Tanz um Mitternacht
entlocken.
»Am liebsten würde ich sie erwürgen!«
»Nicht nur das...« Percy feixte viel sagend. »Nach der langen Trennung...«
Natürlich - nicht nur das, gestand sich Rand ein. Allein schon Caits Anblick hatte ein heißes Verlangen und den Impuls erregt, sie von St. Anthony wegzuzerren, in ein Gebüsch, und leidenschaftlich zu lieben - stundenlang. Stattdessen stand er da, enttäuscht und verbittert, und fragte sich, ob er sie küssen oder erdrosseln sollte.
Percy nahm den Deckel von der Kiste und legte ihn auf den Boden. »Wenn Kapitän Baptiste zurückkommt, wollen sie heiraten. Offensichtlich planen Sie das zu verhindern, Euer Gnaden. Was werden Sie tun?«
»Was immer nötig ist!«, fauchte Rand. »Diese Frau erwartet mein Kind. Also braucht sie einen Ehemann. Und ob’s ihr passt oder nicht, sie wird mich heiraten.«
»Vielleicht sollten Sie ihr das mitteilen.«
»Ja, wenn’s an der Zeit ist. In den nächsten Tagen möchte ich subtilere Methoden anwenden und herausfinden, was in ihrem hübschen kleinen Kopf vorgeht. Vor allem muss ich feststellen, ob sich ihre Gefühle für mich geändert haben -und was zwischen St. Anthony und diesem dummen Ding geschehen ist. Nicht, dass es irgendeinen Unterschied machen würde.«
Grinsend hob Percy ein schweres, zusammengefaltetes Segeltuchzelt aus der Kiste, und Rand packte wortlos den Werkzeugkasten aus. Mit vereinten Kräften rammten sie die Zeltpflöcke ins Erdreich. Eine solche Expedition unternahmen sie nicht zum ersten Mal. Vor dem Tod des alten Dukes hatten sie einige Abenteuer bestanden - Bergtouren in den Alpen, Hirschjagden im schottischen Moor, Tigerjagden in Indien.
Auf diese Weise hatte Rand seinem Vater zu beweisen versucht, was er leisten konnte. Die Mühe war vergeblich gewesen. Aber er hatte wertvolle Erfahrungen gesammelt, die ihm immer wieder nützten, sogar in der zivilisierten Welt der Londoner Gesellschaft.
Und jetzt würde ihm seine Erfahrung helfen, ein anderes Wild zu jagen, das ihm mehr bedeutete als alles, wonach er jemals gestrebt hatte. Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen, während er zusammen mit Percy die beiden Zelte aufstellte und das Gepäck darin verstaute.
Rastlos warf sich Caitlin umher und fand keinen Schlaf. Das Feldbett erschien ihr schmaler und härter denn je. Im Morgengrauen schlummerte sie endlich ein, träumte von Rand und erwachte atemlos. Ihr Herz schlug wie rasend. Nur an das Ende ihres wirren Albtraums erinnerte sie sich - Rand hatte ihr heftige Vorwürfe gemacht, weil sie ihm sein Kind vorenthalten wollte.
Die Augen geschlossen, glaubte sie immer noch sein wütendes Gesicht zu erblicken. Entschlossen neigte er sich zu der kleinen Wiege am Fußende ihres Feldbetts hinab und ergriff das Baby. Bevor er aus dem Zelt stürmte, drohte er ihr mit erhobener Faust und schwor ihr, sie würde das Kind nie wieder sehen. Schaudernd verschränkte sie die Arme vor der Brust. Würde Rand sich so verhalten? Er war arrogant, autoritär und daran gewöhnt, seinen Willen immer und überall durchzusetzen - aber nicht grausam.
Während sie sich wusch und ankleidete und ihr Haar bürstete, kehrten ihre Gedanken nach River Willows zurück, zu jenen Tagen, die sie stets wie einen kostbaren Schatz in ihrer Erinnerung verwahren würde. Und dann dachte sie an Rands sichtlichen Zorn in jenem Augenblick, wo Geoffrey die geplante Hochzeit erwähnt hatte.
Auch Rand war besitzergreifend gewesen. Aber seither sind einige Monate vergangen, sagte sie sich. Jetzt würde er nichts mehr für sie empfinden... Oder doch? Ja, vielleicht -sonst hätte er Geoffrey nicht so erbost angestarrt. Cait versuchte die freudige Erregung zu unterdrücken, die sie nicht verspüren durfte.
Einfach lächerlich... Sie könnten niemals Zusammenleben. Selbst wenn er sie liebte, es würde keine Rolle spielen. Sie waren zu verschieden. Außerdem musste sie an ihren Vater und das Versprechen denken, das sie Geoffrey gegeben hatte. Sie hob die Zeltklappe, und nachdem sie hinausgetreten war, betrachtete sie ihre sommersprossigen Hände vor dem Hintergrund des braunen Baumwollrocks, die zerkratzten Stiefel, die ausgefransten Brusttaschen der abgetragenen weißen Bluse.
So sah keine englische Lady aus, schon gar nicht in Rands Augen. Um Himmels willen, der Mann war ein Duke, an Damen in Samt und Seide gewöhnt - nicht an Frauen in Baumwolle und abgewetzten Stiefeln. Jetzt, wo er die richtige Cait Harmon kennen gelernt hatte, würde sie ihn sicher nicht mehr
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