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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wachstum der Stadt gut tut?«
    Glaubst du, dass sie sterben könnte?
    »Ich nehme an, man kann den Fortschritt nicht aufhalten«, sagt Ben.
    Es war die Babysitterin und nicht ihre Mutter, die sie wie eine Puppe an ihren Armen hatte tanzen lassen.
    »Ich war nie ein großer Fan von Vorstädten«, sagt Amanda.
    »Schon komisch, findest du nicht?« So wie er es sagt, klingt es halb wie eine Frage, halb wie eine Feststellung.
    Wusste ihre Mutter, dass ihr Ex-Mann mit dem Babysitter durchgebrannt war? Und hätte es sie gekümmert?
    »Was ist komisch?«
    »Na, ist Florida nicht mehr oder weniger eine Vorstadt neben der anderen?«
    Amanda stellt sich die Südostküste des richtigerweise als Sunshine State titulierten Staates vor und sieht ein Küstenstädtchen mit dem anderen verschmelzen: Hobe Sound, Jupiter, Juno Beach, Palm Beach, Palm Beach Gardens, das eigentliche Palm Beach, Hypoluxo, Manalapan, Delray …
    »Ja, vermutlich.«
    Püppchen, Püppchen. Wer ist mein kleines Püppchen?
    Nicht ihre Mutter.
    Der Babysitter.
    Amanda presst sich die Hände an die Schläfen. So viel zum Thema falsche Erinnerungen.
    »Kopfschmerzen?«
    »Ein leichtes Schwindelgefühl.«
    »Hast du irgendwelche Tabletten dagegen in deiner Handtasche?«
    Amanda schüttelt den Kopf, was sich als Fehler erweist, denn er schüttelt zurück.
    »Vielleicht haben sie im Krankenhaus was da.«
    »Vielleicht kann ich mir eine Tablette von meiner Mutter ausleihen.« Amanda schlägt die Hände vor den Mund. »Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das gesagt habe.«
    »Sie wird schon durchkommen.«
    »Ich weiß«, stimmt Amanda ihm zu. Ihre Mutter ist eine Naturgewalt. Es wird mehr als einer Hand voll Tabletten bedürfen, sie zu erledigen. »Hat deine Freundin gesagt, was für Tabletten meine Mutter genommen hat?«
    »Ich glaube nicht, dass sie das weiß.«
    »Wusste sie denn, woher sie sie hatte?«
    »Offenbar hat sie sie einer Zellengenossin gestohlen.«
    »Bestimmt der Süchtigen mit Putzfimmel.«
    »Das wäre auch meine Vermutung.«
    »Hast du auch eine Vermutung, warum sie so etwas Dummes getan hat?« Amanda merkt, dass sie gleichzeitig wütend und ängstlich ist. Sie hat Angst, dass ihre Mutter sterben könnte, und ist wütend auf sich, weil sie Angst hat. Was, wenn der Selbstmordversuch ihrer Mutter tatsächlich noch gelingt? In Wahrheit war sie für Amanda doch schon seit Jahren gestorben. »Glaubst du, dass sie es wegen unseres Besuchs getan hat? Weil sie geahnt hat, wie nahe wir der Wahrheit gekommen sind?«
    »Es ist nicht deine Schuld, Amanda. Fang gar nicht erst an, dir Vorwürfe zu machen.«
    »Ich mache mir keine Vorwürfe«, faucht Amanda und leitet ihre Wut von sich selbst auf ihren früheren Mann um, was sich viel besser anfühlt. »Damit eins klar ist, ja? Was immer meine Mutter macht, ist ausschließliche ihre Sache. Wenn sie sich umbringen will, soll sie es meinetwegen tun. Bitte müh dich nicht mit dem irrigen Eindruck ab, dass es mich auch nur einen Dreck kümmern könnte.«
    »Tut es das nicht?«
    »Es könnte mir nicht gleichgültiger sein, dass meine Mutter versucht hat, sich umzubringen. Ich wüsste nur gern, warum. Und billige Westentaschenpsychologie kann ich gar nicht haben und brauchen. Ich gebe mir für gar nichts die Schuld. Du bist Anwalt und kein Therapeut. Und du bist ganz bestimmt nicht mehr mein Mann.«
    »Da hast du vollkommen Recht«, erklärt er ihr nach einer Pause, ohne auf den Köder anzuspringen und sich auf den Streit einzulassen, den sie provozieren will. Nur seine grimmig zusammengebissenen Zähne lassen ahnen, dass sie möglicherweise zu weit gegangen ist.
    »Kann die Scheißkarre nicht schneller fahren, verdammt noch mal?«
    »Ich fahre schon fünfundzwanzig Stundenkilometer schneller als erlaubt.«
    »Fünfundzwanzig?«
    »Das ist schnell genug.«
    »Hör mal, wenn sie wirklich im Sterben liegt und wir ankommen, bevor sie abkratzt, können wir sie vielleicht noch überreden, uns die Wahrheit zu sagen.«
    Ben sieht sie von der Seite an. »Das sind ziemlich harte Worte.«
    »Tja, nun, ich bin ein ziemlich hartes Mädchen.«
    »Ich glaube nicht, dass das stimmt.«
    »Dann hast du ein ziemlich kurzes Gedächtnis.«
    Ben nickt wissend und packt das Steuer fester. »Halt dich fest.«
    Zehn Minuten später biegen sie auf den Parkplatz des Etobicoke General Hospital. Amanda folgt Ben durch den Haupteingang zum Informationsschalter auf der linken Seite der Einganshalle. Sie versucht, die Umgebung möglichst

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