Tanz ins große Glueck
nachdenklichen Blick zu. "Was willst du wirklich, Leah?"
"Nick", kam die Antwort sofort. Ihr Lächeln vertiefte sich, als Ruths Augen glitzerten. "Nicht so, Darling, obwohl es verlockend wäre." Sie machte eine Kunstpause. "Mir scheint, dass es seine Vorteile hat, mit ihm liiert zu sein."
Ruth kämpfte gegen den Drang an, Leah den anderen Schuh in das grinsende Gesicht zu werfen. "Was zwischen Nick und mir persönlich ist, hat mit niemand anderem etwas zu tun."
"Oh, doch. Es hat zum Beispiel mit mir zu tun."
"Was?"
"Ich habe die Absicht, Primaballerina zu werden."
"Soll das eine Neuigkeit sein?" fragte Ruth mit beißendem Spott.
"Mir ist voll bewusst", fuhr Leah, noch immer lächelnd, fort,
"dass ich Nick als Partner brauche, wenn ich ans Ziel kommen will."
"Dann hast du ein Problem." Ruth sah ihr ins Gesicht. "Nick ist mein Partner."
"Im Augenblick", stimmte Leah ihr ohne weiteres zu. "Er wird dich fallen lassen, wenn er es über hat, mit dir zu schlafen."
"Das geht nur mich etwas an", sagte Ruth leise.
"Nicks Liebschaften dauerten niemals lange. Wir haben ja das Auf und Ab über die Jahre hinweg miterlebt. Außerdem, er wird nicht mehr lange tanzen, vielleicht noch zwei Jahre. Er choreographiert sowieso schon die meiste Zeit. Und mehr als zwei Jahre brauche ich nicht", schloss Leah selbstzufrieden.
"Zwei Jahre!" Ruth lachte und schwang ihre Tasche über die Schulter. "In sechs Monaten werde ich die absolute Primaballerina sein." Der Zorn bestimmte, was sie sagte. "Nach der Fernsehsendung wird jeder im Lande wissen, wer ich bin."
Sie schob Leah zur Seite und verließ den Duschraum.
Sie kochte vor Wut, als sie auf den Ausgang zusteuerte.
"Ruth!" Nick nahm sie beim Arm, als sie auf seinen ersten Ruf nicht reagierte. "Wo gehst du hin?"
"Nach Hause", antwortete sie schroff.
"Gut." Er musterte ihr erhitztes Gesicht. "Ich bringe dich hin."
"Ich weiß, wo es ist." Sie wandte sich der Tür zu, aber er umschloss fest ihren Unterarm.
"Ich habe gesagt, dass ich dich hinbringe."
"Nun gut." Ruth zuckte die Schultern. "Mach, was du willst."
"Das tue ich meistens", entgegnete er kühl und zog sie mit sich nach draußen und zum Taxistand.
Auf dem Wege zu ihrem Apartment saßen sie schweigend nebeneinander. Ruth wusste, dass es nicht viel brauchte, um sie wie eine Rakete hochgehen zu lassen. Der Zorn kochte in ihr.
Sie schloss ihre Wohnungstür auf und überließ es Nick, ihr zu folgen oder sich umzudrehen und wegzugehen.
Von seinem Platz auf dem Sofa erhob sich Nijinsky, streckte sich kurz und sprang geräuschlos zu Boden. Pflichtbewusst umrundete er Ruths Füße, um dann sogleich Nicks Schuhe zu beschnuppern. Sie hörte, wie Nick den Kater murmelnd begrüßte. Immer noch schweigend, ging sie in ihr Schlafzimmer, um ihre Tasche auszupacken.
Volle zehn Minuten blieb sie im Schlafzimmer, beschäftigte sich mit einem Dutzend sinnloser Dinge. Ihre Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Dann fand sie, dass es allmählich lächerlich wurde, sich noch länger hier aufzuhalten. Sie band ihr Haar mit einer Kordel zurück und verließ den Raum.
Nick lag in tiefem Schlaf auf der Couch. Er lag auf dem Rücken mit einem schnurrenden Nijinsky auf seiner Brust, der sich dort gemütlich zusammengerollt hatte.
Sie konnte die dunklen Schatten unter seinen Augen sehen und die Falten der Erschöpfung um seinen Mund.
Ruth nahm die Mohairdecke von der Sessellehne und breitete sie über Nick aus. Er rührte sich kein bisschen. Nijinsky öffnete kurz ein Auge, warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und döste wieder ein. Ruth setzte sich mit untergezogenen Beinen in den Sessel und wachte über den Schlaf ihres Geliebten.
Es war dunkel, als Nick - völlig desorientiert - wach wurde.
Er presste die Hände gegen die Schläfen. Auf seiner Brust lag etwas schwer. Er tastete danach und berührte ein warmes Fellknäuel. Als Nijinsky versuchsweise seine Krallen ausfuhr, stieß Nick einen leisen Fluch aus und setzte sich auf. Er sah Licht in der Küche, blieb aber noch einen Moment lang so sitzen, bevor er aufstand und hinging.
Ruth stand am Herd. Sie hatte das Haar zurückgebunden, und er konnte ihr Profil betrachten. Es war ein schön geschnittenes Profil mit gerader Nase, glatter Stirn und leicht schrägen Augen.
Sie hatte ihre Lippen leicht geöffnet - weiche Lippen, die so freigebig sein konnten und so verführerisch schmeckten. Sie hatte den schlanken Hals einer klassischen Ballerina. Er kannte die genaue Stelle, wo die Haut
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