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Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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natürlich. Und ich werde nicht vergessen, was du mir über Talmadge erzählt hast.«
    Schweigend nickte er.
    »Alles Gute, Rand.«
    Nach einem letzten Kuss ließ er sie los. »Leb wohl, Caitie.« Sie brachte kein einziges Abschiedswort über die Lippen. Ein paar Sekunden lang starrte sie ihn an, prägte sich seine Züge ein, dann wandte sie sich mühsam ab. Sie eilte zur Laufplanke, fest entschlossen, keinen Blick über die Schulter zu werfen. Verzweifelt beschleunigte sie ihre Schritte, als könnte sie vor dem Schmerz in ihrer Brust fliehen. Doch der Kummer wuchs und drohte ihr das Herz zu brechen.
    Mit bebenden Händen raffte sie ihre Röcke, lief an Deck und kehrte zu ihrem Platz an der Reling zurück. Während das Schiff aus dem Hafen segelte, hielt sie nach Rand Ausschau und wollte ihm zuwinken. Aber sie konnte ihn nirgends entdecken. So schnell, wie er sie in seinen Bann gezogen hatte, war er aus ihrem Leben verschwunden. Nur eine bittersüße Erinnerung blieb zurück, die sie für alle Zeiten begleiten würde.
    In diesen qualvollen Minuten, in der sich die Einsamkeit wie eine bleischwere Last ihrer Seele bemächtigte, erkannte sie die Wahrheit, die ihr Verstand so lange verdrängt hatte.
    Das Unfassbare war geschehen - sie hatte sich hoffnungslos in Rand Clayton verliebt.

12
    In einem burgunderroten Frack und engen schwarzen Breeches überquerte Nicholas Warring, Earl of Ravenworth, den Marmorboden der Halle und betrat das geräumige, mit Nussbaum getäfelte Arbeitszimmer des Dukes of Beldon. Der Hausherr saß in einem tiefen Ledersessel hinter dem Schreibtisch, die Ellbogen auf die blank polierte Rosenholzplatte gestützt. Als sich die Tür öffnete, schloss er ein dickes Buch mit Goldschnitt und legte es in ein Schubfach - aber nicht, bevor Nick den Titel gelesen hatte. Gedichte von William Blake.
    Das ignorierte er. Wie empfindsam sein Freund in solchen Dingen war, wusste er. Und da er Rands autoritären Vater gekannt hatte, den verstorbenen Duke, verstand er auch, warum. Nick verstand diese Verlegenheit nicht, denn er kannte keinen stärkeren, maskulineren Mann als Rand. Trotzdem nahm er Rücksicht auf dessen Gefühle.
    Lächelnd stand Rand auf, ging um den Schreibtisch herum und schüttelte Nicks Hand. »Freut mich, dich zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, dass du wieder in der Stadt bist. Wolltest du nicht mit deiner Frau eine Zeit lang in Ravenworth Hall bleiben, um dich vom Londoner Gesellschaftstrubel zu erholen?«
    »Da ist Elizabeth immer noch, und ich werde bald zu ihr zurückkehren. Eigentlich bin ich lediglich in die Stadt gefahren, um dich zu sprechen.«
    Mit schmalen Augen musterte Rand den Earl. »Warum gewinne ich den Eindruck, dass das nicht nur ein freundschaftlicher Besuch ist?«
    Nick schenkte ihm ein - wie er hoffte - beruhigendes Lächeln. »Nun ja - ich habe einen seltsamen Brief von meiner Schwester erhalten. Sie schrieb mir, du würdest seit zwei Monaten das Leben eines Einsiedlers führen. Deshalb sorgt sie sich um dich, ebenso wie unser Freund Andrew. Sie dachte, vielleicht könnte ich dich zu einem Urlaub auf Ravenworth Hall überreden.«
    Seufzend wandte sich Rand zum Fenster und beobachtete die Wolken, die das Sonnenlicht trübten. In einer frischen Brise raschelte das Laub der Bäume am Ende des Gartens. »Gewiss, neuerdings lebe ich sehr zurückgezogen. Warum, weiß ich nicht. Ich habe einfach keine Lust, auszugehen, so wie vorher.«
    Wovor? Diese Frage stellte Nick nicht, weil er die Antwort zu kennen glaubte. Er warf Rand einen unergründlichen Blick zu. »Keine Frauen? Keine langen Abende in Madame Tusseaus Freudenhaus?«
    Rand schüttelte den Kopf. »Dafür bin ich nicht in der richtigen Stimmung.«
    »Aber du hast doch wenigstens Hannah Reese besucht?« Mit der Schauspielerin, die einmal Rands Geliebte gewesen war, pflegte sich der Duke normalerweise immer noch zu amüsieren, und er wusste ihre Freundschaft ebenso zu schätzen wie ihre Liebeskünste. »Nicht einmal Hannah«, bestätigte er. »Allerdings - jetzt, wo du’s erwähnst, finde ich diese Idee gar nicht so schlecht.« Er schaute zur Uhr auf dem Kaminsims hinüber. »Schon fast Mittag... Mittlerweile müsste die Köchin den Lunch vorbereitet haben. Isst du mit mir?«
    »Sehr gern.« Nick folgte seinem Freund durch die Halle zur Terrasse.
    In der Mitte des Tischchens stand eine Vase mit gelben Blumen zwischen silbernen Cloches. Eilends legte einer der Lakaien ein Gedeck für den Gast auf.
    Als die beiden Männer

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