Tanz um Mitternacht
dem Meer. Nach den ersten Liebesstunden an Bord der Swift Venture übersiedelte Rand in Caits Kabine. Jetzt war die Seereise nicht mehr langweilig.
Allmählich sprach Rand etwas freimütiger mit seiner Frau, und bald gab es keine Themen mehr, die er vermied. Sie überlegten, welchen Namen sie dem Kind geben sollten, wie sie das Kinderzimmer auf Beldon Hall einrichten würden, dem Landsitz des Dukes in Buckinghamshire. Dort würden sie in Zukunft ihre Zeit verbringen.
»Ein schönes, weitläufiges Gebäude inmitten grüner Hügel«, erklärte er. »Weit weg vom Lärm und Schmutz der Stadt, genau die richtige Umgebung für ein Kind.«
Hin und wieder diskutierten sie über Geoffrey St. Anthony. Caitlin verteidigte ihn, und Rand betonte, der Bursche hätte einen miserablen Ehemann abgegeben.
»Diesen armen Kerl hättest du gründlich durchgekaut und in winzigen Stücken ausgespuckt.« Rand grinste teuflisch. »Mit dir wird nur ein richtiger Mann fertig. Kein grüner Junge.«
Cait unterdrückte ein Lächeln. Natürlich war Rand ein richtiger Mann. Und sie musste ihm Recht geben. Sie hatte Geoffrey niemals attraktiv gefunden und seine Konversation ziemlich geistlos. Trotzdem empfand sie eine gewisse Genugtuung angesichts der Eifersucht in Rands Blick, wenn sie von einem anderen Mann sprach.
Oft waren sie geteilter Meinung. Doch das gefiel ihr - sie stritten temperamentvoll, schrien sich an, und die Anziehungskraft ließ trotzdem nicht nach. Wobei die Versöhnung das Beste an jeder Debatte war. Letztes Mal hatte Rand entschieden, nun hätte das Wortgefecht lange genug gedauert, seine Frau in die Kabine getragen, aufs Bett geworfen und mit hemmungsloser Leidenschaft beglückt.
Manchmal sprachen sie auch über den Baron. Rand erwähnte die letzten Informationen, die ihm der Polizist aus der Londoner Bow Street gegeben hatte. Dann berichtete er von dem Gespräch, das er mit Caits Vater geführt hatte, kurz bevor sie an Bord der Moroto gegangen waren.
»Was Talmadge betrifft, ist dein Vater keiner Vernunft zugänglich«, seufzte er. »Nach seiner Ansicht ist der Mann ein Heiliger. Davon lässt er sich nicht abbringen. Vielleicht kehren wir nach der Geburt des Babys auf die Insel zurück, um den Professor zu beschützen.«
Dafür liebte sie ihn. Weil er ihre Sorge verstand und sie davon befreien wollte. Mit jedem Tag liebte sie ihn ein bisschen mehr. Und was immer er für sie empfinden mochte - auch seine Gefühle schienen zu wachsen. Bei dieser Erkenntnis schöpfte sie zum ersten Mal, seit sie die Insel verlassen hatten, eine zaghafte Hoffnung. Vielleicht würde er sie eines Tages lieben lernen.
Schließlich erreichten sie London. Wenige Tage später zogen sie nach Beldon Hall, wo Caits Zuversicht bald verflog.
18
Rand betrat die Eingangshalle von Beldon Hall. Erst seit einer Woche wohnten sie hier, und das Haus erschien ihm schon jetzt verändert - viel gemütlicher.
Als Caits Gelächter aus dem Oberstock herabdrang, blieb er kurz stehen. Dann stieg er die Treppe hinauf. Sie sprach gerade mit dem Innendekorateur und suchte die Farbe für das Kinderzimmer aus. »Ein helles, sonniges Gelb«, entschied sie, obwohl ihr Mann auf Königsblau bestanden hatte. »Du könntest dich irren«, hatte sie argumentiert. »Vielleicht wird’s ein Mädchen.«
»Nein, ein Junge«, widersprach er so energisch, dass sie lachen musste. Schließlich hatte er sich ihren Wünschen gefügt. »Wenn’s unbedingt sein muss, richte das Zimmer eben in Gelb ein.«
Jetzt schliefen sie nicht mehr miteinander. Seine Frau war im siebten Monat, und er fürchtete, die leidenschaftlichen Intimitäten würden dem Baby schaden - obwohl der Arzt betont hatte, diese Sorge sei unbegründet.
Angesichts einer fortgeschrittenen Schwangerschaft würden die meisten Männer sehr gern auf ihre ehelichen Rechte verzichten, dachte Rand. Aber Caits Körper faszinierte ihn genauso wie eh und je. Er wollte sie berühren, festhalten, die Bewegungen seines Kindes in ihrem runden Bauch spüren. Und er wollte in ihr versinken, so wie früher.
Diese fast unerträgliche Sehnsucht erschreckte ihn ebenso wie seine anderen neuartigen Gefühle. Was immer Cait verlangte, würde er ihr geben - vielleicht, weil sie ihn nur selten um etwas bat. Und was sie auch plante, es drängte ihn, ihr zuzustimmen. Was er natürlich nicht tat.
Als Duchess of Beldon musste sie gewisse Regeln beach-
ten. Dafür sorgte er. Jetzt durfte sie nicht mehr allein ausgehen. Schwangere Frauen
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