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Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Taran Bd 1 - Das Buch der Drei

Titel: Taran Bd 1 - Das Buch der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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dass er sich richtig entschieden habe. Melyngar am Zügel, führte er die Gefährten einen schmalen Uferstreifen entlang. Der See reichte dicht an den Fuß der Berge heran, und an einer Stelle war Taran sogar gezwungen, ein Stück durch das seichte Wasser zu waten.
    Der See, so erkannte er nun, war nicht etwa deshalb schwarz, weil sich die Regenwolken darin widerspiegelten: Das Wasser selbst war von einer merkwürdig teerigen Farbe und klebte an ihren Füßen wie Pech.
    Aller Vorsicht zum Trotz rutschte Taran aus und fiel auf die Knie. Als er die anderen warnen wollte, sah er zu seinem Erstaunen, dass Gurgi inzwischen die Richtung gewechselt hatte: Bis zu den Hüften im Wasser, steuerte er auf die Mitte des Sees zu. Auch Fflewddur und Eilonwy, die ihm zu folgen schienen, befanden sich schon ein beträchtliches Stück vom Ufer entfernt.
    »Was ist los mit euch?«, rief Taran. »Wohin wollt ihr denn? Haltet euch hierher, zu mir!«
    »Ich wünschte, das könnte ich!«, rief der Barde zurück. »Irgendwas zerrt mich vom Ufer weg, ich bin da in einen entsetzlichen Sog geraten …«
    Einen Augenblick später verstand der Junge, was Fflewddur gemeint hatte. Plötzlich erfasste auch ihn eine unerwartete Strömung. Bevor er sich mit den Fingern am Ufer festkrallen konnte, wurde er schon hinweggerissen.
    Unweit von ihm schlug Melyngar mit den Hufen um sich und wieherte.
    Der Himmel begann sich zu drehen.
    Taran wurde davongespült wie ein Reis im Gießbach. Eilonwy kam vorbeigeschossen. Er versuchte Fuß zu fassen und sie zu packen. Zu spät, er fand keinen Halt!
    Immer schneller und ungestümer ging es dahin. Mit äußerster Mühe gelang es ihm, den Kopf über Wasser zu halten. Ein schreckliches Rauschen und Brausen erfüllte die Luft.
    In der Mitte des Sees geriet er in einen Strudel und wurde in die Tiefe gerissen. Donnernd schlugen die schwarzen Wasser über ihm zusammen.

König Eiddileg
    aran bekam keine Luft. Einem Bergsturz gleich war die Flut über ihn hereingebrochen. Er wurde im Kreis umhergewirbelt und gleichzeitig immer tiefer hinabgezogen. Im Versinken stieß er mit irgendetwas zusammen. Er wusste nicht, was es war, doch packte er es mit beiden Händen und hielt es fest. Dann gab es mit einem Mal einen Schlag, als bräche die Erde auseinander. Schaum spritzte auf, Taran spürte, wie er gegen eine Felswand geschleudert wurde. Die Sinne verließen ihn.
    Als er die Augen öffnete, lag er auf einer nassen Steinfläche. Mit beiden Händen hielt er Fflewddurs Harfe umklammert. In der Nähe rauschte und brauste Wasser. Vorsichtig tastete er um sich: überall nasses, flaches Gestein. Es schien sich auf einer Art Damm zu befinden. Hoch über ihm schimmerte fahles, bläuliches Licht. Offenbar war er in eine Felsenhöhle geraten, in eine unterirdische Grotte. Er setzte sich auf und berührte dabei aus Versehen die Saiten der Harfe.
    »Hallo!«, ließ sich unweit von ihm eine Stimme vernehmen. »Wer ist das?« Bei aller Benommenheit erkannte Taran sofort, dass es Fflewddur war, der da rief. Er kroch in die Richtung, aus der er den Barden gehört hatte. Unterwegs stieß er mit Eilonwy zusammen, die sogleich zu schimpfen anfing:
    »Da hast du was Schönes angerichtet mit deiner Abkürzung, Taran! Viel ist nicht übrig geblieben von mir, und das Wenige ist klatschnass. Wenn ich bloß wüsste, wo meine goldene Kugel ist … Oh, ich glaube, da liegt sie ja! Durch und durch nass ist sie, hoffentlich leuchtet sie überhaupt noch!«
    Die Goldkugel leuchtete, wenn auch nur schwach. Eilonwys Haar troff von Nässe, sie blickte den Jungen zornig an. »Was mag wohl aus unseren Freunden geworden sein?«, rief sie. »Wir müssen sie suchen.«
    Gurgis struppiger Schatten kam auf sie zugerollt. »O Jammer und Elend!«, rief er. »Der arme schlotternde Gurgi ist fast gestorben vor Spucken und Wasserschlucken!«
    Einen Augenblick später stellte sich auch der Barde bei ihnen ein, Melyngar folgte ihm.
    »Es war mir, als hätte ich meine Harfe gehört«, sagte Fflewddur. »Wahrhaftig, da ist sie ja! Kaum zu fassen! Ich hatte befürchtet, sie nie mehr wiederzufinden. Aber ein Fflam verzweifelt nicht – und mit Recht, wie man sieht!«
    »Ich bin froh, dass wir alle wieder beisammen sind«, sagte der Junge, während er Fflewddur die Harfe reichte. »Wir sind da in eine Art künstliche Höhle geschwemmt worden, wie mir scheint. Seht euch die Steinfliesen auf dem Boden an!«
    »Du solltest lieber Melyngar ansehen!«, rief das Mädchen dazwischen.

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