Tanz ins große Glueck
am empfindlichsten war.
Ruth sah sehr jung aus in dem kalten Küchenlicht, genauso wie sie ausgesehen hatte, als er ihr das erste Mal begegnet war im grellen Sonnenlicht auf dem Parkplatz vor Lindsays Tanzschule. Plötzlich drehte sie sich zu ihm um, als ob sie ihn gespürt hätte.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. "Du hast angefangen, dich zu bewegen. Ich dachte, dass du vielleicht hungrig sein würdest. Magst du Omelett?"
"Ja."
Nick lehnte sich gegen den Türpfosten, während sie sich weiter mit den Vorbereitungen beschäftigte. Ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass es kurz vor neun war. Er hatte keine zwei Stunden geschlafen, aber er fühlte sich so erfrischt, als ob er die ganze Nacht hindurch geschlafen hätte.
"Kann ich dir helfen?"
Ruth schlug die Eier in die Pfanne. "Du kannst decken. Ich bin fast fertig." Neben ihr auf der Arbeitsplatte blubberte die Kaffeemaschine.
Nick holte Teller und Tassen heraus. Und Ruth gab das erste Omelett gekonnt auf seinen Teller. "Fang schon an. Meins ist auch gleich fertig." Die geschlagenen Eier zischten, als Ruth sie in die heiße Pfanne goss. "Ich bringe den Kaffee mit."
Nick trug seinen Teller in den Essraum, während Ruth sich auf das zweite Omelett konzentrierte. Als es fertig war, stellte sie die Kaffeemaschine aus und brachte ihren Teller und die Kaffeekanne zum Esstisch.
Nick blickte auf, als sie hereinkam.
"Schmeckt's?" Sie setzte sich ihm gegenüber und füllte die Kaffeetassen.
"Sehr gut." Er nahm noch einen Bissen in den Mund. "Ich habe dir zu danken, dass du mich hast schlafen lassen. Ich brauchte den Schlaf."
"Du hast sehr müde ausgesehen", murmelte sie. "Mir ist nie der Gedanke gekommen, dass es auch für dich aufreibend sein könnte."
"Ah", sagte er leicht belustigt. "Dawidow, der Unverwüstliche."
"Ich nehme an, dass ich dich immer so gesehen habe. Ja, dass alle von der Kompanie dich so gesehen haben."
Er schwieg eine Weile. Dann sagte er leise: "Du bist nicht
.alle von der Kompanie'." Er sah, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Etwas zog sich in ihm zusammen. "Du solltest essen", verlangte er energisch. "Es war ein langer Tag."
Ruth nahm die Kaffeetasse und kämpfte um ihre Fassung.
"Etwas riecht verbrannt", sagte Nick plötzlich und sprang auf. Mit einem kleinen Aufschrei folgte Ruth ihm in die Küche.
Das verbliebene Fett in der Pfanne rauchte. Sie stellte die Gasflamme aus und kickte mit dem Fuß wütend gegen den Herd.
"Vorsicht", warnte Nick. "Ich kann keine Partnerin mit gebrochenen Zehen gebrauchen."
Ruth wirbelte zu ihm herum, am liebsten hätte sie die Wut an ihm ausgelassen. Aber Nick lächelte. Es war, als ob er damit einen Damm durchbrochen hätte.
"Oh, Nick!" Ruth warf sich ihm in die Arme und klammerte sich an ihn. "Es war ein so schrecklicher Tag. Ich habe noch nie so schlecht getanzt."
"Nein", widersprach er und küsste sie aufs Haar. "Du hast sehr gut getanzt. Und du wurdest noch besser, als du nach dem Krampf böse auf mich warst."
Ruth wusste, dass Nick sie, wenn es ums Tanzen ging, nie anlügen würde, nur um sie zu trösten.
"Ich hätte nicht auf dich böse sein dürfen. Ich bin so mit mir selbst, mit meinen Gefühlen beschäftigt gewesen, dass mir kein Gedanke daran gekommen war, wie anstrengend es auch für dich sein kann. Bei dir sieht immer alles so einfach aus."
"Du hast etwas gegen die Kameras."
"Ich hasse sie. Sie sind schrecklich."
"Aber nützlich."
"Das weiß ich." Ruth entzog sich ihm. "Ich finde es mehr als abscheulich, wie ich mich am Nachmittag benommen habe. Vor all den Leuten zu weinen ... dich anzugreifen."
"Du bist Künstlerin. Ich hab es dir schon mal gesagt, Gefühlsausbrüche werden von dir erwartet."
"Ich mag es aber nicht, mich öffentlich zur Schau zu stellen."
Sie seufzte. "Und ganz besonders mag ich es nicht, wenn ich mich egoistisch und lieblos zeige."
"Du gehst zu hart mit dir selbst ins Gericht, Ruth. Die Frau, die ich liebe, ist nicht egoistisch und lieblos."
"Ich bin es heute gewesen." Sie schüttelte den Kopf. "Ich habe unentwegt nur an mich selbst gedacht, bis ich dich schlafend hier auf dem Sofa gefunden habe. Du hast so völlig erschöpft ausgesehen. Mir wurde plötzlich klar, dass ich tatsächlich so einseitig ausgerichtet sein kann, wie Donald es mir vorgeworfen hat."
"Oh, genug davon." Nick nahm sie bei den Schultern. "Wir müssen an uns selbst denken, an unsere Körper. Anders können wir in unserem Geschäft nicht überleben. Es wäre dumm von dir
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