf in den Nacken und küsste ihn. Heute hatte er das Gefühl, als würde ihn der Blitz treffen. Er war wie elektrisiert, zitterte von Kopf bis Fuß. Er schloss sie in seine Arme, als gelte es sein Leben. Trotz seiner achtundvierzig Jahre hatte er nie dergleichen empfunden.
    »Jane«, sagte er, als sie von den Zehenspitzen herunterging.
    »Ich konnte einfach nicht anders.« Sie sah ihn an.
    »Das freut mich. Das freut mich sehr.«
    Sie trat einen halben Schritt zurück. »Weil ich dich nämlich nicht mehr loslassen kann«, fügte er hinzu, sie noch immer in den Armen haltend.
    Sie lachte, schmiegte sich an ihn. »Gut. Weil ich nicht wüsste, was ich machen würde, wenn du es tätest.«
    Er beugte sich hinab, um sie abermals zu küssen, und ihre Lippen waren so heiß und leidenschaftlich, so erregend, dass er beinahe – nur beinahe – vergessen hätte, wie sehr er sich für Gefühle geöffnet hatte und dass sie über diesen Kuss, über diesen Augenblick der Leidenschaft hinausgingen.
    Plötzlich begann ihr Handy erneut zu läuten, leise, aber hartnäckig. Sie schenkte ihm keine Beachtung, bis es verstummte, doch dann begann es abermals. Lachend löste sie sich von ihm und holte es aus ihrer Handtasche.
    »Hallo?«
    Dylan überlegte bereits fieberhaft, wie er sie zum Bleiben bewegen konnte, falls sie wegmusste, wohin auch immer. Er lächelte, war drauf und dran, sie zu fragen, ob sie nicht mit ihm auf die Plantage kommen und zum Abendessen bleiben wollte. Doch als er ihren Blick sah, erstarb sein

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