Tanz um Mitternacht
Vater.
Ich brauche nur noch ein bisschen Zeit, um das alles zu verkraften.«
»Zweifellos hast du gemerkt, wie sehr sich Geoffrey über deine Rückkehr freut. Er will dich immer noch heiraten. Vielleicht finden wir Mittel und Wege, um deine Ehe annullieren zu lassen. Und in der Zwischenzeit könntet ihr miteinander glücklich werden, so wie es euch gefällt.« Cait schüttelte den Kopf. »Darüber möchte ich nicht reden. Es wäre zu schmerzlich... Außerdem ist es viel zu früh, um an eine neue Ehe zu denken.«
Daran würde sie auch in Zukunft keine Gedanken verschwenden. Aus inniger Liebe hatte sie Rand ihr Jawort gegeben - mit katastrophalen Folgen. Nie wieder würde sie heiraten - das wusste sie im Grunde ihres Herzens.
»Komm, setz dich für eine Weile in den Schatten«, drängte ihr Vater und tätschelte ihre Schulter. »Iss das Brot und den Käse.«
Um ihn zu beruhigen, gehorchte sie. Wenn sie besser auf sich achtete, würde er sich vielleicht nicht mehr schuldig fühlen und das beklemmende Thema einer zweiten Ehe vergessen, das nach ihrer Ansicht ohnehin erledigt war.
In ihrem Leben gab es nur noch ein einziges Ziel - jenen ersehnten Punkt zu erreichen, wo sie nichts mehr für Rand Clayton empfinden würde.
21
Nick Warring stieg die Verandastufen hinauf und klopfte an die reich geschnitzte Tür von Rands Arbeitszimmer.
Als ihn der Butler des Dukes, Frederick Peterson, durch das Guckloch sah, öffnete er hastig die Tür. »Bitte, kommen
Sie herein, Eure Lordschaft. Wir alle wissen Ihren Besuch zu schätzen. Insbesondere, weil Sie sofort Zeit gefunden haben...«
An diesem Morgen hatte Nick in seinem Stadthaus eine Nachricht von Rands Kammerdiener erhalten, mit der Bitte, der Earl of Ravenworth möge am Grosvenor Square erscheinen, sobald es ihm genehm sei. Nick hatte keine Sekunde gezögert. Ebenso wie das Personal sorgte er sich um den Duke. »Hoffentlich kann ich mich nützlich machen... Wo ist Percy?«
»Hier, Mylord.« Rands hoch gewachsener, hagerer Kammerdiener eilte ihm entgegen. Hinter ihm flatterte das schulterlange schwarze Haar, das er normalerweise zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. »Wie Frederick schon betont hat - wir sind sehr dankbar für Ihren Besuch.«
»Rand ist mein Freund, und ich möchte mein Bestes tun, um ihm zu helfen.«
»Wenn Sie das schaffen, wär’s großartig.« Die Miene des Kammerdieners zeigte deutlich die wachsende Angst um seinen Herrn, und er wirkte plötzlich viel älter als seine vierzig Jahre. »Kommen Sie«, bat er, führte den Earl in einen kleinen Salon, wo sie sich ungestört unterhalten konnten, und schloss geräuschlos die Tür.
»Wo liegt das Problem?«, fragte Nick.
»Wie soll ich’s bloß ausdrücken?«, seufzte Percy. »Ich weiß, Seine Gnaden und Sie sind eng befreundet, Mylord. Deshalb habe ich Ihnen diese Nachricht geschickt. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse... Aber ich fürchte, der Duke ist wahnsinnig geworden.«
Hätten Percys Worte nicht so ernsthaft geklungen, wäre Nick in Gelächter ausgebrochen. »Vermutlich hängt das mit der Abreise seiner Frau zusammen.«
»In den ersten Wochen sperrte er sich in seinem Zimmer ein und versuchte, seinen Kummer mit Alkohol zu betäuben, von wildem Selbsthass erfüllt. So verbittert habe ich ihn noch nie gesehen. Dann änderte sich die Situation. Vielleicht sah er ein, dass es so nicht weitergehen konnte. Er hörte zu trinken auf, und ich fasste neuen Mut. Unglücklicherweise bekommt er jetzt Tag für Tag einen Wutanfall.«
»Nun, er hatte schon immer ein wildes Temperament.«
»Ich fürchte, es ist viel schlimmer. Dauernd schlägt er über die Stränge. Er neigt zu unangebrachten Maßnahmen und sogar zur Gewalttätigkeit. Neulich feuerte er ein Dienstmädchen, weil das arme Ding die Kissen in seinem Bett nicht zurechtgerückt hatte. Gestern Abend beim Dinner behauptete er, die Sauce sei nicht heiß genug, und schleuderte seinen Teller quer durchs Speisezimmer. Und heute Morgen tobte er vor Zorn, weil die Zeitung an der falschen Stelle auf dem Tischchen neben seinem Sessel im Arbeitszimmer lag. Da sitzt er jetzt am Schreibtisch, und niemand wagt sich hinein.«
»Seit den Problemen mit seiner Frau habe ich ihn nicht mehr gesehen. Meine Schwester erzählte mir, was geschehen war, und ich dachte mir, es müsste ihn schmerzlich treffen. Aber von diesen Auswüchsen hatte ich keine Ahnung. Danke, dass Sie mich benachrichtigt haben, Percy.«
Der Kammerdiener nickte. Wie viel Rands
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