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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Hoff
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unterscheiden sich nicht grundsätzlich voneinander.
     
    „Findest du nicht auch, Puh?“
    „Finde ich was?“ fragte Puh und machte die Augen auf. „Musik und Leben —“
    „Ein und dasselbe“, fiel Puh ein.
    Das haben wir uns gedacht. Statt also gegen uns selbst anzugehen, brauchen wir in vielen Fällen nur anders von unsern Schwächen und schlechten Angewohnheiten Gebrauch zu machen als vorher.
    Die folgende von dem Taoisten Liu An aufgezeichnete Begebenheit mag als erhellendes Beispiel dienen:
     
    In der Provinz Ch'u wurde ein Einbrecher Soldat unter General Tzu-fa, der dafür bekannt war, mit erstaunlichem Scharfblick die Fähigkeiten anderer nutzbar zu machen.
    Kurze Zeit später wurde Ch'u von der Armee der Provinz Ch'i angegriffen. Tzu-fas Männer zogen zur Abwehr aus, wurden jedoch dreimal zurückgedrängt. Während die Ch'u-Feldherren sich immer mehr erschöpften, nahmen die feindlichen Kräfte an Stärke zu. Da trat der Einbrecher vor und bat um die Gelegenheit, etwas zur Verteidigung Ch'us tun zu dürfen. Der General entsprach seiner Bitte. In der Nacht schlich sich der Einbrecher in das feindliche Lager, schlüpfte in das Zelt des Generals und entfernte die Bettvorhänge. Diese schickte Tzu-fa am nächsten Morgen zurück mit einem Begleitschreiben, in dem stand, sie seien von einigen Männern beim Feuerholzsammeln aufgefunden worden.
    In der folgenden Nacht stahl der Einbrecher das Kissen des Ch'i- Generals. Auch das wurde morgens mit einem ähnlichen Begleitschreiben zurückgeschickt.
    In der dritten Nacht entwendete der Einbrecher die Jade-Haarnadel des feindlichen Generals. Sie wurde am nächsten Morgen ebenfalls zurückerstattet.
    An diesem Tag rief der Ch'i-General seine Offiziere zu sich. „Noch eine Nacht“, sagte er warnend, „und es kostet mich meinen Kopf!“ Und dann erging an die Truppen der Befehl, das Lager abzubrechen und heimzuziehen.
    Es kann also keine Rede davon sein, daß eine Fähigkeit überflüssig, nichtsnutzig oder unbedeutend wäre. Alles hängt davon ab, was man damit anfängt. Wie Lao-tse sagt, kann das Schlechte sehr wohl der Rohstoff für das Gute sein.
     
    So ist es oft am einfachsten, aus dem Minus herauszukommen, indem man es in ein Plus umwandelt. Manchmal merkst du, daß sich Eigenheiten, die du verzweifelt loszuwerden versuchst, doch allmählich wieder einstellen. Aber wenn du das Rechte tust, kehren sie wenigstens in die rechten Bahnen zurück. Und manchmal kommen diese Eigenheiten, die du nicht leiden kannst, sogar genau richtig und im rechten Augenblick zum Vorschein und retten dir das Leben. Wenn dir das jemals passiert ist, wirst du es dir zweimal überlegen, ob du wirklich gegen die eigene Natur kämpfen willst.
     
    Was heißt denn „eigene Natur“? Na ja, ihr erinnert euch doch sicher an die Sache mit Tiger . . .
    „Wie bist du bloß hineingefallen, I-Ah?“ erkundigte sich Kaninchen, während es ihn mit Ferkels Taschentuch abtrocknete. „Bin ich nicht“, sagte I-Ah.
    „Aber wie—“
    „Ich bin umgesprungen worden“, behauptete I-Ah.
    „Oh“, fiel Ruh aufgeregt ein, „hat dich jemand gestoßen?“ „Jemand hat mich umgesprungen. Ich stand gerade so am Fluß und dachte nach — ich dachte nach, falls jemand von euch weiß, was das bedeutet, als ich mit lautem Getöse umgesprungen wurde.“
    „Aber I-Ah!“ riefen jetzt alle.
    „Bist du sicher, daß du nicht ausgerutscht bist?“ fragte Kaninchen altklug.
    „Natürlich bin ich gerutscht. Wenn man auf einem glitschigen Rußufer steht und hinterrücks mit Getöse umgesprungen wird, rutscht man natürlich. Was hast du denn gedacht?“
    „Wer war das wohl?“ fragte Ruh.
    I-Ah antwortete nicht.
    „Ich vermute, es war Tiger“, sagte Ferkel ängstlich.
    „Hör mal, I-Ah“, schaltete sich nun Puh ein, „war es ein Scherz oder Zufall? Ich meine -“ „Daran habe ich noch gar nicht gedacht, Puh. Selbst auf dem tiefsten Grunde des Flusses habe ich nicht daran gedacht, zu fragen: ,Ist das nun ein netter Scherz, oder ist es reiner Zufall?' Ich trieb einfach wieder an die Oberfläche und sagte mir: ,Naß ist es.' Wenn du verstehst, was ich meine.“
     
    Um nun dem Tiger seine Springerei abzugewöhnen, rückte Kaninchen wieder mit einem seiner berühmten Pläne heraus. Kaninchen, Puh und Ferkel würden Tiger irgendwohin bis tief in den Wald mitnehmen, wo er noch nie gewesen war, und ihn da verlieren. Und von da an wäre er dann ein jämmerlicher kleiner Tiger, der nie mehr jemanden

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