Tanz mit dem Tod (19) - Robb, J: Tanz mit dem Tod (19) - Visions in Death (19)
zu stehen, die Kunden meines Studios verschreckt.«
»Kein Problem.« Sie wartete einen Moment, während er die Mitgliedsliste auf seinem Computer aufrief und für sie kopierte. »Weibliche Mitglieder haben Sie hier nicht?«
»Natürlich sind weibliche Mitglieder willkommen«, erklärte er mit einem Lächeln. »Alles andere wäre schließlich ein Verstoß gegen das Anti-Diskriminierungsgesetz. Es ist also reiner Zufall, dass im Augenblick kein Frauenname auf der Liste steht.«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Wir überlassen die Listen Feeney und hauen uns selbst erst mal aufs Ohr«, meinte Eve, als sie mit ihrer Partnerin
zur Wache zurücklief. »Dann müssen wir noch mal mit Morris und mit Mira sprechen, und wenn bis fünfzehn Uhr kein Bericht aus dem Labor auf meinem Schreibtisch liegt, trete ich Berensky in den Arsch.«
»Soll ich schon mal die entsprechenden Termine machen?«
»Nein, ich …« Sie brach ab, als sie den Riesen entdeckte, der sich langsam von der Bank vor dem Eingang zu ihrer Abteilung erhob. »In Ordnung, tun Sie das. Und dann machen Sie zwei Stunden frei.«
Eve wartete, bis Peabody in Richtung ihres Schreibtisches verschwunden war, schob die Hände in die Hosentaschen und marschierte auf den Hünen zu.
»He, Crack.«
»Dallas. Gut, dass Sie gekommen sind. Die Bullen werden nämlich immer leicht nervös, wenn ein schöner, großer Schwarzer in der Nähe ist.«
Er war groß. Und er war schwarz. Aber schön war er beim besten Willen nicht. Er hatte ein Gesicht, das zu lieben sicher sogar seiner eigenen Mutter schwergefallen war, auch bevor er es sich hatte tätowieren lassen. Er trug ein hautenges silbriges T-Shirt unter einer langen schwarzen Lederweste, eine ebenso enge schwarze Hose und schwarze Boots mit zentimeterdicken Sohlen, aufgrund derer seine beeindruckende Größe noch beeindruckender erschien.
Er war der Eigentümer eines Striplokals mit Namen Down and Dirty, in dem es heiße Musik und tödliche Getränke gab und dessen Gäste ebenso oft hinter Gittern anzutreffen waren wie in seiner Bar.
Er wurde Crack genannt nach dem Geräusch, mit dem er seiner eigenen Aussage zufolge die Köpfe anderer Leute gegeneinanderkrachen ließ. In diesem Sommer hatte Eve ihn festgehalten, als er schluchzend wie ein
Baby neben der Leiche seiner ermordeten Schwester zusammengebrochen war.
»Bist du etwa nur gekommen, um die Bullen zu erschrecken?«
»Dich erschrecke ich ganz sicher nicht so leicht, weißes Mädchen. Aber Spaß beiseite. Hätten Sie vielleicht eine Minute Zeit? Könnten wir vielleicht irgendwo hingehen, wo es nicht ganz so viele Ohren gibt wie hier?«
»Sicher.« Sie führte ihn in ihr Büro und machte die Tür hinter ihm zu.
»Bullenläden«, meinte er mit dem Hauch von einem Lächeln. »Dies ist bestimmt das allererste Mal, dass ich freiwillig in einem solchen Schuppen bin.«
»Willst du einen Kaffee?«
Er schüttelte den Kopf und baute sich vor ihrem Fenster auf. »Hier drinnen ist es ziemlich eng.«
»Stimmt, aber ich habe diesen Raum wenigstens für mich. Willst du dich nicht setzen?«
Er schüttelte erneut den Kopf. »Ist eine ganze Weile her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben.«
»Stimmt.« Sie beide dachten an das letzte Mal, als sie sich getroffen hatten, und Stille senkte sich über den Raum.
»Als ich Sie zum letzten Mal gesehen habe, standen Sie vor meiner Tür, um mir zu sagen, dass dieser Bastard meine kleine Schwester ermordet hat. Ich habe nicht viel dazu gesagt.«
»Weil es nicht viel dazu zu sagen gab.«
Er zuckte mit den Schultern. »Nein. Weil es zu viel zu sagen gab.«
»Ich war vor ein paar Wochen in deinem Club, aber der Barkeeper hat gesagt, du wärst nicht in der Stadt.«
»Ich habe es einfach nicht mehr hier ausgehalten. Ich musste eine Zeit lang weg. Bin ein bisschen rumgereist.
Die Welt ist ganz schön groß, und ich habe mich ein bisschen darin umgesehen. Ich habe mich noch nicht bei Ihnen dafür bedankt, was Sie für mich und meine kleine Schwester getan haben. Ich habe die Worte einfach nicht rausgebracht.«
»Du brauchst sie auch jetzt nicht rauszubringen.«
»Sie war wunderschön.«
»Ja, das war sie. Ich habe noch nie einen Menschen verloren, der mir wirklich nahestand, aber -«
Jetzt wandte er sich ihr wieder zu. »Sie verlieren täglich irgendwelche Menschen. Ich verstehe wirklich nicht, wie Sie es ertragen.« Er atmete tief ein. »Ich habe einen Brief von Ihrem Mann bekommen, in dem er mir geschrieben hat, Sie
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