Tanz um Mitternacht
sich einen Brandy ein und steckte den Stöpsel in die Kristallkaraffe zurück. Langsam hob er das Glas und nahm einen Schluck, während er über Maggies Frage und die damit verbundenen Probleme nachdachte. »Hat sie dir erzählt, sie sei mit mir zusammen gewesen?«
Das wollte Maggie bestreiten, aber er ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Falls sie glaubt, sie könnte dich benutzen, um mich herumzukriegen, wird das kleine Biest eine Überraschung erleben. Ich lasse mich nicht vor den Traualtar locken - weder von Cait Harmon noch von sonst jemandem. Und wenn sie das geplant hat...«
»Jetzt reicht’s, Rand Clayton!« Nur mühsam unterdrückte Maggie ihren Zorn. »Zu deiner Information - Cait hat niemandem irgendwas erzählt. Sie weiß nicht einmal, dass ich hier bin.«
Eine Zeit lang schwieg er, und die Anspannung in seinen Schultern schien nachzulassen. »Tut mir Leid, ich hätte keine falschen Schlüsse ziehen dürfen.«
»Gewiss, das war ein Fehler. So etwas würde Cait Harmon niemals tun. An einer Ehe ist sie nicht interessiert. Mittlerweile müsstest du’s wissen.«
Seufzend strich er durch sein dichtes braunes Haar. »Da hast du natürlich Recht. Aber... Es gibt gewisse Dinge, über die du nichts weißt - die Cait und ihren Vater betreffen und die ich für mich behalten muss.«
Obwohl Maggies Neugier erwachte, stellte sie keine Fragen. Nur zu deutlich zeigte Rands düstere Miene, dass er ihr nichts verraten würde.
Er nippte wieder an seinem Brandy und musterte sie über den Rand des Schwenkers hinweg. »Wenn Cait dich nicht hierher geschickt hat - warum bist du dann zu mir gekommen?«
»Nun, das habe ich dir bereits erklärt«, erwiderte sie, von neuem Zorn erfasst. »Weil ich mit Cait befreundet bin -ebenso wie mit dir, Rand. In Andrews und meiner Abwesenheit fühlte sich Mrs. Beasley für Cait verantwortlich. Als sie zum Museum fuhr, schickte ihr die Haushälterin einen Lakaien nach, um sich zu vergewissern, ob die junge Dame ihr Ziel wohlbehalten erreichen würde. Der Mann sah euch beide in deine Kutsche steigen und davonfahren.«
Lässig schwenkte Rand den Brandy in seinem Glas umher. »Wenn du herausfinden wolltest, wo Caitlin war - warum hast du sie nicht einfach gefragt.«
»Weil ich sie nicht zu weiteren Lügen zwingen wollte. Sicher ist’s ihr schwer genug gefallen, mich hinters Licht zu führen. So was passt nicht zu ihrem Charakter.«
»Nein, wohl kaum«, stimmte er zu und betrachtete die bernsteinfarbene Flüssigkeit.
»Cait trifft ihre eigenen Entscheidungen - als ihr Freund müsstest du’s wissen. Welch ein erfreulicher Unterschied zu all den anderen Frauen in meinem Bekanntenkreis...«
Etwas zu vehement stellte er den schweren Kristallschwenker auf den Tisch, und das Glas klirrte in der Stille des Raums. »Das alles geht dich nichts an, Maggie. Sicher, du meinst es gut, aber...«
»Und ob’s mich was angeht! Du hast nicht die Absicht, Cait Harmon zu heiraten. Was soll denn geschehen, wenn sie ein Kind von dir erwartet?«
»Ich bin kein Narr. Obwohl es manchmal so aussieht. Es gibt Mittel und Wege, um eine Empfängnis zu verhindern. Und ich war sehr vorsichtig.«
Als er die Bestürzung in Maggies Gesicht las, ging er zu ihr und umfasste ihre Schulter.
»So egoistisch, wie du glaubst, bin ich nicht. Ja, ich begehre Cait, und ich nehme an, sie mag mich. Unglücklicherweise passen wir nicht zusammen - das weiß sie ebenso gut wie ich. Außerdem lasse ich mir keine ehelichen Fesseln anlegen. Selbst wenn ich dazu bereit wäre, Cait würde mich nicht heiraten. Sie bildet sich ein, sie hätte den Tod ihrer Mutter verschuldet. Solange sie glaubt, ihr Vater würde sie brauchen, wird sie alle Heiratsanträge ablehnen.«
»O Rand...« In Maggies Augen glänzten Tränen. »Ich mache mir solche Sorgen um Cait - um euch beide.«
»Bitte versuch uns zu verstehen. In knapp zwei Wochen wird Cait abreisen. Und aus der kurzen Zeit, die uns noch bleibt, wollen wir das Beste machen.«
Maggie schluckte krampfhaft. Was Cait und Rand füreinander empfanden, verstand sie nur zu gut. Sie wusste allerdings auch, was die beiden noch nicht einmal ahnten - welches Leid sie nach der Trennung erwarten würde.
Schmerzlich berührt schaute sie in Rands Augen. Nein, keiner von beiden hatte die Erkenntnis gewonnen, die Maggie seit Lord Mortimers Geburtstagsball bedrückte - die beiden liebten sich.
Diesen Tag verbrachte Caitlin im Archiv des Britischen Museums. Was die Texte betraf, die sie auf Wunsch ihres
Weitere Kostenlose Bücher