Tanz um Mitternacht
erschüttert, warf sie den Kopf in den Nacken. Im allerletzten Moment zog sich Rand zurück. Seit jenem überwältigenden ersten Mal achtete er stets darauf, seinen Samen nicht in ihr zu vergießen. Danach nahm er sie zärtlich in die Arme und hielt sie fest, während das Entzücken allmählich verebbte.
Während er sanfte Küsse auf ihre Wange und ihren Hals hauchte, wunderte sie sich über seine Stimmung. Jetzt wirkte er nicht mehr wütend, eher ein bisschen zerknirscht.
»Was ist es nur, das mich so an dir fasziniert, Cait?«, wisperte er, ließ sie neben sich auf die gepolsterte Bank gleiten und legte einen Arm um ihre Schultern. »Bevor ich dich kannte, war ich nie so besitzergreifend.«
Eine deutlichere Entschuldigung durfte sie nicht erwarten. Seltsamerweise genügten ihr seine Worte. »Ich wollte Geoffrey nicht ermutigen. Für mich ist er nur ein Freund.« »Mag sein.« Seine Mundwinkel zogen sich ein wenig nach oben. »Aber ich versichere dir - er wünscht sich viel mehr als deine Freundschaft.«
»Vielleicht hast du Recht.« Cait spielte mit den Falten ihres Rocks und strich sie glatt. »Leider kann ich ihm nicht helfen, was immer er auch empfindet.«
»Ich hätte nicht so unbeherrscht ins Archiv stürmen sollen«, seufzte er. »Wenn es um dich geht, verliere ich ständig meine Selbstkontrolle.«
»Ja, das hast du unmissverständlich demonstriert.«
»Was ich nicht bereue«, gestand er grinsend. »In letzter Zeit habe ich dich kaum gesehen.«
»Weil ich viel zu tun hatte. Das war vorauszusehen.«
Abrupt erlosch sein Lächeln. »Du wirst England bald verlassen. Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, Cait.«
Wehmütig schaute sie ihn an und wünschte, sie hätte ihn nicht auf ihre Reisevorbereitungen hingewiesen. Es wäre einfacher, nicht davon zu sprechen - den Eindruck zu erwecken, sie müssten sich niemals trennen. »Heute Morgen erklärte mir mein Vater, wir würden in einer knappen Woche an Bord der Merry Dolphin gehen.«
Rand zog ihre Hand an die Lippen. »Würde dieser Tag doch niemals anbrechen...«
Tapfer versuchte sie zu lächeln. »Das wünsche ich mir auch. Bedauerlicherweise haben wir keine Wahl. Ich führe mein Leben, du führst deines, Rand. Mit unterschiedlichen Verpflichtungen.«
Er nickte, streckte die langen Beine aus, so gut er es im beengten Inneren der Kutsche vermochte, und lehnte sich zurück. »Nun muss ich dich wohl oder übel nach Hause bringen. Ich habe dem Kutscher befohlen, einfach durch die Straßen zu fahren, bis ich ihm bedeuten würde, wieder zum Museum zu fahren. Sehe ich dich heute Abend?«
Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Vater wird eine Besprechung mit Talmadge abhalten. Die beiden wollen noch einmal die Vorratslisten überprüfen, und Vater hat mich gebeten, ihnen zu helfen.«
»Und du darfst ihn natürlich nicht enttäuschen«, erwiderte er sarkastisch.
»Wie gesagt, ich habe gewisse Verpflichtungen«, entgegnete sie kühl. »Und da ich an der Expedition teilnehmen werde, kann ich mich meiner Verantwortung nicht entziehen.«
Rand schwieg, und sie spürte, wie sich sein Arm anspannte, der sie immer noch festhielt. So merkwürdig verhielt er sich jedes Mal, wenn sie ihren Vater oder den Baron erwähnte. Während die Kutsche über das Kopfsteinpflaster rollte, fragte sie sich beklommen nach dem Grund seines Unmuts.
11
Die Abenddämmerung brach herein, als Rands Wagen zum Britischen Museum an der Great Russell Street zurückkehrte. Vor dem Eingang stand ein Wächter neben einem Obstverkäufer mit einer schmutzigen Strickmütze, der seine Ware auf den Pflastersteinen ausgebreitet hatte. Rand wollte Cait in eine Droschke setzen und ihr dann folgen, bis sie Trents Haus wohlbehalten erreichte.
Aber vorher musste er noch etwas mit ihr besprechen. Die Kutsche bog in eine Seitenstraße. Sobald sie hielt, öffnete ein Lakai die Tür. »Zünden Sie die Lampen an und lassen Sie uns allein.«
Ehrerbietig verneigte sich der Mann in der rotgoldenen Livree. »Wie Sie wünschen, Euer Gnaden«, antwortete er, riss ein Schwefelholz an und steckte die Messinglampen im Innern des Wagens in Brand.
In den flackernden Schatten wandte sich Rand zu Cait und musterte ihre erstaunte Miene. Sobald der Lakai die Tür geschlossen hatte, fragte sie: »Stimmt was nicht?«
»Vielleicht ist das nicht der richtige Zeitpunkt - trotzdem muss ich dir etwas sagen. Es geht um die Expedition deines Vaters und die Rolle, die Phillip Rutherford dabei spielt.«
»Was meinst du?«
Weitere Kostenlose Bücher