Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
Vom Netzwerk:
die Waffen der Reisenden auf Melyngars Rücken verstaut waren, führte er die Gruppe wieder hinaus aus dem Tal. Taran versuchte, sich jeden Schritt genau einzuprägen, doch wusste er, dass es zwecklos war. Sobald der Alte sie verlassen hatte, würde für sie auch der Pfad zu seinem Tal verschwunden sein, als ob es ihn nie gegeben habe.
    Nach einer Weile hielt Medwyn an. »Lasst uns hier Abschied nehmen«, sagte er. »Ob du recht gewählt hast, Taran von Caer Dallben, musst du mit deinem Herzen ausmachen. Vielleicht werden wir uns eines Tages wiedersehen, dann kannst du es mir ja sagen. Lebt wohl!«
    Ehe Taran sich umdrehen konnte, um ein Wort des Dankes zu sagen, war der weißbärtige Mann verschwunden, und die Wanderer standen allein auf einer kahlen, felsigen Hochfläche, über die der Wind hinwegfegte.
    »Gut«, sagte Fflewddur und hängte sich die Harfe über die Schultern. »Sollten uns hier noch mehr Wölfe begegnen, so werden sie hoffentlich wissen, dass wir mit Medwyn befreundet sind.«
    Der erste Tagesmarsch war nicht ganz so beschwerlich, wie Taran befürchtet hatte. Jetzt war er es, der die kleine Gruppe anführte; denn nachdem ein paar weitere Harfensaiten gerissen waren, hatte der Barde zugeben müssen, dass er doch nicht ganz in der Lage sei, Medwyns Anweisungen genau zu befolgen, da er nicht alle Einzelheiten behalten habe.
    Bis zum Abend stiegen sie stetig bergan, und obwohl das Gelände rau und zerklüftet war, fanden sie ohne Mühe den Pfad, den der Alte ihnen beschrieben hatte: an schäumenden Wildbächen entlang, durch Felsscharten, über schmale Grate hinweg. Die Luft war in diesen Höhen klar und von schneidender Kälte. Dankbar hüllten sie sich in die Mäntel ein, die sie von Medwyn bekommen hatten – nicht ohne guten Grund, wie sie nun erkannten.
    Bei Einbruch der Dunkelheit gebot Taran an einer windgeschützten Stelle zwischen den Felsen Halt. Sie banden Melyngar an einem verkrüppelten Baum fest und schlugen ein Lager auf. Weil sie hier weder die Kesselkrieger noch die Heerhaufen des Gehörnten Königs zu fürchten brauchten, hatte Taran nichts dagegen, als Fflewddur vorschlug, ein Feuer anzumachen. Medwyns Vorräte brauchten zwar nicht gekocht zu werden, aber die Flammen spendeten Licht und Wärme. Als von den Höhen die Schatten der Nacht hereinbrachen, setzte Eilonwy ihre goldene Kugel als Lampe auf einen Felsvorsprung. Gurgi, der tagsüber keinen einzigen Laut des Jammerns von sich gegeben hatte, hockte auf einem Steinblock zu Eilonwys Füßen und begann sich aus alter Gewohnheit das Fell zu kratzen, während der Barde wieder einmal seine Harfe flickte.
    »Du schleppst sie mit dir herum, seit wir uns kennen«, sagte Eilonwy. »Und doch hast du uns noch nie etwas darauf vorgespielt! Weißt du, wie mir das vorkommt? Wie wenn einem jemand eine Geschichte verspricht – und wenn man sich dann zum Zuhören hinsetzt, macht er den Mund nicht auf.«
    »Hätte ich etwa auf der Harfe klimpern sollen, während uns die Kesselkrieger auf den Fersen waren?«, erwiderte Fflewddur. »Meinem Gefühl nach hätte das schlecht zusammengepasst. Aber ein Fflam fühlt sich stets geschmeichelt, wenn es jemand danach verlangt, seiner Kunst zu lauschen.«
    Er setzte die Harfe an – und bevor er die Saiten noch richtig mit den Fingerspitzen berührt hatte, ertönte schon eine zarte Weise: so überaus schön und lieblich, dass Taran betroffen den Atem anhielt.
    Es war ihm, als singe die Harfe ein Lied, dessen Worte er nur zu gut verstand. Nach Hause, nach Hause!, sang sie; und während er Fflewddurs Spiel lauschte, musste er an die Felder und Wiesen von Caer Dallben denken, an die goldenen Nachmittage im Herbst und die frostkalten Wintermorgen mit ihrer blutroten Sonne über dem Schnee.
    Dann verstummte die Harfe. Fflewddur saß da wie versteinert, den Kopf geneigt, einen verklärten Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Nun, das war eine Überraschung«, meinte er schließlich. »Eigentlich wollte ich ja einen Kriegsgesang spielen, ein Kampflied, um euch für künftige Taten anzufeuern – und nun …« Er zuckte die Achseln. »Um die Wahrheit zu sagen: Es liegt nicht an mir, was die Harfe spielt. Meine Finger gehen zwar über die Saiten hin, doch sie spielt, was sie will.
    Vielleicht«, fuhr er fort, »hat Taliesin etwas Bestimmtes im Sinn gehabt, als er sie mir zum Geschenk machte. Meine eigene Harfe nämlich, mit der ich zum Rat der Barden gegangen war, um mich prüfen zu lassen, war ein uraltes klappriges Ding, das

Weitere Kostenlose Bücher