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Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Vaters studieren sollte, hatte sie nicht gelogen. Sie konnte Latein viel besser lesen als er, und im Museum befanden sich mehrere römische Manuskripte aus der alten Stadt Alexandria, wo Kleopatra gelebt hatte.
    Stundenlang arbeitete sie in den kalten unterirdischen Räumen, wo die Texte verwahrt wurden. Die Zeilen begannen vor ihren Augen zu verschwimmen, ihre Hände und Füße fröstelten. Von ihrem steifen Nacken kroch der Schmerz allmählich in die Schultern und den Rücken hinab. Bis jetzt hatte sie mehrere Hinweise auf die legendäre Halskette gefunden, Marc Antonius’ Geschenk für die ägyptische Königin. Ein Bericht enthielt sogar eine ausführliche Beschreibung des Geschmeides und erwähnte die kunstvoll geschliffenen Facetten der schweren goldenen Kette in Schlangenform, mit winzigen Schuppen verziert.
    In einem anderen Bericht entdeckte sie eine Schilderung der Seereise, die Antonius von Italien nach Syrien unternommen hatte, die Halskette im Gepäck, die Kleopatra als Hochzeitsgeschenk erhalten sollte. Das war 37 vor Christi geschehen. In der Stadt Antiochia hatte er Kleopatra geheiratet, nach ägyptischem Ritus. Dieser hatte, im Gegensatz zum römischen Gesetz, die Vielehe erlaubt - eine notwendige Maßnahme, da Marc Antonius bereits verheiratet gewesen war.
    Caitlin fragte sich, wie es die schöne junge Königin ertragen hatte, ihren Mann mit einer anderen zu teilen. Unwillkürlich dachte sie an Rand. Wenn sie sich trennen mussten -wie viele Frauen würde er in sein Bett holen? Sehr viele. Daran zweifelte sie nicht. In dieser Minute freute sie sich beinahe auf ihre Abreise. Wenigstens würde sie die Wahrheit nicht erfahren, niemals an wilder Eifersucht leiden.
    Energisch verbannte sie Rands Bild aus ihrer Phantasie und konzentrierte sich wieder auf die Manuskripte. An diesem Tag hatte sie beachtliche Fortschritte erzielt. Trotzdem wollte sie noch andere Texte studieren, bevor sie das Museum verließ. Sie rieb ihren Nacken und hoffte, die verkrampfen Muskeln zu lockern. Aber es nützte nichts.
    »Sie arbeiten zu hart, Caitlin.«
    Verwirrt betrachtete sie die langen weißen Finger auf ihren Schultern und wandte sich zu Geoffrey St. Anthony, der hinter ihrem Stuhl stand. »Geoffrey - was machen Sie hier?«
    »Ich wollte natürlich nach Ihnen sehen - was sonst?« Mit sanften Händen begann er, ihren verspannten Nacken und die Schultern zu massieren, viel fachkundiger, als sie es vermutet hätte.
    Während der Schmerz allmählich tatsächlich nachließ, schloss sie die Augen. Was er tat, schickte sich nicht, das wusste sie. Aber sie war todmüde, seine Finger wirkten Wunder, und so ließ sie ihn gewähren.
    »Besser, Caitlin?«
    Sie seufzte erleichtert. »O ja, viel besser.« In letzter Zeit wurde er immer kühner, was ihr keineswegs entging. Die jungenhafte Unschuld verschwand hinter wachsender Entschlossenheit. »Wo haben Sie das gelernt?«
    Nur sekundenlang hielten seine Hände inne. »Ich bin nicht der naive junge Narr, für den Sie mich halten, sondern ein Mann wie jeder andere, Caitlin.«
    Ohne die Augen zu öffnen, entgegnete sie: »Also muss es eine Geliebte gewesen sein, die Ihnen diese Kunst beigebracht hat.« Das überraschte sie nicht. Nach ihren Erfahrungen, mochten sie auch begrenzt sein, glichen sich die meisten Männer. Auch Rand hatte zahlreiche Liebhaberinnen beglückt - zuletzt sie selbst. Hastig verdrängte sie den unerwünschten Gedanken.
    »Eine wertvolle Kunst«, betonte Geoffrey. »Meinen Sie nicht auch?«
    Darauf konnte sie nicht mehr antworten, weil eine vertraute Stimme erklang. »Eine äußerst nützliche Kunst...«, ergänzte Rand gedehnt, und der ärgerliche Unterton in diesen Worten war unüberhörbar.
    Bestürzt hob Cait die Lider.
    Geoffrey entfernte die Hände von ihren Schultern, und sie wandte sich unbehaglich zur Tür. »Ich - ich hörte Sie nicht eintreten, Euer Gnaden.«
    »Offensichtlich nicht.« Unverhohlener Zorn verdunkelte Rands braune Augen, so dass sie Cait an die Begegnung in der Oper erinnerten.
    Nun, damals hatte sie nichts verbrochen - und an diesem Nachmittag ebenso wenig. »Mr. St. Anthony wollte mir nur helfen«, erklärte sie und stand auf. »Seit sechs Stunden arbeite ich in diesem eisigen Keller, und mir tut alles weh...« Sie schenkte dem jungen Mann ein gequältes Lächeln. »Vielen Dank, Geoffrey, jetzt fühle ich mich besser.«
    »Mr. St. Anthony ist zweifellos sehr begabt«, bemerkte Rand und ging zielstrebig auf sie zu.
    »Allerdings«, stimmte

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