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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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erwiderte Karnodrim an Stelle des Prinzen. »Jetzt schläft sie den Schlaf der Gerechten. Warum nur müssen Irrlichter immer nachts zum Leben erwachen …«
    Iegi löste unterdessen sein Versprechen ein, und kurz darauf waren sie zu dritt unterwegs. Die Greifen schlugen kraftvoll mit ihren weit ausgebreiteten Schwingen und trugen sie an den Häusern und Hallen vorbei, den Plattformen und Stegen, die den Berghang in schier unüberschaubarer Zahl übersäten, braune Sterne an einem grauen Firmament.
    Bei ihrer Ankunft vor zwei Tagen war Auril zu erschöpft gewesen, um die Schönheit von Airianis auf sich wirken zu lassen, und so wurde ihr erst jetzt bewusst, wie groß und – auf eine fremdartige Weise – prächtig die Stadt der Vogelmenschen wirklich war, die sich einer Schmuckkette gleich um den Hals des Bergmassivs legte.
    Ihr Weg führte sie stetig aufwärts, bis schließlich nur wenige hundert Schritt unter dem Gipfel ein Plateau sichtbar wurde, auf dem sich ein imposanter kreisrunder Bau mit einem Kuppeldach erhob, das von vielfarbigen Bannern geziert wurde. Eine ausladende Holzplattform, die halb über das Plateau hinausragte, war ihm vorgelagert. Dutzende von Greifen standen bereits dort und wurden von Knechten umsorgt. Die Reittiere wirkten besonders herausgeputzt und trugen kostbares Zaumzeug, wie überhaupt der ganze Ort Prunk und Würde ausstrahlte.
    »Dies ist die Ratshalle der Taijirin«, erklärte ihnen Iegi, während sie aufsetzten. »Hier versammeln sich die Edlen, die Zunftmeister und die Feldherren, wenn Entscheidungen gefordert sind, die unser ganzes Volk betreffen.«
    »Warum sind wir heute hier?«, erkundigte sich Auril.
    »Noch ein wenig Geduld«, vertröstete sie der Vogelmensch einmal mehr.
    Sie saßen ab und gingen ins Innere. Das ganze Bauwerk schien nur aus einem einzigen großen Raum zu bestehen, dessen Wände ringsherum von steil aufsteigenden Sitzreihen gesäumt waren. In der Mitte des Runds, direkt unter einem in die Decke eingelassenen Kristall, der das Tageslicht von draußen einfing und in vielfach gebrochenen Strahlen durch den Raum schickte, befand sich ein erhöhtes Rednerpodest, zu dem allerdings keine Treppe hinaufführte. Und am fernen Ende der Halle, dem offenen Eingangsportal direkt gegenüber, stand ein prunkvoller Thron, hinter dem die Statue eines stilisierten Taijirin aufragte, der Flügel und Arme dem Himmel entgegenreckte und in seinen Händen eine glitzernde Kristallkugel hielt.
    »Ich habe davon gehört«, flüsterte Karnodrim der Albin andächtig zu. »Zur Mittagszeit fällt das Licht der Sonne genau so durch den Kristall in der Decke, dass ein Strahl auf die Kugel trifft und es den Anschein erweckt, als halte die Statue das Tagesgestirn in ihren Händen.«
    Die Ränge der Ratshalle waren, der Anzahl der Reittiere draußen entsprechend, bereits gut gefüllt. Vogelmenschen aller Art hatten sich dort niedergelassen. Manche waren von eher rundlicher Statur und erinnerten Auril mit ihrem bunten Gefieder unwillkürlich an die Singvögel ihrer Heimat, andere wiederum wiesen einen ähnlich kräftigen Wuchs wie Iegi auf, mit scharfen Gesichtszügen, mal gelben und mal dunklen Augen, und ihre beeindruckenden Flügel bestanden aus braunen, grauen oder schwarzen Federn. Es war auffällig, dass der Rat ausschließlich aus Männern zu bestehen schien, ein Umstand, den sie aus ihrer Heimat Albernia nicht kannte.
    »Setzt Euch hier an den Eingang«, wies ihnen Iegi ihre Plätze. »Das Schauspiel, das nun folgt, dürfte Euch interessieren.« Er selbst durchquerte die Ratshalle und blieb neben dem Rednerpodest auf dem Boden stehen.
    Es trafen nur noch wenige Nachzügler ein, bevor schließlich in der Seitenwand neben dem Thronpodest ein Vorhang aufgezogen wurde und der König der Vogelmenschen die Ratshalle betrat. Der majestätisch ausschreitende Mann, dessen Gefieder vom gleichen Weiß-Braun wie das Iegis war, strahlte die ganze Autorität eines geborenen Herrschers aus, und der mit Gold verzierte Paradeharnisch, über dem er eine der Flügel wegen hoch geschlitzte und von einem verzierten Gürtel gehaltene Robe aus fließendem, karmesinrotem Stoff trug, unterstrich sein würdevolles Auftreten noch. Begleitet wurde er von vier Wachen, unter denen Auril auch Hauptmann Nirwin erkannte, der wie die anderen eine Art zeremoniellen Kampfstab in der Rechten hielt.
    Der König ließ sich auf dem Thron nieder und gab dem Hauptmann ein Zeichen, woraufhin dieser vortrat und mit dem

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