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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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muss morgen ausziehen?«, will Amanda von dem Angestellten an der Rezeption des Four Seasons Hotels wissen.
    Der junge Mann lächelt geduldig. »Nun, theoretisch hätten Sie schon heute Morgen ausziehen müssen.«
    »Aber ich habe beschlossen, bis zum Wochenende zu bleiben.«
    »Und ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen. Wirklich. Aber laut unseren Unterlagen haben Sie nur bis heute reserviert. Heute Nacht können wir Sie noch unterbringen, aber ich fürchte, ab morgen Mittag sind wir komplett ausgebucht.«
    »Sie haben überhaupt nichts frei?«
    »Ich fürchte nicht. Ich kann ein paar andere Hotels in der Gegend anrufen …«
    »Nein, nicht nötig. Vielen Dank«, sagt Amanda und tritt den Rückzug an.
    Was Amanda unter anderem denkt, als sie den wartenden Fahrstuhl betritt: Ihre Mutter hat hunderttausend Dollar in Hundert-Dollar-Scheinen im Schließfach einer Bank am anderen Ende der Stadt; sie sollte Ben anrufen und ihm von ihrer Entdeckung berichten; ihre Mutter hat hunderttausend Dollar in Hundert-Dollar-Scheinen im Schließfach einer Bank am anderen Ende der Stadt; sie sollte ihre Kanzlei anrufen und Bescheid sagen, dass sie nicht vor nächster Woche zurückkommt; ihre Mutter hat hunderttausend Dollar in Hundert-Dollar-Scheinen im Schließfach einer Bank am anderen Ende der Stadt; sie muss ein neues Hotel finden; ihr Mantel ist wohlig warm; Rot ist auf jeden Fall ihre neue Lieblingsfarbe; ihre Mutter hat hunderttausend Dollar in Hundert-Dollar-Scheinen im Schließfach einer Bank am anderen Ende der Stadt.

19
    Am nächsten Morgen trifft Amanda um Punkt Viertel vor neun wieder in dem neuen Gerichtsgebäude ein. In den Fluren drängeln sich bereits die Besucher: Gestresste Anwaltstypen in langweiligen, schlecht sitzenden Anzügen eilen zielstrebig von einem Ende der Halle zum anderen und bleiben nur hier und da kurz stehen, um mit einem Kollegen zu plaudern oder sich mit einem Mandanten zu beraten; unformierte Polizisten stehen in kleinen blauen Grüppchen zusammen und mustern argwöhnisch die jungen Männer, die in weiten lässigen Jeans und ebensolcher Haltung an ihnen vorbeischlurfen; nervöse Eltern sitzen auf unbequemen Holzbänken vor den hohen Wänden, kämpfen mit den Tränen und versichern sich gegenseitig, dass alles gut wird.
    Als Amanda auf der Suche nach Ben den Flur hinauf- und hinunterläuft, spürt sie sämtliche Blicke auf sich. Sie sticht hervor wie ein Paar abstehender Ohren, denkt sie, als sie den Reißverschluss ihres knallroten Parkas aufzieht und die schwere Reisetasche von einer auf die andere Schulter hängt. Oder besser noch eine überreife Tomate, verbessert sie sich und gibt der Versuchung einer leeren Bank nach. Sie stellt die Reisetasche ab, setzt sich und schließt die Augen. Sie hat nicht gut geschlafen, was nicht weiter überraschend ist. Ihr Kopf war ein einziges Schlachtfeld sich bekämpfender Ideen. In einem Moment hatte sie sich davon überzeugt, dass es durchaus logisch war, dass ihre Mutter das ganze Geld im Schließfach einer Bankfiliale aufbewahrte, die gerade noch innerhalb der Stadtgrenzen lag, weil ihre Mutter schließlich schon immer eine große Exzentrikerin gewesen war. Im nächsten Augenblick sagte sie sich, dass zwischen exzentrisch und verrückt noch ein gewaltiger Unterschied bestand und dass es auf jeden Fall völlig verrückt war, so viel Geld zu verstecken. Und was machte ihre Mutter überhaupt mit hunderttausend Dollar in Hundert-Dollar-Scheinen, in welcher Beziehung stand sie, wenn überhaupt, zu John Mallins, falls John Mallins tatsächlich John Mallins war, und wenn nicht, wer war er dann, und war das eigentlich von Belang, wenn sie vordringlich mit der Frage beschäftigt war, wo sie die nächsten paar Tage unterkommen sollte? »Was zum Teufel mache ich noch hier?«, flüstert sie in die Kapuze ihres neuen Parkas, denkt an die Flugreservierung, die sie heute Morgen storniert hat, und hört den vernehmlichen Schauder des Entzückens in der Stimme ihrer Sekretärin, die sie heute Morgen ebenfalls angerufen hat, um ihr zu erklären, dass sie nicht vor nächster Woche in die Kanzlei zurückkommen würde.
    »Und wie war es, ihn wiederzusehen?«, hatte Kelly verschwörerisch geflüstert.
    »Wie war es, wen wiederzusehen?«, erwiderte Amanda flach und hoffte, dass ihr herrischer Ton die neugierige junge Frau zum Schweigen bringen würde.
    »Ben Myers«, weigerte Kelly sich störrisch, die Andeutung zu hören.
    »Es war seltsam.« Doch noch während Amanda das

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