Tanz um Mitternacht
ein bisschen umsehen und herausfinden, wo ich mich nützlich machen könnte. Nach der Mahlzeit gestern Abend und dem Frühstück heute Morgen dachte ich...«
»Wie ich bereits sagte«, fiel Geoffrey ihm ins Wort, »an einen so einfachen Speiseplan sind Sie nicht gewöhnt. Leider verfügen wir nur über begrenzte Vorräte.«
Beldons eisiger Blick schien ihn zu erdolchen, und Geoffrey verspürte den lächerlichen Impuls, davonzulaufen. Dafür verabscheute er sich selbst. Erleichtert seufzte er, als der Duke sich wieder an den Professor wandte. »Ich würde das Lager gern mit frischem Fleisch versorgen. Im Wald habe ich Spuren entdeckt, die zweifellos von Wildschweinen und anderen essbaren Tieren stammen. Außerdem gibt es zahlreiche Vögel auf dieser Insel, die sicher ausgezeichnet schmecken.«
»Gewiss, das wäre hilfreich«, erwiderte Professor Harmon unsicher. »Trotzdem möchte ich Ihnen davon abraten, Euer Gnaden. Im dichten Dschungel an den Berghängen lauern alle möglichen Gefahren.«
»Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich habe schon so manchen Urwald durchforscht und wertvolle Erfahrungen gesammelt.«
»Also, ich weiß nicht recht...«
»Keine Bange, ich werde aufpassen.«
Der Professor nahm seinen Segeltuchhut ab und kratzte sich am grauen Kopf. »Nun, wenn Sie sicher sind...«
»Völlig sicher.«
Jetzt strahlte Donovan Harmon über das ganze Gesicht. »Einen saftigen Braten wüssten wir zu schätzen. Nicht wahr, Phillip? Mal was anderes als Fisch und Dörrfleisch.«
Die Lippen des Barons verzogen sich zu einem rätselhaften Lächeln. »Selbstverständlich wäre frisches Fleisch ein Himmelsgeschenk.«
Obwohl Beldon das Lächeln erwiderte, blieben seine Augen kalt. »Dann sollten Sie sich auf das Dinner freuen.«
»Wenn Ihnen das Jagdglück gewogen ist, sind Sie gerade zur rechten Zeit eingetroffen, mein Junge«, meinte der Professor.
»Vielleicht«, entgegnete Beldon.
In diesem Augenblick gesellte sich Cait zu den Männern
und blieb neben ihrem Vater stehen. Geoffrey ärgerte sich, weil sie nicht zu ihm kam - insbesondere vor den Augen des Dukes, der insgeheim zu triumphieren schien. Würde sie diese alberne Schwärmerei für ihren Vater auch nach der Hochzeit fortsetzen? Früher oder später würde Geoffrey ihr beibringen, dass sie ihn genauso respektieren musste. Bisher hatte er Nachsicht geübt. Aber sobald sie verheiratet waren, würde er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit fordern.
»Du wolltest mich sprechen, Vater?«, fragte sie.
»Ja, das hätte ich fast vergessen. Demnächst werden wir einen besonders interessanten Fund ausgraben, eine Messingurne aus dem frühen Mittelalter. Woher sie stammt und wie sie an Bord des Schiffs gelangte, wissen wir noch nicht. Aber ich dachte, du würdest gern miterleben, wie sie aus der Versenkung auftaucht.«
»Natürlich, Vater«, stimmte sie zu und schaute Beldon an, als würde sie vermuten, das müsste auch ihn faszinieren.
»Seine Gnaden geht zur Jagd, meine Liebe«, erklärte der Professor. »Soeben habe ich ihn beauftragt, unseren Speisezettel mit Frischfleisch zu bereichern. Dabei wird ihm Mr. Fox helfen.«
»Oh...« Cait wurde blass und traute ihren Ohren nicht. »Aber - der Dschungel ist gefährlich. Euer Gnaden - da hinten in den Wäldern ändert sich das Terrain dramatisch - undurchdringliches Dickicht, reißende Flüsse, Sümpfe voller giftiger Schlangen. Bei der letzten Expedition sahen wir sogar einen Leoparden. Bitte, Vater, das darfst du ihm nicht erlauben.«
In den Augen des Dukes erschien eine seltsame Zärtlichkeit, die Geoffreys Zorn weckte. »Meine Liebe, ich weiß Ihre Sorge zu schätzen«, versicherte Beldon. »Aber Percy und ich sind schon oft in ähnlichen Gebieten zur Jagd gegangen.«
»Wirklich?«
Er lächelte beruhigend. »In Indien und Afrika.«
Zu Geoffreys Bestürzung starrte sie den Duke teils verblüfft, teils bewundernd an. Verdammt, es war höchste Zeit, diese Farce zu beenden. »Komm mit mir, Caitlin.« Entschlossen packte Geoffrey ihren Arm. »Ich glaube, der Professor möchte uns etwas zeigen.« Mit einem spöttischen Grinsen fügte er hinzu: »Und Seine Gnaden kann’s wohl kaum erwarten, den Dschungel zu erobern.«
Höflich verneigte sich Beldon vor Caitlin. »Viel Glück bei der Schatzsuche.«
»Und Ihnen wünsche ich viel Glück bei der Jagd«, entgegnete sie. Geoffrey umklammerte ihren Arm noch fester und zerrte sie beinahe zum anderen Ende des Strands. Dabei verfluchte er den Mann, der sich so
Weitere Kostenlose Bücher