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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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Schwertscheide hinab, die Esdurials runenverzierte Klinge verbarg. Tatsächlich, durch die Ritzen und Nähte glomm ein sanfter Schein, so als habe jemand hinter einem Vorhang eine Kerze angezündet.
    »Vorhin war es noch viel stärker«, meinte die Albin.
    Langsam stand Tarean auf und zog die Klinge hervor. Ein weißes Glühen erfüllte sie, so als sei sie gerade erst aus der Esse eines himmlischen Schmiedes gezogen worden, und die Runen glitzerten magisch, wie glasklare Kristalle im Sternenlicht.
    »Was ist das für ein Schwert?«, fragte Auril leise. »Ich habe noch niemals dergleichen gesehen.«
    Der Junge ließ den Blick über die schlanke Klinge wandern. »Die Waffe gehörte meinem Vater. Es heißt, er war ein großer Krieger. Doch er starb vor langer Zeit. Ich habe ihn niemals kennengelernt.« Er blickte sie an und irgendetwas in seinen Augen musste sie verlegen machen, denn sie räusperte sich übertrieben und meinte dann: »Nun, da haben wir also doch eine Gemeinsamkeit zwischen uns gefunden.«
    »Was meinst du?«
    Sie durchmaß mit zwei langen Schritten die enge Kajüte, in der sie sich befanden, aber am Eingang, hinter dem eine kurze Stiege hinauf an Deck führte, drehte sie sich noch einmal um. » Ich habe meine Mutter nie kennengelernt. Aber im Gegensatz zu dir wäre ich froh, wenn sie tot wäre, und ich möchte ihr auch niemals über den Weg laufen.«
    »Warum …«, setzte der Junge an, doch sie schnitt ihm das Wort ab. »Nein! Mehr Geschichten aus meiner Vergangenheit beichte ich dir heute nicht.« Sie nickte ihm auffordernd zu. »Mach dich fertig. Ich werde nachschauen, ob ich Dankwart ein Morgenmahl abhandeln kann.« Dann verschwand sie nach draußen.
    Seit einem Tag fuhren sie nun den Riva hinab und hatten in dieser Zeit fast vierzig Meilen Wegstrecke zwischen sich und Agialon gebracht. Am gestrigen Morgen in aller Frühe hatten sie – nach einer kurzen, unruhigen Nacht – einen Kahn bestiegen, der wenige Meilen südlich der Menschenstadt vertäut gelegen hatte und eine Schiffsladung Fässer guten Rûnländer Mets nach Bristaja im Süden brachte. Dieses Ziel kam sowohl Auril und Bromm entgegen, die dort ihr Glück zu versuchen gedachten, als auch Tarean, der, wie ihm seine neu erworbene Karte zeigte, dem Flusslauf zumindest bis nach Anfurt, wo dieser einen Knick gen Süden machte, in östlicher Richtung folgen konnte. Von Anfurt aus wollte er dann gen Nordosten wandern, um die Zwölf Zinnen zu erreichen, die ziemlich genau den Mittelpunkt der westlichen Reiche Endars bildeten und den einzigen halbwegs gangbaren Weg nach At Arthanoc darstellten.
    Ihr Kapitän, Dankwart, war ein mürrischer Bursche mittleren Alters von eher untersetzter Statur und einem Leibesumfang, der bewies, dass manche Menschen auch unter der Herrschaft der Wölfe keine Not litten. Ein schütterer Haarkranz war alles, was ihm an Haupthaar geblieben war, dafür zierte ein prächtiger Bart sein wettergegerbtes Gesicht. Er kam aus Rûn, aber damit erschöpften sich bereits die Informationen, die sie ihm hatten entlocken können. Er war ein Mann, der keine Fragen stellte und im Gegenzug auch keine Fragen gestellt bekommen wollte. Dass Dankwart einen wildfremden Jungen, eine Albin und vor allem einen Bären, denn Bromm hatte sich zu Tareans Erstaunen bislang nicht in seine Menschengestalt zurückverwandelt, ohne ein Zeichen der Überraschung oder des Misstrauens an Bord genommen hatte, weckte allerdings in Tarean den Verdacht, dass den Flussschiffer und seine neuen … Freunde wagte er sie eigentlich kaum zu nennen … eine gemeinsame Vergangenheit verband. Eine Vergangenheit, in der er sich aber hüten würde, herumzustochern. Er hatte genug eigene dunkle Geheimnisse im Gepäck.
    Der gestrige Tag war so ereignislos gewesen, dass er Tarean beinahe unwirklich erschien nach all den unglaublichen Geschehnissen, die sich in den letzten Tagen und Nächten regelrecht darin überboten hatten, seinen Geist abwechselnd in Ehrfurcht und in Schrecken zu versetzen. Eingelullt vom trägen Dahinfließen des Stroms hatte er den größten Teil des Tages vor sich hingedöst oder die gleichförmig vorübergleitende Landschaft betrachtet, die südlich von Agialon aus grünen Wiesen und gelben Kornfeldern bestand, nur durchbrochen von kleinen Hainen und vereinzelten Gehöften. Bromm hatte es ihm gleichgetan, und sich, die feuchte Bärenschnauze genüsslich zwischen die Vorderpfoten gelegt, zwischen den Fässern niedergelassen, um kurz darauf in

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