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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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blank polierte Silber einer Plattenrüstung erkennen ließ. Haar und Bart waren ordentlich gestutzt, und sein Gang war aufrecht und fest. Nur die Müdigkeit in seinen Augen, die zu entdecken es jedoch eines aufmerksamen Beobachters bedurfte, verriet die Anstrengung des tagelangen Gewaltmarschs, den das Heer bereits hinter sich haben musste.
    Sofort brach erneut ein Tumult los, dem sich diesmal auch der König nicht zu entziehen vermochte. »Wie konntest du es wagen, Sohn?!«, rief er, und Shiraik setzte nach: »Das hat es noch nie gegeben. Ein Mensch in der Ratshalle von Airianis.«
    Der Ritter, der seinen lahmen Arm unter dem Mantel verborgen hielt, stellte sich ruhig neben das Rednerpodest, und auf Iegis Blick hin ließ sein Vater schließlich Nirwin die Versammlung zur Ordnung rufen.
    König Ieverin seufzte. »Ritter Wilfert. Ich fürchte, es wäre übertrieben, zu sagen, dass es mir eine Freude ist, Euch bereits nach so kurzer Zeit wiederzusehen. Doch da Ihr nun einmal hier seid, nehmt mein Willkommen an. Die Gastfreundschaft der Taijirin ist Euch gewiss, ich hoffe, Ihr habt nicht vor, sie zu missbrauchen.«
    »Keineswegs, Euer Hoheit. Ich danke Euch für die Gelegenheit, vor dem Rat sprechen zu dürfen«, gab der Ritter zurück. »Und was ich zu sagen habe, dürfte für Euch von höchstem Interesse sein, denn es betrifft das Fortbestehen Eures ganzen Volkes.« Wilfert machte eine wohl berechnete Pause, um seinen Worten Gewicht zu verleihen, dann fuhr er mit ernster Miene fort: »Dem Hochkönig und mir liegen eindeutige Beweise für etwas vor, das bis vor Kurzem nicht mehr als eine bange Vermutung war: Calvas ist es gelungen, einen neuen Verbündeten für seine Sache zu gewinnen. Es ist ihm gelungen, einen Glutlanddrachen auf seine Seite zu ziehen.« Halb ungläubiges, halb erschrockenes Flüstern unter den Anwesenden folgte dieser Eröffnung, doch der Ritter ließ sich davon nicht beirren. »Aber warum geht der Hexenmeister überhaupt einen solch gefährlichen Bund mit einer Großen Echse ein? Hat er nicht bereits im Grimmwolf einen Heerführer, der in der Vergangenheit jeden Widerstand zu brechen vermochte? Ich sage: Ja und nein! Denn der Grimmwolf ist ein Dämon und als solcher an seinen Meister gebunden. Er vermag nur dort zu sein, wo auch der Hexer wandelt. Ferne, abgelegene Kriegsschauplätze wie Albernia, Rûn oder die Wolkenberge, die im großen Krieg keine Ziele waren oder schwer einzunehmen sind, konnten daher bis heute der Herrschaft der Wölfe entgehen. Doch mit einem Glutlanddrachen auf seiner Seite vermag Calvas Wolflingheere an Orte zu führen, die ihm bisher verwehrt waren. Bergeshöhen sind kein Garant mehr für Sicherheit! Und der Hexer hat seine nächsten Nachbarn keineswegs vergessen. Sobald er den letzten Widerstand der Menschen und Alben gebrochen hat, wird er seine gierige Klaue nach weiteren Ländern ausstrecken. Und die Wolkenberge mit ihren verborgenen Reichtümern werden das Erste sein, nach dem er greift!«
    »Nichts als Vermutungen«, rief Shiraik. »Ihr kommt doch nur deshalb mit Euren Schauermärchen zu uns, weil Ihr im Begriff seid, eine Endschlacht herbeizuzwingen, die Ihr alleine nicht gewinnen könnt. Daher wollt Ihr, dass unsere Soldaten für Euch in den Tod gehen. Und dies sollen sie auch noch in dem Glauben tun, ihr eigenes Volk zu retten. Dabei wird die einzige Folge, die uns aus einer Einmischung erwächst, eben diese sein, dass sich das Auge des Hexers auf die Wolkenberge richtet und sein Zorn über uns hereinbricht. Sechzehn Jahre hat er sich nicht um uns gekümmert, denn wir haben uns aus dem Krieg herausgehalten. Ich bezweifle stark, dass eine Änderung dieser Strategie uns zum Vorteil gereichen wird.«
    »Versteht Ihr denn nicht? Der Hexer hat Euch nur deshalb kaum Beachtung geschenkt, weil Ihr keine Gefahr für ihn dargestellt habt. Ihr habt ihm tatenlos erlaubt, Undur, Astria, Thal und Breganorien zu unterwerfen. Hätten wir bereits von Beginn an Seite an Seite gestanden, hätten wir ihm vielleicht die Stirn bieten können. Diese Stunde mag unsere letzte Möglichkeit zu einem Bündnis sein, denn sollte das Heer der Alben und Menschen tatsächlich an den Mauern von At Arthanoc scheitern, steht Ihr alleine da. Ganz alleine.« Wilfert wandte sich von Shiraik ab und sah den König eindringlich an.
    Auril bemerkte, wie dessen Blick zu dem Himmelsmarschall und seinen Begleitern zuckte und dort auf verschlossene Mienen traf. Auf den Rängen der Ratshalle herrschte gespannte

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