Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
dann die Augen rausgeschnitten, John?«
»Sie war eine Hure.«
»Was hat sie mit dir angestellt?«
»Sie hat es verdient.« Er hatte kein Problem mit seinen Augen. Sie hatte in seiner Krankenakte nachgesehen. Trotzdem trug er eine Sonnenbrille, brauchte ständig helles Licht. Und bewahrte die Augen seiner Opfer in irgendwelchen Gläsern auf.
»Ein bisschen hell hier drin«, erklärte sie im Plauderton. »Beleuchtung runter auf fünfzig Prozent.«
»Mach es wieder heller.« Der Schweiß floss immer dichter über sein Gesicht. »Ich rede nicht mit euch, solange es so dunkel ist.«
»Du erzählst ja sowieso nichts, was ich hören will. Licht runter auf dreißig Prozent.«
»Mach es wieder heller, mach es wieder heller! Ich mag keine Dunkelheit. Lass mich nicht im Dunkeln sitzen. Ich wollte gar nichts sehen!«
Seine Stimme wurde schrill. Schrill und flehend wie die von einem kleinen Jungen, der in Panik war. Sie rührte etwas in Eves Innerem an, doch sie unterdrückte das Gefühl. »Was wolltest du nicht sehen? Erzähl es mir. Erzähl es mir, dann mache ich es wieder heller, John.«
»Die Hure, wie sie nackt im Bett liegt, sich von ihm berühren lässt und ihn berührt. Das sollte ich nicht sehen.«
»Was hat sie mit dir gemacht?«
»Sie hat mir die Augen verbunden. Hat das Tuch fest zugezogen. ›Kleiner Rotzer, was spionierst du mir nach, wenn ich bei der Arbeit bin? Am besten sperre ich dich ein. Am besten sperre ich dich irgendwo im Dunkeln ein. Vielleicht steche ich dir nächstes Mal die Augen aus, damit du nicht mehr sehen kannst, was du nicht sehen sollst.‹«
Er kämpfte vergeblich gegen seine Fesseln an. »Ich will nicht im Dunkeln sein. Ich bin nicht mickrig, schwach und dumm.«
»Was ist im Park passiert?«
»Wir haben nur gespielt, mehr nicht. Ich und Shelley haben nur gespielt. Ich habe mich nur von ihr berühren lassen. Es tut weh, es tut weh, wenn Mommy mit einem Stock dagegen schlägt. Es brennt, es brennt, wenn sie es mit dem Puder schrubbt. ›Nächstes Mal schütte ich Säure drüber. Wollen wir doch mal sehen, ob dir das gefällt. Ich sperre dich wieder ins Dunkle. Da kannst du nichts sehen, und da kannst du auch nicht weg.‹«
Schluchzend fiel er gegen den Tisch.
»Aber du bist stark geworden, nicht wahr, John? Du bist stark geworden und hast dich an ihr gerächt.«
»Sie hätte nicht so mit mir reden sollen. Sie hätte nicht über mich lachen und mich beschimpfen sollen. Ich bin kein Freak. Ich bin kein Nichtsnutz. Ich bin ein ganzer Mann.«
»Du hast ihr gezeigt, dass du ein ganzer Mann bist. Ein Mann, der Huren vergewaltigen kann, wenn er es will. Du hast dafür gesorgt, dass sie ein für alle Mal die Klappe hält.«
»Ich habe dafür gesorgt, dass sie die Klappe hält.« Er hob den Kopf und blickte sie, während ihm dicke Tränen über die Wangen strömten, aus irren Augen an. »Wie gefällt dir das? Jetzt kannst du nur noch sehen, was ich dich sehen lasse. Sonst nichts. Jetzt habe ich die Macht. Und wenn ich sie wieder sehe, weiß ich, was ich machen muss.«
»Sag mir, wo sie jetzt ist, John. Wo ihre Überreste sind.«
»Begraben. Ich habe sie anständig begraben, aber trotzdem kommt sie immer wieder zurück! Unter der Erde ist es dunkel. Vielleicht gefällt es ihr dort nicht. Also habe ich sie wieder rausgeholt und in den Park gebracht. Damit sie sich daran erinnert. Damit sie es bereut.«
»Wo hast du sie begraben?«
»Auf einer kleinen Farm. Auf der Farm von meiner Oma. Sie hat die Farm gemocht. Vielleicht wird sie eines Tages ja dort leben.«
»Wo ist diese Farm?«
»Im Norden. Es ist gar keine Farm mehr. Nur noch ein altes Haus. Ein hässliches altes Haus mit Schlössern vor den Türen. Sie wird dich auch dort einsperren. Vielleicht überlässt sie dich den Ratten, wenn du nicht tust, was sie sagt. Oma hat sie häufig eingesperrt, und das hat sie gelehrt, vorsichtig zu sein.«
Wieder zerrte er an seinen Fesseln, wiegte sich mit gebleckten Zähnen und schweißglänzendem Schädel ruckartig vor und zurück.
»Aber sie will es nicht verkaufen. Die habgierige Hure will es nicht verkaufen und mir nicht meinen Anteil geben. Sie gibt mir nie etwas. Sie gibt nicht ihr hart verdientes Geld irgendeinem Freak. Also war es an der Zeit, es mir zu nehmen. Und zwar alles. Sie war eine Hure, eine elendige Hure, weiter nichts.«
»Licht auf hundert Prozent.«
Er fing an zu blinzeln, als wäre er aus einer Trance erwacht. »Ich habe dir nichts zu sagen.«
»Das ist kein
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