Tanz mit dem Teufel
Möglichkeit solltet ihr Dee gegenüber lieber nicht erwähnen, auch wenn sie sich deswegen bestimmt selber schon genug Sorgen macht. Redet mit seiner Schwester. Und lasst euch von beiden Frauen die Namen von Freunden geben, mit denen er sich in Verbindung gesetzt haben könnte. Wir gehen zwar davon aus, dass er auf der Walz ist, aber genauso gut kann er bei einem Freund aus alten Zockertagen untergekrochen sein.«
»Oder bei einer Freundin«, sagte Leo.
»Auf so was kann auch nur ein Mann kommen«, sagte Pookie.
»Trotzdem, wo er recht hat, hat er recht. Probiert euer Glück bei der Schwester, vielleicht weiß sie was.«
»Was ist sie für ein Typ?«, fragte Pookie.
»Woher soll ich das wissen?«, sagte Spandau. »Darum setze ich euch ja auf sie an. Unter uns Detektiven nennt man das ›auf den Busch klopfen‹.«
»Unter uns Privatschnüfflern«, sagte Leo.
»Unter uns Spürhunden«, sagte Pookie. »Das ist mein Lieblingswort.«
»Und wie wär’s mit ›Plattfuß‹?«, schlug Leo vor.
»Nein«, antwortete Pookie. »Das ist nur für Polizisten.«
»Sherlock«, sagte Spandau. »Kombiniere: Anzeichen eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms. Redet mit Dee und der Schwester. Unter keinen Umständen – ich wiederhole –, unter gar keinen Umständen macht ihr euch selbstständig und folgt irgendwelchen anderen Spuren. Ihr berichtet mir, was ihr rausgekriegt habt. Und falls ihr über die drei Knaben stolpert, die ihn suchen, macht ihr einen Bogen um sie – und zwar einen möglichst großen. Ihr kommt ihnen nicht zu nahe, auch wenn das bedeutet, dass ihr im vierten Stock aus dem Fenster springen müsst. Eure Aufgabe ist es, Charlie zu finden, und nicht, seine privaten Probleme für ihn zu lösen.«
»Oder uns mit einem Totschläger eine überbraten zu lassen«, ergänzte Leo.
»Überbraten«, wiederholte Pookie. »Tolles Wort. Überbraten.«
Spandau warf ihr einen genervten Blick zu.
»Nehmen wir mal an, wir stöbern ihn auf«, fuhr Pookie eilig fort. »Was dann? Damit ist doch noch nichts gelöst.«
»Lösungen sind nicht unser Geschäft«, sagte Spandau.
»Aber das erwartet Dee doch von dir. Sie will nicht, dass du ihren Mann suchst. Der findet sich so oder so wieder ein. Sie will, dass du ihm aus der Patsche hilfst.«
»Davon war nie die Rede.«
»Trotzdem hofft sie das.«
»Wollen wir erst mal zusehen, dass wir den Mistkerl finden«, sagte Spandau. »Außerdem möchte ich, dass ihr mir den Hintergrund von Jerry Margashack ein bisschen ausleuchtet. Was für Gerüchte über ihn im Umlauf sind, die man gegen ihn verwenden könnte.«
»Sosehr ich es zu schätzen weiß, dass du mich endlich als übermenschliches Wesen anerkennst, habe ich doch meine Zweifel, wie ich das alles schaffen soll, wenn ich auch noch hier die Stellung halten muss.«
»Wie hieß noch deine Freundin, die für dich die Urlaubsvertretung gemacht hat? Die hübsche kleine Blondine?«
»Tina?«
»Stimmt, die war ein echtes Sahneschnittchen«, sagte Leo. Pookie kniff ihn in die Seite, dass er aufjaulte.
»Okay, ich ruf sie an. Ich glaube, sie ist zurzeit arbeitslos. Hat in Yale studiert und kriegt trotzdem keinen Job.«
»Dann kümmere ich mich inzwischen weiter um den Fall Margashack.«
»Ist er wirklich so durchgeknallt, wie man sich erzählt?«, fragte Leo.
»Vorsicht«, warnte Spandau. »Das ist eine der wichtigsten Regeln in unserem Gewerbe: Über Klienten wird nicht getratscht. Kapiert?«
Leo wurde rot. Er nickte.
»Dabei hast du völlig recht«, fuhr Spandau fort. »Unter uns Pastorentöchtern: Der Kerl ist total neben der Spur.«
21
Meg Patterson nippte an ihrem Martini und verzog das Gesicht.
»Himmel«, sagte sie. »So was habe ich ja seit Jahren nicht mehr getrunken. Da kann man genauso gut an einer Flasche Rohrreiniger nuckeln. Nichts für ungut.«
»Soll ich dir etwas anderes bestellen?«, fragte Spandau. Sie saßen in einer Nische bei Musso and Frank. Meg hatte sich erst zu einem Lunch mit ihm breitschlagen lassen, als er ihr versprach, sie ausnahmsweise in ein anständiges Restaurant auszuführen.
»Ach was«, sagte sie. »Ein Martini ist nie verkehrt. Im Notfall dürfen’s auch zwei sein.«
»Nach dem dritten liege ich unterm Tisch«, sagte Spandau.
»Nach dem vierten liege ich unterm Gastgeber«, ergänzte sie. »Ist Dorothy Parker nicht genial? Das ist im Übrigen der einzige Grund, warum ich mich mit dir abgebe. Weil du auf der einen Seite so stark und wortkarg rüberkommst, auf der anderen aber auch
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