Tanz um Mitternacht
anderes übrig.
An diesem Tag würde auch ihr Vater in die Stadt zurückkommen. Und nächste Woche wartete sehr viel Arbeit auf Cait. Also würde sie wohl wenig Zeit finden, Rand zu treffen.
Selbst wenn es ihr gelingen würde - sie musste bald nach Santo Amaro zurückkehren. Inzwischen hatten sie genug Geld für die Expedition gesammelt und alle nötigen Vorräte gekauft. Ihr Vater und seine Reisebegleiter waren eifrig bestrebt, die Suche nach Kleopatras Halskette fortzusetzen. Mindestens ein Jahr würden sie auf der Insel verbringen. Falls sie die Halskette nicht fanden, gab es keinen Grund, London noch einmal aufzusuchen. Vielleicht würde sie England nie mehr wieder sehen.
Der Mann, der neben ihr schlief und sie in seinen Armen hielt, bewegte sich ein wenig. Aber er erwachte nicht, und er ließ sie nicht los. Sogar seinen Atem hörte sie, und sie fühlte, wie sich seine muskulöse Brust hob und senkte. Zum ersten Mal erkannte sie, wie viel er ihr bedeutete, wie schmerzlich sie ihn vermissen würde.
Bleischwer lag die bittere Wahrheit auf ihrer Seele - wenn sie London verließ, würde sie wahrscheinlich auch ihn damit verlassen.
Maggie Sutton blieb neben dem eisernen Trittbrett der Kutsche stehen, die soeben vor dem imposanten Haus des Dukes am Grosvenor Square gehalten hatte. Sorgsam rückte sie ihren Hut zurecht und strich den Rock ihres aprikosenfarbenen Musselinkleids glatt. Dann holte sie tief Atem und straffte entschlossen die Schultern, stieg die Eingangsstufen hinauf und klopfte an die reich geschnitzte Tür.
Wenig später erschien ein junger blonder Lakai in der rotgoldenen Beldon-Livree auf der Schwelle, und der Butler spähte ihm über die Schulter. Wie sie sich entsann, hieß er Peterson. Als er sie erkannte, hob er erstaunt die dünnen dunklen Brauen. »Lady Trent? Ich wusste nicht, dass Seine Gnaden Sie erwarten.«
»Leider erwartet mich der Duke auch nicht«, erwiderte sie etwas steif und betrat den schwarzweißen Marmorboden der Halle.
Jetzt zogen sich die Brauen des Butlers noch etwas höher hinauf. »Seine Gnaden sitzen in seinem Arbeitszimmer. Wä-ren Sie so freundlich, mir in den goldenen Salon zu folgen, Mylady? Ich werde meinen Herrn über Ihren Besuch informieren.«
Maggie ließ sich in einen großen, weiß gestrichenen Raum mit hoher Stuckdecke und vergoldeten Möbeln führen. Auf Tischen mit Marmorplatten standen bemalte Vasen, die edlen Sofas und Polstersessel waren in Elfenbein und Gold gehalten. Zwischen vergoldeten italienischen Kerzenleuchtern hingen Familienporträts in goldenen Rahmen an den Wänden. »Sagen Sie ihm, es ist wichtig!«, rief Maggie dem Butler nach, als er sich abwandte. »Und falls er nicht sofort Zeit für mich findet, ich warte gern.«
Förmlich verneigte er sich. »Wie Sie wünschen, Mylady.« In würdevoller Haltung durchquerte er die Halle, langsam verhallten seine Schritte.
Während seiner Abwesenheit begann sie umherzuwandern, und ihre Nervosität wuchs. Dass so etwas geschehen würde, hatte sie befürchtet. Wäre sie doch früher hierher gekommen, um mit Rand zu reden, sein Verständnis zu erbitten. Hätte sie doch...
Ehe sie diesen Gedanken vollenden konnte, eilte er in den Salon. Imposant wie eh und je, glich er einem General, der ein großes Heer kommandierte. »Maggie!« Besorgt runzelte er die Stirn. »Was ist passiert?«
»Das weiß ich noch nicht«, entgegnete sie und hob herausfordernd ihr Kinn. »Vielleicht wirst du’s mir erzählen.«
Ein paar Sekunden lang hielt er ihrem Blick stand, dann schaute er weg. »Also geht’s um Caitlin.«
»Wie scharfsinnig!«, bemerkte sie missbilligend. »Andrew und ich haben die Stadt für einige Tage verlassen. Bei der Rückkehr musste ich feststellen, das sich einiges verändert hat.«
»Und das wäre... ?«
»Hör auf mit diesem Theater, Rand! Wie die Haushälterin mir mitteilte, verließ Caitlin das Haus - wenige Stunden, nachdem wir aufs Land gefahren waren. Und sie kam erst am Sonntagabend zurück.«
Rand schlenderte zum Sideboard. »Möchtest du etwas trinken? Das würde deine Nerven beruhigen.«
»Nein, danke. Und wage es bloß nicht, mir was vorzuflunkern! Ich weiß, es juckt dich in den Fingern!«
Belustigt drehte er sich zu ihr um. »Jetzt verstehe ich, warum du so eng mit Caitlin befreundet bist. Ihr seid beide willensstarke Frauen.«
»In der Tat, sie ist meine Freundin. Deshalb besuche ich dich. Cait hat diese Tage mit dir verbracht, nicht wahr?«
Bevor er antwortete, schenkte er
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