Tanz mit dem Engel
Steve. Du weißt, daß ich nicht dich und deinen umwerfenden Blonden hier auf meine Kontaktpersonen ansetzen kann. Die wissen nicht mehr als ich, und wenn die mehr wüßten, würden sie niemals in diesem Leben etwas zu euch sagen.«
»Aber du kannst ja nicht noch einmal hingehen und mehr fragen. Oder weitergehen zu anderen Namen.«
»Wenn es laufen soll, dann auf meine Art.«
Macdonald antwortete nicht. Winter hörte wieder Geräusche um sich, als könnte die Welt den Atem nicht länger anhalten.
»Glaubt mir«, sagte Frankie, »das ist etwas, was ich nicht in meiner Stadt oder meiner Branche haben will. Das gilt für alle von uns, die sauber sind. Aber es sorgt für viel Unruhe, wenn die Bullen hier hereinstürmen und bei uns und unseren sauberen Kunden Gefühle aufrühren.«
»Und unterdessen stirbt vielleicht einer«, sagte Macdonald.
»Das Risiko ist geringer, wenn ich oder wir uns um die Sache kümmern.«
»Morgen.«
»So schnell ich kann.«
»Morgen«, wiederholte Macdonald und wandte sich an Winter. »Irgendwelche Fragen?«
»Das, wovon du sprichst, wird nicht in Soho gezeigt, vermute ich?« sagte Winter und sah Macdonalds Kontaktperson an.
Frankie antwortete nicht, aber Winter merkte, daß er recht hatte.
»Es ist privat«, sagte Winter. »Etwas für Privatwohnungen,«
»Ja«, gab Frankie zu.
»Sei vorsichtig«, sagte Winter.
»Danke, o großer weißer Mann«, sagte Frankie, und die Zähne blitzten in seinem Gesicht auf, »deine Fürsorge ist groß.«
Winter kam sich wie ein Idiot vor. Macdonald sah seinen Gesichtsausdruck. Frankie hielt das Lächeln an, als imitierte er einen Baumwollpflücker auf einem Feld in Mississippi.
»Ein Tee würde jetzt guttun«, sagte Macdonald.
»Ich habe schottischen, aus getrockneten Haferflocken gemacht«, sagte Frankie.
»Mmmm«, sagte Macdonald.
»Ich bin gestern hineingegangen und habe die Computerlinks nachgeprüft«, sagte Macdonald, als sie das Cinema Paradiso verlassen hatten und durch das Viertel spaziert waren. Es war mild in der Sonne, kühl in den Schatten zwischen den Häusern.
Sie setzten sich auf eine sonnige Bank mitten auf dem Soho Square. Winter ließ den Mantel locker um den Körper hängen. Das vorzeitige Frühjahr wärmte sein Gesicht. Ein englischer Vogel trällerte einen Originalsong für ihn.
»Wir haben ein besonderes Datensystem für Mord, für das ganze Land«, erklärte Macdonald. »Es wurde nach einer katastrophalen Ermittlung 1987 geboren, eine Mordserie, und die Fahnder tappten umeinander herum, als spielten sie Blindekuh. Wir verließen uns zu sehr auf das alte Karteikartensystem, zu wenig auf die Datenbanken. Es waren auch damals Jungen, die starben, und man hat uns schwere Vorwürfe wegen Inkompetenz gemacht.«
Der Vogel auf dem Ahorn hinter ihnen hatte Gesellschaft bekommen, denn nun gab es ein Publikum da unten auf der Bank. Der Chor ging seine Frühlingsklassiker durch.
»Es gab Gründe dafür«, fuhr Macdonald fort.
»Aber jetzt stellt ihr Verbindungen her«, sagte Winter.
»Es heißt HOLMES.« »Wie?«
»Das Computersystem. Es heißt Holmes nach unserem großen literarischen Vorläufer. Aber jede Initiale steht für etwas, in diesem Fall Home Office Large Major Enquiry System.«
»Wir sind in dieser Branche verliebt in Initialen«, sagte Winter.
»Ich kann direkt hineingehen und in die Dateien der anderen Bezirke gucken und darauf hoffen, daß außerdem eine wache Person oben im Yard sitzt.«
»Welche Rolle spielt Scotland Yard in diesem Fall für Sie oder uns?«
»Der Yard ist heute vor allem eine Verwaltungseinheit, es hat zum Beispiel in den letzten fünfundzwanzig Jahren kein Morddezernat mehr bei Scotland Yard gegeben. Sie haben nur noch wenige Dezernate, zum Beispiel die Antiterrortruppe. Aber ansonsten geht es vor allem um Papierarbeit, darum, das Herz im Datensystem, im Indexsystem zu sein.«
»Keine aktive Ermittlungsrolle bei Mord?«
»Wenn es notwendig ist, bestellen wir eine besondere Technikergruppe beim Yard«, sagte Macdonald. »Die haben Spezialistenkompetenzen und eine Ausrüstung, die es in den Bezirken nicht gibt. Die holen Fingerabdrücke heraus, die zehn Jahre auf der Wand gesessen haben, na ja, Sie wissen schon.«
»Ja.«
»Unten in Clapham waren sie mit dabei.« »Ich verstehe.«
»Unsere eigene FSHU macht Fingerabdrücke, Muster, Quetschungen und Bißspuren, und die vom Yard kommen für die richtige Feinarbeit.«
»Haben Sie Vertrauen zu dieser Bande?«
Die Sonne verbarg sich
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