Tanz mit mir - Roman
Mutter über das dichte Haar. Sie fühlte sich so schmal und zerbrechlich an in ihren Armen! »Weine doch nicht, Mum«, wiederholte sie immer wieder. »Es gibt kein Problem, das wir nicht lösen können. Nicht weinen!«
Sie spürte, wie es Bridget mit einem enormen Kraftakt schaffte, sich zusammenzureißen und nicht mehr zu schluchzen. Lauren war erleichtert, als sich ihre Mutter gerade aufrichtete und sich die Tränen aus den Augen wischte.
»Alles wird gut«, fuhr Lauren fort. »Nicht wahr? Was ist denn passiert?«
Bridget atmete ein paar Mal tief ein. Doch während sie sich noch beruhigte, fiel Laurens Blick auf eine Rechnung, die zu Boden gefallen war, als Bridget alle Papiere hatte verstecken wollen. Der Name im Adressfeld lautete eindeutig »Bridget Armstrong«, und die zu zahlende Summe betrug einige tausend Pfund. Darunter befand sich ein Hinweis, dass das Geld sehr schnell zurückgezahlt werden sollte.
Lauren sah erschrocken zu ihrer Mutter auf. »Mum? Sind das deine Kreditkartenabrechnungen?«
Bridget nickte resigniert.
Lauren fiel die Kinnlade herunter, als sich vor ihrem inneren Auge alle Fernseh-Talkshows abspielten, in denen ziemlich dumme Leute auftraten, die Tausende von Schulden gemacht hatten. Leute, die ihre Häuser verloren hatten und deren Ehen daran zugrunde gegangen waren. Proletenhafte, habgierige Leute – ganz anders als ihre Eltern! Das musste ein Missverständnis sein!
»Tatsächlich?« Lauren fiel es schwer, das zu glauben. »Vielleicht handelt es sich ja um einen Computerfehler? Das sollten
wir überprüfen lassen, so etwas passiert öfter. Gerade vor ein paar Tagen habe ich in der Cosmo einen Artikel über ein Mädchen gelesen, das -«
Bridget packte sie am Handgelenk. »Schschscht!«, zischte sie. »Ich will nicht, dass dein Dad uns hört!«
Ihre Reaktion verschlimmerte alles nur noch. »Dad weiß gar nichts davon?«
»Natürlich nicht!«
Lauren starrte ihre Mutter fassungslos an. So panisch und aufgelöst hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt, und es war auch noch nie vorgekommen, dass ihre Eltern Geheimnisse voreinander gehabt hatten. Lauren hatte den Eindruck, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Als wäre sie gerade in ihr altes Zuhause zurückgekehrt, dort jedoch von einer fremden, neuen Mum empfangen worden.
Bridget holte tief Luft und spielte die Tatsachen herunter. »Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen musst, aber … Ich bin ein wenig leichtsinnig mit meinen Kreditkarten umgegangen.«
»Wegen meiner Hochzeit, nicht wahr?«, fragte Lauren, der plötzlich alles klar wurde. »Du hast wegen meiner Hochzeit Schulden gemacht.«
»Na ja, nicht so ganz, Liebes.« Als Bridget Laurens besorgten Gesichtsausdruck gesehen hatte, war bei ihr sofort der mütterliche Beschützerinstinkt geweckt worden. Dieser war sogar noch stärker als ihre Panik. »Mach dir keine Sorgen über -«
»Wie viel?«, wollte Lauren wissen.
Bridget senkte den Blick.
Laurens Hände begannen zu zittern. Eigentlich wollte sie lieber nichts davon hören, doch sie musste es einfach wissen. Das Kind in ihr wäre am liebsten aus dem Zimmer gerannt, raus aus dem Haus ins Auto, um noch einmal von Neuem das Haus zu betreten – nur dieses Mal ohne Schulden, ohne
panische Mutter und ohne das ungute Gefühl, dass alles ihre Schuld war.
Aber Lauren nahm all ihren Mut zusammen. Schließlich war sie kein kleines Mädchen mehr. Sie würde bald einen Darlehensvertrag über Tausende und Abertausende Pfund unterschreiben, der über fünfundzwanzig Jahre lief.
»Wie viel?«, wiederholte sie entschlossen.
»Ziemlich viel«, gab Bridget zu. »Aber du solltest dir deswegen keine Sorgen machen.«
Lauren starrte ihre Mutter vorwurfsvoll an. »Mum! Jetzt sag schon!«
»Prima! Du willst es wirklich wissen? Zusammen mit unserem überzogenen Konto haben wir sechzehntausend Pfund Schulden!«, blaffte Bridget.
Lauren verschlug es die Sprache, sodass ihre Lippen lautlos die Worte »sechzehntausend Pfund« formten. Fassungslos ließ sie sich auf das Bett sinken.
»Ohne die ganzen Hochzeitssachen, die wir noch nicht bezahlt haben«, fügte Bridget kleinlaut hinzu. Dann fühlte sie sich plötzlich schuldig, weil sie damit Lauren ein schlechtes Gewissen eingeredet hatte.
Schweigend saßen sie beisammen und versuchten beide, sich wenigstens ein paar hilfreiche Worte einfallen zu lassen.
Ihnen fiel jedoch nichts ein.
»Den Brautmagazinen zufolge muss man für eine durchschnittliche Hochzeit eben so
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