Tanz mit dem Teufel
dir Mittag machen. Alles andere wäre unverzeihlich.«
»Brich dir bloß keinen ab.«
»Ich habe mich soeben geopfert. Überleg es dir ganz genau, ob du mein Angebot tatsächlich verschmähen möchtest. Höchstwahrscheinlich wird dir dieses Glück nicht noch einmal beschieden sein.«
»Ich verstehe dich einfach nicht«, seufzte er.
»Das würde auch niemand von dir erwarten. Aber wie dem auch sei, momentan kann sowieso keiner von uns hier weg. Er will uns sehen.«
»Habe ich Ärger?«
»Nimm meine Hand, dann kann dir nichts passieren.«
Spandau saß am Schreibtisch, die teuren Cowboystiefel auf der Tischkante, den Stuhl nach hinten gekippt, die Hände im Nacken. »Dees Mann Charlie hat die Biege gemacht«, verkündete er.
»Hast wohl mal wieder John le Carré gelesen, was?«, sagte Pookie.
»Stimmt«, antwortete Spandau. »Aber die Biege hat er trotzdem gemacht.«
»Oder die Fliege?«, schlug Leo vor.
Die beiden anderen musterten ihn stumm.
»Noch so ein angestaubter Ausdruck«, schob er kläglich nach.
»Wie auch immer«, fuhr Spandau fort. »Er ist weg. Dee glaubt, dass er Spielschulden hat und untergetaucht ist. Ich schätze, damit dürfte sie richtigliegen. Sie hat mich gebeten, ihn zu suchen.«
»Autsch«, sagte Pookie.
»Ich möchte, dass ihr das übernehmt. Dabei kommt es auf eine sehr enge Zusammenarbeit mit Dee an, was für mich eher weniger ratsam wäre.«
»Verstehe ich das richtig? Wir kriegen einen eigenen Fall?«, fragte Leo.
»Ach, Schätzchen, halt’s Mäulchen«, sagte Pookie. »Ich male es dir nachher in Großbuchstaben mit Buntstift auf. Aber jetzt lass mich erst mal mit dem netten Onkel reden.«
»Ihr fahrt hin und redet mit ihr. Pook, sie kennt dich. Das dürfte uns zugutekommen.«
»Weiß sie, dass ich – wir – den Fall für dich übernehmen?«
»Davon, dass ihr den Fall übernehmt, kann keine Rede sein. Ihr arbeitet mir lediglich zu. Ihr befragt sie und lasst euch auf den neuesten Stand bringen. Dann gleichen wir die beiden Versionen ab. Vielleicht ergeben sich daraus neue Anhaltspunkte. Sie soll noch mal die Konten und die Kreditkartenabrechnungen überprüfen. Wir interessieren uns in erster Linie für Abbuchungen mit ihrer oder seiner Karte in den letzten Tagen. Tankstellen-, Restaurant- und Hotelrechnungen, vor allem in der Nähe von Spielcasinos.«
»Er müsste aber ganz schön blöd sein, so eine deutliche Spur zu hinterlassen, wenn er nicht gefunden werden will«, wandte Leo ein.
»Seine Intelligenz steht hier nicht zur Debatte«, antwortete Spandau. »Er hat Bargeld bei sich, aber das braucht er als Spieleinsatz. Wenn wir Glück haben, rührt er es also für Unterkunft und Verpflegung nicht an. Außerdem weiß er, dass die Typen, die hinter ihm her sind, seine Abrechnungen nicht nachverfolgen können. Von der Seite her hat er also nichts zu befürchten, wenn er mit Karte zahlt.«
»Aber er kann sich doch denken, dass Dee die Karten überprüft«, sagte Pookie. »Wieso sollte sie sie nicht einfach sperren lassen? Wäre vielleicht sogar besser so. Es wäre doch auch möglich, dass er irgendwo im Koma liegt und sich irgendjemand anderer mit seinen Karten einen lustigen Lenz macht.«
»Auch das verraten uns die einzelnen Posten. Wenn Charlie die Karten selbst benutzt, wird er kaum im Ritz absteigen, in Feinschmeckerrestaurants speisen oder sich teure Dessous kaufen. Er braucht sie nur für Benzin, Essen, Motels. Ich denke, es wäre unklug, wenn Dee die Karten sperren ließe. Erstens können wir ihn dann nicht mehr aufspüren, und zweitens gerät er dadurch womöglich in Panik. Ich würde sie nicht sperren lassen, es sei denn, Dee hätte Angst, dass ihr die Summen über den Kopf wachsen.«
»Aber vielleicht ruft er sie an, wenn sie ihm den Geldhahn zudreht«, sagte Leo.
»Vielleicht. Aber noch sitzt er finanziell nicht auf dem Trocknen, und er hat ja auch nicht vor, sich von ihrem Geld einen netten Sommerurlaub zu gönnen. Wenn er wieder mit dem Spielen angefangen hat – wovon ich ausgehe –, will er nur schnell irgendwo groß abräumen und seine Schulden so weit abbezahlen, dass ihn diese Typen wieder nach Hause lassen. Früher oder später bleibt ihm sowieso nichts anderes übrig.«
»Er könnte sich natürlich auch umbringen«, sagte Leo.
»Traust du ihm das zu?«, wollte Pookie von Spandau wissen.
»Da bin ich überfragt. Bis jetzt ist es mir noch immer gelungen, dem Knaben aus dem Weg zu gehen. Ich habe keine Ahnung, wie er gestrickt ist. Diese
Weitere Kostenlose Bücher