Tanz um Mitternacht
zurückgeben. So leicht war
es nicht gewesen, präzise herauszufinden, welche Ausgaben absolut nötig waren, worauf man verzichten und wo man sparen konnte. Er seufzte und dachte an die vielen Stunden, die er geopfert hatte, um das alles bis ins kleinste Detail zu planen.
Zweifellos war es am vernünftigsten, einfach zu nehmen, was er sich angeeignet hatte, dazu die versteckten Schätze, und an Bord der Moroto für immer zu verschwinden.
Ja, das würde ein kluger Mann tun. Aber die Versuchung, die Halskette zu finden, war zu groß. Warum sollte er sich mit einem Teil der Reichtümer begnügen, wenn er alles für sich gewinnen konnte?
Wie üblich wäre es ein Kinderspiel. Ursprünglich hatte er beabsichtigt, ein Boot zu mieten, das eines Nachts am Strand warten würde, mit seiner Beute heimlich an Bord zu schleichen und davonzusegeln. Auf den West Indies oder wo immer es ihm beliebte, würde er ein komfortables Leben führen. Aber bei einem solchen Unternehmen ging man stets ein Risiko ein, wenn man nicht alle Probleme löste. Sobald die Halskette gefunden war, musste er den Professor, Sir Monty und St. Anthony aus dem Weg räumen.
In unzivilisierten Gebieten passierten immer wieder solche Unfälle.
Um Caitlin brauchte er sich nicht zu sorgen. Die würde er einfach mitnehmen, was er von Anfang an geplant hatte. Sobald ihr Vater nicht mehr im Weg stand und sonst niemand da war, an den sie sich wenden konnte, würde sie Phillip bereitwillig folgen. Bei diesem Gedanken erfüllte ihn heiße Vorfreude, und ein zügelloses Verlangen stieg in ihm auf.
Ungeduldig schaute er auf seine Uhr. Bald würde Maruba in sein Zelt kommen. Die Begierde wuchs. Seit Caitlins Rückkehr hatte er die Eingeborene jede Nacht zu sich gerufen. Die Nähe der rothaarigen Frau regte seinen Appetit an.
Oder es lag nur daran, dass er sie noch nicht besessen und sich monatelang verlockende Szenen ausgemalt hatte - wie er es genießen würde, sie endlich zu erobern.
Was auch der Grund sein mochte - er begehrte sie, und in absehbarer Zeit würde sie ihm gehören.
Ein leises Geräusch vor dem Zelt erweckte seine Aufmerksamkeit, und seine Nerven spannten sich an. Das musste Maruba sein. In wenigen Minuten würde er seine Lust stillen. Er wartete, bis sich die Zeltklappe öffnen würde. Als das nicht geschah, schob er sie beiseite und spähte hinaus, sah aber nur dichtes Dunkel.
Beunruhigt schaute er sich um. Schnüffelte irgendwo ein wildes Tier herum? Vielleicht sogar ein Leopard, der aus dem Landesinneren zum Strand gelaufen war... Plötzlich bemerkte er eine Bewegung zwischen den Bäumen, etwas Weißes schimmerte, der Saum eines braunen Köperrocks glitt vorbei.
Verwundert runzelte er die Stirn. Hatte Caitlin ihm nachspioniert? Er erinnerte sich an die Rechnungsbücher. Im Lampenlicht, das sein Zelt erhellte, hatte sie ihn womöglich durch die Segeltuchplane beobachtet. Viel konnte sie nicht gesehen haben.
Trotzdem fühlte er sich unbehaglich. Seit ihrer Rückkehr schien sie ihn im Auge zu behalten. Aber vielleicht hatte er einfach nur ihr Interesse geweckt. Phillip lächelte. Jetzt war sie verheiratet - eine gereifte junge Frau mit gewissen Bedürfnissen, von ihrem Ehemann getrennt. Hatte sie endlich erkannt, welche Freuden sie teilen könnten?
Hoffentlich...
Vor allem hoffte er, sie hätte keinen Verdacht geschöpft. Es wäre zu schade, wenn auch sie einen dieser schrecklichen »Unfälle« erleiden würde.
Rand stand neben Percy Fox im Bug der Moroto. Während der Schoner gemächlich dahinsegelte, sah er die Insel Santo Amaro näher rücken, den vertrauten, in Wolken gehüllten Gipfel des Pico de Maligno, den dichten, dunkelgrünen Dschungel am Hang hinter dem breiten weißen Sandstrand.
Bald erblickte er auch den Kreis, den die Zelte bildeten, und seufzte erleichtert. Also hielt sich der Professor noch immer hier auf, so wie es Baptiste versichert hatte. Auch Dr. Harmons Tochter würde Rand auf der Insel antreffen. Vor etwa einem Monat hatte der Kapitän sie hierher gebracht.
Zum hundertsten Mal überlegte Rand, was er bei seiner Ankunft sagen und wie er sich verhalten würde. Sollte er sich zu Caits Füßen werfen und um Vergebung flehen? Wenn er glaubte, das würde den gewünschten Erfolg erzielen, wäre er dazu bereit.
Unglücklicherweise fürchtete er, Cait würde ihm ins Gesicht lachen und einfach davongehen. Nein, so leicht würde sie ihm nicht verzeihen. Er musste ihr seine aufrichtige Reue beweisen, das Vertrauen verdienen,
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