Taran Bd 3 - Die Prinzessin Von Llyr
»Spiel weiter!«
»Du wirst doch nicht glauben, dass sie das mag«, erwiderte der Barde. »Ich kann mir das kaum vorstellen. Schließlich gibt es sogar Menschen, die meine Musik nicht mögen. Du kannst von einer Wildkatze nicht erwarten, dass sie mehr davon versteht.« Trotzdem zupfte er noch einmal die Saiten.
Diesmal gab es für Taran keinen Zweifel mehr, dass Llyan von der Harfe wie gebannt war. Der mächtige Leib der Katze lockerte sich; die Muskeln schienen sich zu entspannen; Llyan blinzelte friedlich vor sich hin. Um ganz sicher zu gehen, bat Taran den Barden wieder aufzuhören. Kaum folgte der Barde dieser Bitte, da wurde Llyan unruhig. Ihr Schwanz peitschte den Boden, die Schnurrbarthaare zitterten vor Wut. Als aber der Barde weiterspielte, legte Llyan den Kopf zur Seite und blickte den Sänger freundlich an.
»Ja, ja!«, schrie Gurgi. »Hör nicht auf mit Summen und Brummen!«
»Niemals!«, gab der Barde eifrig zurück. »Niemals, wenn es unser Leben retten kann!«
Llyan faltete die Pfote unter der breiten Brust und begann wohlig zu schnurren. Ihr Maul schien sich zu einem Lächeln zu kräuseln, die Spitze des Schwanzes schlug sanft den Takt zu der Musik.
»Das ist die Lösung!«, schrie Fflewddur und sprang auf.
»Flieht, Freunde, solange sie so friedlich ist!« Doch kaum hatte er sich erhoben, da sprang auch Llyan wütend auf und der Barde sank zurück und spielte verzweifelt um sein Leben.
»Deine Musik macht sie zwar friedlich«, sagte Taran aufgeregt, »aber frei lässt sie uns trotzdem nicht!«
»Doch, doch«, erwiderte der Barde und ließ seine Finger eilends über die Saiten gleiten. »Ihr werdet es schaffen. Aber ich fürchte«, fügte er traurig hinzu, »dass sie ausgerechnet mich behalten will.«
Die Zauberkraft der Harfe
acht, dass ihr wegkommt!«, drängte der Barde und zupfte die Saiten seiner Harfe. »Verschwindet! Ich habe keine Ahnung, wie lange sie noch zuhören mag – oder wie lange ich noch weiterspielen kann!«
»Es muss noch einen anderen Weg geben!«, rief Taran. »Wir können dich nicht allein lassen.«
»Mir fällt die Trennung genauso schwer wie euch, das könnt ihr mir glauben«, gab der Barde zurück. »Aber ihr habt wenigstens die Chance und ihr müsst sie jetzt wahrnehmen.«
Taran zögerte. Fflewddur starrte finster und erschöpft vor sich hin. Er schien bereits müde zu sein. »Verschwindet!«, wiederholte er. »Ich werde spielen, so lange ich kann. Und wenn sie es sich anders überlegt und mich nicht auffrisst, dann geht sie vielleicht auf Jagd. Macht euch keine Sorgen. Wenn es mit der Harfe nicht mehr geht, dann fällt mir sicher etwas anderes ein.« Schweren Herzens wandte sich Taran ab. Llyan hatte sich behaglich auf die Schwelle gelegt, die eine Pfote ausgestreckt, die andere graziös an den schlanken Leib geschmiegt. Ihr Hals war leicht gebogen, der mächtige Kopf war Fflewddur zugewandt. Die Bestie schien sich wohl zu fühlen und nichts Böses zu beabsichtigen. Mit den gelben, halb geschlossenen Augen beobachtete sie nur den Barden, während Taran fast unmerklich zu Gurgi und Prinz Rhun hinüberkroch. Tarans Schwert und die Waffen blieben unerreichbar unter ihrer Tatze und Taran wagte erst gar nicht den Versuch danach zu greifen, da er fürchtete, er könnte den Zauber von Fflewddurs Harfe brechen.
In der Ecke, wo die Steine niedergebrochen waren, öffnete sich ein schmaler Ausweg hinaus ins Freie. Hastig drängte Taran den Prinzen hindurchzuschlüpfen. Gurgi folgte auf Zehenspitzen; seine Augen waren vor Furcht weit aufgerissen; mit beiden Händen hielt er seine Kiefer fest, damit die Zähne nicht hörbar klapperten.
Taran blieb noch zurück; er wandte sich noch einmal dem Barden zu, der heftig, fast verzweifelt, Zeichen gab. »Hinaus! Hinaus!«, befahl Fflewddur. »Wir treffen uns so bald wie möglich. Ich habe euch doch ein neues Lied versprochen und ihr sollt es aus meinem Munde hören. Bis dahin – lebt wohl!«
Der Ton in Fflewddurs Stimme und sein Blick gestatteten keine weitere Frage. Rasch schwang sich Taran über die Steine und stand im nächsten Augenblick draußen vor der Hütte.
Seine Befürchtungen bestätigten sich. Die Pferde hatten die Riemen, mit denen sie angebunden waren, zerrissen und beim Anblick Llyans die Flucht ergriffen. Gurgi und Prinz Rhun waren bereits auf der anderen Seite der Lichtung im Wald verschwunden. Taran rannte ihnen in aller Eile nach und holte sie auch bald ein. Rhun konnte schon nicht mehr weiter; sein Atem
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