Tanz um Mitternacht
Aktivitäten des Barons gehört. Und dein Vater könnte darin verwickelt sein.«
»Bist du verrückt?«, fauchte sie.
»Mit der Hilfe deines Vaters hat Phillip Rutherford eine ganze Menge Spenden gesammelt.«
»Um das Projekt zu finanzieren. Behauptest du etwa, mein Vater sei ein Lügner - und die Forschungsreise würde nicht stattfinden?«
»Offensichtlich werdet ihr nach Santo Amaro fahren. Also muss dein Vater an die Existenz der Halskette glauben, und er rechnet sich gute Chancen aus, sie zu finden. Die Frage ist nur - was wird dann geschehen? Eine so wertvolle Antiquität kostet ein Vermögen. Und dein Vater braucht
Geld, Cait. Auch ehrenwerte Männer könnte ein solcher Schatz in Versuchung führen.«
Erbost ballte sie ihre kleinen Hände. »Wieso weißt du, dass wir Geld brauchen? Hast du jemanden beauftragt, uns nachzuspionieren - genauso wie dem Baron? Du ziehst Erkundigungen über uns ein, als wären wir kriminell!« Blitzschnell packte sie den Türgriff, und diesmal gelang es ihr, aus der Kutsche zu springen, ehe er sie zurückhalten konnte. Aber er folgte ihr: »Lass mich in Ruhe, Rand!«
»Bitte, Cait, wir haben nur noch wenige Tage. Was immer hinter alldem steckt - mit uns hat es nichts zu tun.«
»O doch, Rand. Es hat damit zu tun, welch ein Mensch du bist - und wofür du mich hältst.« In ihren Augen brannten Tränen. »Mein Vater ist gar nicht fähig, ein Verbrechen zu verüben. Sobald er die Halskette findet, wird er nach London zurückkehren, so wie er’s versprochen hat.«
Suchend schaute sie sich nach einem Mietwagen um, und Rand wollte sie eigentlich in die Arme nehmen. Doch das wagte er nicht.
»Hör mir zu, Caitlin. Das alles habe ich dir nur erzählt, weil ich mich um dich sorge. Versuch mich zu verstehen.«
Jetzt entdeckte sie eine Droschke, winkte sie heran und wandte sich ein letztes Mal zu ihm. Als er die Tränen über ihre Wangen rinnen sah, krampfte sich sein Herz zusammen. »Leb wohl, Rand.«
»Warte, Caitlin...«
Aber sie eilte bereits zu dem Wagen, nannte dem Fahrer die Adresse und stieg ein. Wenig später verschwand die Droschke aus Rands Blickfeld.
Fluchend kehrte er zu seiner Kutsche zurück und fühlte sich hundeelend. Wie er es beabsichtigt hatte, befahl er seinem Fahrer, der Droschke zu folgen, weil er sich vergewissern wollte, dass Cait unbeschadet im Trent-Haus eintraf.
Was würde sie ihrem Vater und dem Baron mitteilen? Würde es die Pläne der beiden Männer beeinflussen? Er hatte gehofft, Cait würde begreifen, dass sein Argwohn gegen Talmadge berechtigt war, und ihm versprechen, Stillschweigen zu bewahren. Stattdessen verachtete sie ihn.
Was hast du erwartet? fragte eine innere Stimme. Du weißt, was sie für ihren Vater empfindet. Aber er hatte ihr die Wahrheit gesagt - er sorgte sich tatsächlich um sie. Wenn Talmadge sich als der skrupellose Schurke entpuppte, für den Rand ihn hielt - was würde er Cait antun?
Schweren Herzens beobachtete Rand, wie sie vor dem Haus des Marquess aus der Droschke stieg und die Eingangsstufen hinaufrannte. Sekunden später fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Und er starrte ihr bedrückt nach. Bald würde sie mit ihrem Vater und dem Baron abreisen. In welche Gefahr mochte sie sich bringen? War alles noch schlimmer geworden, weil er sie über seinen Verdacht informiert hatte?
Daran zweifelte er. Caitlin war intelligent und besonnen. Wenn sie gründlich nachgedacht hatte, würde sie sich vor Talmadge in Acht nehmen.
Jedenfalls hatte Rand sein Bestes getan, um sie zu warnen, und nun musste er bitter dafür büßen, denn das Glück der letzten Tage war zerstört. Das spielt keine Rolle, betonte die innere Stimme. Demnächst wird sie ohnehin aus deinem Leben verschwinden. Also solltest du sie schon jetzt vergessen...
Aber er musste unentwegt an sie denken. In den nächsten Tagen erkannte er, wie viel es ihm bedeuten würde, vor Caits Abreise ihr Vertrauen wieder zu gewinnen. Er schickte mehrere Briefe ins Trent-Haus und bat sie um ein Gespräch.
In der Hoffnung auf Maggies Beistand besuchte er sie und erfuhr, dass sie nicht wusste, was hinter dem Zerwürfnis steckte. »Cait hat nur eine Meinungsverschiedenheit er-wähnt.« Bekümmert schaute sie ihn an. »O Rand, übermorgen wird sie uns verlassen, und sie ist so unglücklich. Kannst du denn gar nichts tun?«
»Nein - solange sie sich weigert, mich zu sehen...«
Und dazu ließ sich Cait offensichtlich nicht bewegen.
Sie verstaute ihr Gepäck in der beengten
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