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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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gelauscht und aus dem Fenster ins Blaue geschaut, das nicht richtig schwarz geworden war. Er hatte sich fortgesehnt, während er gleichzeitig an den plötzlichen Tod dachte.
    Es war ein zweischneidiges Messer, das er sah, oder eher ein kurzes Schwert, benutzt von einem, der. einem der. und er kam nicht weiter, und dann wurde es Nacht.
    Er hatte zehn Minuten im Zimmer mit Möllerströms letzter Abschrift totgeschlagen, als Bergenhem hereingestürzt kam.
    Winter fuhr in die Helligkeit hinein. Die Sonne kam von links, und er setzte die Sonnenbrille auf, die auf dem
    Armaturenbrett lag. Ihm war, als würde es stiller, als die Farbe verging, als verwandelte sich die Stadt vor seinen Augen. Er hielt, um drei Männer über die Straße zu lassen, ein schwankender Spaziergang vom Vasaparken zur Victoriagatan. Der Wind zerrte am Haar der Männer, schwer und scharf im Hoch von Nordwesten.
    Winter spürte das Adrenalin im Körper, das wie ein Fieber durch ihn strömte. Er hätte nicht bereiter sein können. Das war Gegenwart. Wirklicher als jetzt, während der kommenden Stunden, wurde es nie, nie mehr so gräßlich und nie mehr so deutlich. Ein Sog genau darauf zu: Er spürte es so stark, und er hatte immer, nachher, etwas empfunden, das Scham sein mochte oder Schreck oder beides. Es war vielleicht ein Teil des Berufs: daß er blieb, daß er sich nicht vorstellen konnte, etwas anderes mit seiner Zeit anzufangen.
    Das Treppenhaus war, gleichsam als makabre Orientierung, bis zum zweiten Stock mit Schnitzeln markiert. Polizisten hielten den Weg von Neugierigen frei. Die Leute standen auf der anderen Straßenseite, hinter den Absperrungen. Vielleicht hätte ich selbst dort gestanden, dachte Winter, wenn ich jetzt nicht hergekommen wäre. Wie viele sind es? Dreißig Seelen?
    »Ruf Birgersson an und bitte ihn, fünf Mann direkt herzuschicken«, sagte Winter zu Bergenhem.
    »Jetzt?«
    »Augenblicklich.«
    Lars Bergenhem wählte die Nummer des Dezernatsleiters, während sie die letzten Treppen hinaufgingen, wartete mit dem Telefon am Ohr und gab weiter, was ihm aufgetragen war.
    »Er will dir selbst etwas sagen.«
    Winter übernahm das Telefon. »Ja, Sture?«
    »Ja, ich bin in der Hölle. Noch drei Stufen.«
    »Du hast richtig gehört. Ich habe tatsächlich geglaubt, sie wären hier.«
    Bergenhem konnte Birgerssons Stimme hören, aber kein Wort verstehen. Winter fuhr fort:
    »Ich will von allen Neugierigen draußen eine Aussage haben. Ja, du kannst es als Umzingelung bezeichnen, wenn du willst. Gleich. Danke. Tschüs.«
    Winter hatte Gesichter gesehen, aber keine Gesichtszüge, als er zur Haustür hineinging, die Menschen auf der anderen Seite: Es mußte kalt sein, dort zu stehen. Es mochte dort noch etwas anderes geben als Neugier... wer konnte das wissen? Einer, der gekommen war... ein Gesicht in der Menge, einer, der wußte, was Winter sehen würde, wenn er die Treppen hinaufgestiegen war, in der Wohnung. Der wußte, was er zu sehen bekäme.
    Eine Verlockung zurückzukehren, vielleicht gegen gnadenlosen Widerstand, aber eine Verlockung zurückzukehren.
    »Wer war als erster da?« fragte Winter, als er vor der Tür stand und die Uniformen vor sich sah.
    »Ich«, sagte ein Polizist von etwa 25 Jahren, blaß, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Warst du allein?«
    »Mein Kollege ist unten. Er... da kommt er.« Er zeigte zur Treppe.
    Der Alarm war von der Skänegatan aus gegeben worden, er hatte Winter ungefähr gleichzeitig mit dem nächsten Streifenwagen erreicht. Die Jungs waren hineingegangen, blaß geworden und rückwärts wieder hinausgestolpert.
    Jamie war nicht zur Arbeit erschienen. Es wäre sein Vormittag gewesen. Die Theke, die Küche, die Reste vom vergangenen Abend der Stahlsaiten: eine neue Band mit fernen Wurzeln an der irischen Westküste, keine Stille vor zwei.
    Einen Tag außer der Reihe frei, und der Typ erscheint nicht, keine Antwort am Telefon, keine Antwort, als Douglas den Finger auf der Türklingel läßt, als er gegen die abgeschlossene Tür hämmert, daß sie sich biegt und ein Nachbar eine saure Flappe herausstreckt.
    Douglas hatte sich die Mühe gemacht, den Hausmeister zu finden. Jamie? Der englische Junge in Wohnung 23? Die Wohnungsnummer wußte er nicht, aber es war diese Tür, weil ein handgeschriebener Namenszettel daran war, und dem Jungen könnte es doch schlechtgehen.
    Der Mann mit dreihundert Werkzeugen in den Taschen um den Bauch und an den Beinen kam und machte auf, und der Rest war ein roter

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