Tanz um Mitternacht
Hände voll zu tun. Also muss er sich nicht darum kümmern, was ich esse.«
»Wie auch immer, Sie sollten nicht in der heißen Sonne arbeiten und sich lieber erholen, bis Sie genesen sind.«
Während sie mit einer Hand ihre Augen beschattete, schaute sie forschend in sein Gesicht - ein sympathisches Gesicht mit klaren Zügen, einer geraden Nase und hellen Brauen, die er in diesem Moment betrübt zusammenzog. In gewisser Weise freute sie sich über seine Fürsorge. Daran war sie nicht gewöhnt. Rand hatte sich zwar besitzergreifend verhalten, aber...
Statt diesen Gedanken weiterzuverfolgen, verdrängte sie ihn hastig, ebenso wie die schmerzlichen Erinnerungen. »Natürlich weiß ich Ihre Anteilnahme zu schätzen, Geoffrey. Sie sind ein sehr lieber Freund geworden. Aber es geht mir gut. Wirklich.«
Er widersprach nicht und starrte sie nur an, die Stirn gerunzelt. Dann murmelte er etwas Unverständliches und stapfte durch den Sand davon.
An diesem Abend aß sie herzhaft und vergewisserte sich, dass er sie dabei beobachtete. Und am nächsten Morgen wurde ihr wieder übel. Diesmal floh sie rechtzeitig in den Wald, damit Geoffrey nicht mit ansah, wie sie sich übergab.
Langsam schleppten sich die Tage dahin. Jeden Morgen rebellierte Caits Magen. Doch die Anfälle dauerten nicht mehr allzu lange, seit sie besser auf ihre Ernährung achtete.
Viel größere Sorgen als die Übelkeit bereitete ihr die Frage, was mit dem Baby geschehen sollte.
Eines Abends saß sie am Lagerfeuer, beobachtete die orangeroten und gelben Flammen, die das Dunkel über der Lichtung erhellten, und lauschte den summenden Insekten. Nachdenklich betrachtete sie ihre primitive Umgebung. Auf der Lichtung am Rand einer geschützten Bucht bildete ein halbes Dutzend Zelte einen Kreis. Ihr eigenes Quartier enthielt ein schmales Feldbett, unter dem ein Nachttopf stand, einen Klappstuhl und einen Tisch mit einer Waschschüssel und einem Wasserkrug. Daneben hatte sie ein kleines, silbern gerahmtes Porträt ihrer Mutter gestellt.
Auch Lord Talmadge hatte ein Zelt für sich allein, ebenso Geoffrey, Sir Monty und natürlich ihr Vater. Die Köchin teilte sich ein Zelt mit Maruba, während die übrigen Dienstboten auf Wolldecken im Freien schliefen. In einiger Entfernung hatten die Eingeborenen ihr eigenes Lagerfeuer entzündet. Dort kochten und aßen sie.
Caitlin saß auf einem leeren Fass und starrte in die lodernden Flammen. Unwillkürlich strich sie über ihren immer noch flachen Bauch. In einigen Monaten würde sich die Schwangerschaft zeigen. Schon jetzt hatten sich ihre Brüste vergrößert, und die Knospen waren geschwollen. Die Insel lag meilenweit von der Zivilisation entfernt. Wer würde ihr bei der Niederkunft helfen?
Großer Gott, was sollte sie tun?
Wie so oft dachte sie an Rand, den geliebten Mann, nach dem sie sich inbrünstig sehnte. Trotzdem war die Trennung unvermeidlich gewesen. Eine Heirat widerstrebte ihm.
Vermutlich würde er ihr nicht einmal dann einen Antrag machen, wenn sie ihm von dem Baby erzählte. Und falls er doch dazu bereit wäre - sie eignete sich nicht zur Duchess. Niemals würde sie die gesellschaftlichen Zwänge ertragen, die man der Gemahlin eines Aristokraten auferlegte. Ihre Freiheit bedeutete ihr sehr viel. Und die würde sie verlieren, wenn sie einen dominierenden, anspruchsvollen Mann wie Rand heiratete.
Sie passten einfach nicht zueinander. Und das hatten sie von Anfang an gewusst.
Außerdem musste sie an ihren Vater denken, der sie dringend brauchte und den sie nicht im Stich lassen durfte.
Erbost verfluchte sie ihre Dummheit. Warum hatte sie sich in Rand verliebt? Schon bei der ersten Begegnung hatte sie seinen gefährlichen Charme erkannt. Wäre sie doch vorsichtiger gewesen...
Später lag sie auf ihrem schmalen Feldbett, erinnerte sich an seine heißen Küsse, an das beglückende Gefühl, ihn in ihrem Schoß zu spüren.
Wie würde er sich verhalten, wenn er von dem Baby erfuhr, das unter ihrem Herzen heranwuchs?
Plötzlich rann ein kalter Schauer durch ihren Körper. Wenn der Duke of Beldon wüsste, dass sie sein Kind erwartete - vielleicht seinen künftigen Erben - , würde er sie zur Heirat zwingen?
Oder würde er Mittel und Wege finden, um ihr das Baby wegzunehmen?
Als ihr diese schreckliche Gefahr bewusst wurde, erschauerte sie erneut und gelobte sich, ihn niemals über seine Vaterschaft zu informieren. Gewiss, es war falsch, ihm sein Kind vorzuenthalten. Aber nicht einmal ihre Schuldgefühle
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