Tanz um Mitternacht
falsche Ort, in der Nähe des Lagers, wo sich ihr Vater und St. Anthony aufhielten. »Wenn ich dir wirklich das Leben gerettet habe, gehörst du jetzt mir. Das würden die Chinesen behaupten.«
Im abendlichen Dunkel konnte er ihr Gesicht kaum sehen. »Willst du mich haben?«
Sekundenlang blieb sein Herz stehen. »O ja, Cait.«
Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt bin ich nicht mehr deine Geliebte, sondern Geoffreys Braut.«
»Heirate mich, Caitie«, flüsterte er und presste seine Lippen auf ihre Hand.
Ungläubig starrte sie ihn an, und es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. »Das meinst du nicht ernst. Wie könnten wir jemals eine gute Ehe führen - wo wir doch aus verschiedenen Welten stammen?«
»Trotzdem würden wir es schaffen. Sag St. Anthony, du hättest dich anders besonnen und würdest mich heiraten.«
Schweigend erwiderte sie seinen Blick, und er sah Tränen in ihren Augen glänzen. Dann erklang eine laute Stimme am anderen Ende der Bucht. Beide erhoben sich, und Caitlin stützte sich auf Rands Arm, um ihren verletzten Knöchel zu schonen.
»Caitlin!« Geoffrey St. Anthony rannte über den Strand zu ihnen. »Heiliger Himmel, wo warst du? Du solltest doch vor Einbruch der Dunkelheit zurückkommen.« Vorwurfsvoll wandte er sich zu Rand, der ihn mit schmalen Augen musterte. »Dein Vater... Irgendwas ist passiert. Komm mit mir ins Lager!«
»O Gott...« Ehe sie einen Schritt tun konnte, nahm Rand sie auf die Arme.
»Sie hat sich den Knöchel verstaucht«, erklärte er St. Anthony und trug Cait zum orangegelben Schein des Lagerfeuers. »Holen Sie meine Stiefel!«, rief er über die Schulter und hörte Geoffrey fluchen.
16
»Was ist geschehen, Vater?« Rand stellte Cait auf die Beine, und sie kniete sofort erschrocken an der Seite des Professors nieder, der am Lagerfeuer auf einer Decke lag. Besorgt standen Sir Monty und der Baron neben ihm.
»Nichts Ernstes, meine Liebe...«, erwiderte er, als sie seine schweißnasse, wachsbleiche Stirn berührte, und lächelte gezwungen. »Ich glaube, ich war zu lange in der Sonne.«
Beunruhigt wandte sie sich zu Sir Monty. »Was ist passiert?«
»Er hat drüben in der Ausgrabungsstätte gearbeitet. Plötzlich brach er zusammen.«
Verzweifelt hoffte Cait, ihr Vater hätte keinen Herzanfall erlitten, so wie viele Menschen in seinem Alter. Sie ergriff seine Hand und spürte, wie er den Druck ihrer Finger kraftlos erwiderte. »Wie fühlst du dich jetzt?«
»Nur ein bisschen geschwächt. Reg dich nicht auf...«
Aber sie hatte Angst um ihn. Mit jedem Jahr erschien er ihr gebrechlicher. Sie dachte an Rands unerwarteten Heiratsantrag, dann betrachtete sie wehmütig das blasse Gesicht ihres Vaters. Nein, unmöglich... Ihr eigenes Schicksal spielte keine Rolle - jetzt brauchte er sie so dringend wie nie zuvor. »In den nächsten Tagen musst du dich ausruhen. Keine Sonne, keine körperliche Arbeit, bis du wieder zu Kräften gekommen bist.« Statt zu widersprechen, was er normalerweise getan hätte, nickte er schweigend, und ihre Furcht wuchs.
»Sicher wird er sich bald erholen«, meinte Geoffrey und warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu. »Wenn wir beide ihn pflegen...«
»Ja«, stimmte sie zu und wagte Rand nicht anzuschauen. Er hatte sich ihretwegen gesorgt, ihr Leben gerettet, um ihre Hand gebeten. Und einen glückseligen Moment lang hatte sie erwogen, seinen Heiratsantrag anzunehmen.
Mrs. Wilmot brachte ihr eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen.
»Vielen Dank.«
Während Cait das Tuch befeuchtete und auf die Stirn ihres Vaters legte, spürte sie, dass Rand hinter ihr stand und sie beobachtete. Er kannte sie so gut. Beim Anblick des Professors, der schwach und bleich am Boden lag, hatte er sofort gewusst, dass sie seinen Antrag ablehnen würde.
Sie drehte sich um, und als sie durch einen Tränenschleier zu ihm aufsah, wurde seine Vermutung bestätigt. Wortlos ging er davon. Bis seine hoch gewachsene Gestalt im Schatten verschwand, schaute sie ihm nach. Nur mühsam unterdrückte sie ein Schluchzen. Ihr Vater bewegte sich unruhig, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn, tauchte den Lappen noch einmal ins Wasser und legte ihn auf die viel zu heiße Stirn.
»In den nächsten Tagen müssen wir ihn im Auge behalten«, betonte Lord Talmadge. »Allem Anschein nach leidet er an einer Art Dschungelfieber. Wir sollten ihm nicht zu nahe kommen - falls die Krankheit ansteckend ist.«
Obwohl sie ihm Recht geben musste, ärgerte sie sich. Warum suchte
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