Tanz um Mitternacht
beiden Männer an, bis Sir Monty sich dramatisch räusperte und der Person entgegenblickte, die jetzt herankam. »Guten Abend, Caitlin.«
Sie blieb neben ihrem Vater stehen. »Guten Abend, Gentlemen.«
»Gerade haben wir über Ihre Heldentat gesprochen.«
»Welche Heldentat?«
»Findest du’s nicht heroisch, dass du meine wertlose Haut gerettet hast?«, fragte Rand.
Sie wandte sich zu ihm, und ihre Mundwinkel zuckten. »Oh, ich habe den Leoparden nur ein paar Sekunden früher entdeckt als du.«
»Meinst du - ein paar Sekunden, bevor ich mich in Leopardenfutter verwandelt hätte?«
Alle außer Geoffrey lachten, sogar Cait.
»Verzeihen Sie die Störung, Gentlemen«, bat sie. »Eigentlich wollte ich Mr. Fox nur für das köstliche Dinner danken. So was Gutes habe ich schon lange nicht mehr gegessen.«
»War mir ein Vergnügen, Euer Gnaden«, beteuerte Percy und verbeugte sich galant.
Obwohl sie ihr Lächeln beibehielt, erblasste sie, als hätte er sie geschlagen. So wurde sie nur selten genannt. Die Erinnerung an ihren aristokratischen Status missfiel ihr. Mühsam unterdrückte Rand einen Fluch. Allein schon der Hinweis auf ihre Ehe schien an ihren Nerven zu zerren. Sie entschuldigte sich hastig und eilte davon.
Während sich die anderen trennten, um Karten zu spielen oder vor der Schlafenszeit noch ein wenig zu lesen, suchte er Cait und fand sie am Rand des Lagers. Im Licht einer Öllampe saß sie auf einem umgestürzten Baumstamm und flickte ein Hemd des Professors.
»Wie ist es deinem Vater in den letzten Monaten gegangen?«, fragte er. »Hoffentlich war er nicht mehr krank.«
Unsicher schaute sie zu ihm auf. »Bisher nicht. Zum Glück macht er einen gesunden Eindruck.«
»Das freut mich.«
Sie legte ihre Handarbeit in den Schoß. »Willst du irgendwas?«
Ob er etwas wollte? O Gott, ihr Anblick im goldenen Lampenschein genügte, um ein brennendes Verlangen zu wecken. Jede Minute in ihrer Nähe war eine Qual. Und wenn er sie nicht sah, fühlte er sich noch elender. »Ich möchte dir wieder einmal danken.« Immerhin ein plausibler Vorwand... »Ohne dich würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben.«
»Daran zweifle ich. Wie gut du dich im Dschungel zurechtfindest, hast du mehrfach bewiesen. Das hätte ich gar nicht gedacht.«
»In Indien konnte ich einschlägige Erfahrungen sammeln. Außerdem habe ich in Afrika Großwild gejagt, auf einem Terrain, das Santo Amaro gleicht.«
»Du hast gelernt, auf dich selbst zu achten. Vermutlich wolltest du deinen Vater beeindrucken.«
»Ja, damals schon... In gewisser Weise bin ich ihm dankbar. Was er mir beigebracht hat, kommt mir jetzt zugute.«
»Ganz bestimmt...« Cait griff wieder nach ihrer Näharbeit und stach die Nadel etwas zu vehement in den Leinenstoff. »Sicher versuchte er dir einzubläuen, wie sich ein richtiger Mann verhalten muss. Hat er dir auch erklärt, ein britischer Aristokrat würde nicht nur eine Ehefrau, sondern auch eine Geliebte brauchen?«
Ihre grünen Augen schienen ihn zu durchbohren und schürten seine Schuld. »So ähnlich hat er’s wohl formuliert. In dieser Hinsicht bin ich inzwischen anderer Meinung.«
Erstaunt hob sie die rotgoldenen Brauen. »Heißt das, du wärst mir treu, wenn wir noch einmal von vorn anfingen?«
»Falls du unsere Ehe fortsetzen willst, würde ich schwören, dich nie mehr zu betrügen.«
Sie blinzelte. Im Feuerschein sah er Tränen an ihren Wimpern glänzen. »Das - glaube ich dir nicht, Rand.«
»Was ich tat, war ein schwerer Fehler. Aber ich habe dich nie belogen, wenn es um wichtige Dinge ging.«
Statt zu antworten, schüttelte sie nur den Kopf und stand auf, als könnte sie seine Nähe nicht mehr ertragen. Das Hemd an sich gepresst, kehrte sie zum Lager zurück, in kerzengerader Haltung. Rand schaute ihr nach, und seine Seelenqualen übertrafen den Schmerz in seinem zerkratzten
Arm. Wie sollte er Cait jemals von seinen ehrlichen Absichten überzeugen?
Resignierend folgte er ihr und wickelte sich in seine Decke, nur wenige Schritte von ihr entfernt. Eine weitere lange, schlaflose Nacht lag vor ihm.
Im Morgengrauen versammelten sie sich am Ufer des reißenden Bachs, um über die Hängebrücke zu gehen. Darunter rauschte der Wasserfall in die tiefe, zerklüftete Schlucht hinab.
»Diesen Canyon nennt man Angels’ Gorge«, erklärte Max von Schnell. »Die Engelsschlucht. Auf Portugiesisch Gargantua de Anjos.« Seine Lippen unterhalb des buschigen Schnurrbarts verzogen sich zu einem Grinsen. »Wenn
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