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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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man mit einem Löffel Honig mehr Fliegen fängt als mit einem Fass Essig«, sagt Ben.
    »Was?«
    »Ich sag ja bloß …«
    »Ich weiß, was du sagst, und wenn ich einen Ratschlag von Ann Landers brauchen würde, würde ich darum bitten.«
    … dann bedeutet das, dass Hayley Mallins ihre Schwester ist.
    Ben packt das Steuer fester. »Wir sind in zwei Minuten da«, sagt er und starrt stur geradeaus.
    Und das ist unmöglich.
    Es ergibt keinen Sinn. Warum also faucht sie Ben an, obwohl er das Einzige in ihrem Leben ist, was einen Sinn ergibt?
    »Tut mir Leid«, entschuldigt sie sich und erinnert sich daran, wie weich seine Lippen waren, als sie ihre gestreift haben, wie fest sein Griff. Sie schüttelt die unerwünschte Erinnerung ab. Wie kann sie jetzt an so etwas denken?
    »Schon okay«, sagt er, und sein Griff ums Steuer entspannt sich wieder. »Und nur fürs Protokoll, ich bin mir ziemlich sicher, dass Ann Landers gestorben ist. Jetzt holen wir uns Rat bei Liebe Ellie. «
    Amanda nickt. »Ich schreib ihr auf jeden Fall.«
    Liebe Ellie, ich habe ein kleines Problemchen. Sehen Sie, meine Mutter, von der ich mich schon länger entfremdet habe, wird der Ermordung eines wildfremden Mannes in einer Hotellobby beschuldigt. Nur, dass sie jetzt behauptet, dieser Wildfremde wäre in Wahrheit ihr Ex-Mann, dem sie eine große Geldsumme gestohlen hat. Außerdem ist gerade die Möglichkeit aufgetaucht, dass die Witwe des Toten möglicherweise meine Schwester ist. Zu all diesen Sorgen kommt noch die Tatsache, dass ich offenbar dabei bin, mich in meinen eigenen Ex-Mann zu verlieben, der zufällig der Anwalt meiner Mutter ist. Was soll ich machen? Soll ich meinem Herzen oder dem Beispiel meiner Mutter folgen und alle Beteiligten einfach erschießen? Unterschrift: Ratlos in Toronto.
    Mittlerweile hat sich ein kleinerer Verkehrsstau gebildet, und sie kommen nur noch im Schritttempo voran. »Wo kommen denn die ganzen Autos her?«, fragt Amanda mit fest zusammengebissenen Zähnen.
    »Es ist Rushhour«, erinnert er sie.
    Wenn sie Mrs. MacGiver bloß nicht angeboten hätte, ihr Tee zu kaufen. Wenn sie bloß nicht auf das Klopfen an der Tür reagiert hätte. Wenn sie bloß den verdammten Mr. Walsh nicht erwähnt hätte. Dann könnten sie und Ben sich noch immer vor dem Kamin räkeln, anstatt auf der Bloor Street im Berufsverkehr festzustecken. Amanda sieht auf die Uhr. Gerade mal acht Uhr. »Hier ist immer Rushhour«, sagt sie, als die Ampel an der Kreuzung Bloor und St. George Street ebenfalls gerade von Gelb auf Rot springt. »Tritt aufs Gas, Ben. Das schaffen wir noch.«
    Ben tritt aufs Gaspedal und rauscht direkt ins Heck eines dunkelblauen Toyotas vor ihnen. »Scheiße«, sagt er, als man das Geräusch eines metallenen Zusammenpralls hört.
    »Das glaube ich nicht«, murmelt Amanda.
    »Alles in Ordnung?«, fragt Ben Amanda, während der Fahrer des Toyota aus seinem Wagen steigt, wild mit den Armen durch die frostige Luft fuchtelt und wütend auf sie zu marschiert.
    »Das glaube ich nicht«, wiederholt sie, als die Wagen hinter ihnen missmutig zu hupen beginnen.
    »Was glauben Sie denn, wo Sie so eilig hinkommen?«, will der Toyota-Fahrer wissen. Er ist um die vierzig, trägt einen schwarzen Wildledermantel und eine schwarze Mütze mit Ohrenklappen aus Schafsfell. Nur seine Nase ist deutlich sichtbar und vor Kälte bereits rot angelaufen. Er stapft neben ihrem Wagen auf und ab und flattert mit den Armen wie eine riesige Krähe.
    Ben steigt aus. »Tut mir Leid. Ich dachte, Sie fahren noch durch.«
    »Das ist eine beschissene rote Ampel.«
    »Es war meine Schuld«, gibt Amanda zu, als sie ebenfalls aussteigt und den Schaden an beiden Fahrzeugen inspiziert. Sie sieht lediglich ein paar Kratzer, alle ausschließlich an der Stoßstange von Bens weißer Corvette. Gott sei Dank, denkt sie. Das heißt, sie müssen keine Polizei und Versicherungen einschalten. Sie können sich einfach entschuldigen und zusehen, dass sie hier wegkommen. »Sieht so aus, als hätte Ihr Wagen nichts abgekriegt«, erklärt sie dem Toyota-Fahrer.
    »Glück gehabt.«
    »Ich habe Glück gehabt? Ich verrate Ihnen mal was, Lady. Ich habe einen schlimmen Rücken. Weiß der Himmel, was damit passiert ist.«
    Das kann nicht sein Ernst sein, denkt Amanda und bemüht sich, ihr Temperament zu zügeln. »Für einen Mann mit einem schlimmen Rücken wirken Sie aber recht agil«, erklärt sie ihm abschätzig. Sie hat keine Zeit für diesen Unsinn. Sie muss ins Four Seasons Hotel.

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