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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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gleichmäßiges Schnarchen zu verfallen.
    Auril war die meiste Zeit an Dankwarts Seite geblieben, ohne dass sich die beiden offenkundig unterhalten hätten, oder aber hatte vorne am Bug gesessen und ihre Ausrüstung repariert. Wolflingen waren sie auf ihrer Reise kaum begegnet, weder zu Lande noch zu Wasser – und wenn, hatten sich Tarean und Bromm unter Deck versteckt und Dankwart hatte mehr als überzeugend seine Rolle als mürrischer Flussschiffer gespielt, während Auril sich als stumme Gehilfin im Hintergrund gehalten hatte.
    Auch die Nacht, die sie vertäut unweit des Ufers verbracht hatten, war vergleichsweise ruhig gewesen, sah man einmal davon ab, dass Bromm irgendwann nach Mitternacht im seichten Wasser unweit des Schiffs einen Heidenlärm veranstaltet hatte, während er versuchte, ein paar Fische zu fangen. Und in den Morgenstunden hatte Tarean dann der Albtraum heimgesucht, der ihm noch immer mit verstörender Klarheit im Gedächtnis haftete.
    Es war all das Töten, redete er sich ein. Er war zwar von Ilrod ausgebildet worden, zu kämpfen, aber wieder und wieder Leben zu nehmen war etwas ganz anderes. Zwar verspürte er nicht wirklich Mitleid mit den Wolfsmenschen, doch das Morden an sich, das Versehren eines lebendigen Körpers mit seiner Waffe, das Blut, die Todesschreie, das Verenden weckten eine Abscheu in dem Jungen, die immer dann hochkam, wenn die Erregung des Kampfes selbst nachließ. Ich habe in den vergangenen Tagen mehr tote Wolflinge gesehen, als in den zwei Jahren seit dem letzten Angriff auf Albernia …
    »Tarean, kommst du oder soll ich deine Portion Bromm überlassen?«, erscholl von Deck die Stimme Aurils.
    »Nein, ich komme!«, rief der Junge, schüttelte die trübsinnigen Gedanken ab und eilte die Stiege hinauf.
    Nachdem sie sich gestärkt hatten, setzte das Schiff seine Fahrt fort. Während die Albin sich entschuldigte und in ihrer Kabine verschwand, legte sich Tarean neben Bromm aufs Deck und ließ sich von der Spätsommersonne wärmen, die an diesem Tag wieder freundlich vom Himmel schien. Das Gute an einer Schifffahrt stromabwärts bestand darin, dass es praktisch nichts zu tun gab. Dankwart wachte über das Ruder, und der Wind stand günstig, sodass sie mit geblähtem Segel gute Fahrt den Riva hinab machten.
    »Sag mal, Bromm«, versuchte Tarean endlich einmal, ein Gespräch in Gang zu bringen – am gestrigen Tag hatten sie nicht viel geredet, jeder hatte seinen eigenen Gedanken nachgehangen –, »gibt es noch viele deiner Art? Werbären?«
    Der Bär schnaufte. »Ich weiß es nicht. Ich bin noch keinem begegnet.«
    »Es heißt, in den Tiefen des Cerashmon lebten Gestaltwandler.«
    »Das mag wohl sein, aber da bin ich nie gewesen.« Bromm rollte sich mit geschlossenen Augen auf den Rücken und kratzte sich behäbig am Bauch.
    »Und woher stammst du?«, fragte Tarean.
    »Aus der Hochebene von Astria. Das liegt auf der anderen Seite der Zwölf Zinnen.«
    Astria hatte Tarean auf der Karte Beornhards gesehen, ein annähernd trichterförmiger Landstrich, dessen westliche Grenze im Norden vom unpassierbaren Nebelmoor, in der Mitte von den gewaltigen zwölf Bergen des Zinnenmassivs und im Süden von dem sich daran anschließenden Bruch, einer mehr als einhundert Meilen von Nordwesten nach Südosten verlaufenden Verwerfung, an welcher das Land stellenweise mehr als tausend Schritt senkrecht in die Tiefe abfiel, gebildet wurde. Im Osten grenzte Astria an ein Land namens Undur an, nördlich davon lagen die unpassierbaren Wolkenberge, und als Tarean sich daran erinnerte, musste er unwillkürlich an Iegi denken, den jungen Vogelmenschen, der dort irgendwo mit seinem Volk lebte. Ob er wohl schon gut in seiner Heimat angekommen ist? , fragte er sich.
    »Es ist ein schönes Land«, fuhr Bromm unterdessen fort. »Es gibt schattige Täler und luftige Gebirgsgrate und dunkle Föhren wachsen an den Abhängen, an deren fester Borke man sich den Rücken reiben kann. Und es gibt Bergziegen dort, flink und bockig, aber unglaublich wohlschmeckend, wenn man ihren Leib aufreißt und ihre warmen Innereien frisst.« Der Bär schmatzte zufrieden.
    Tarean verzog das Gesicht bei dem Gedanken und blinzelte den braunen Pelzberg neben sich an. In seiner Bärengestalt – und in Momenten wie diesem ließ sich einfach nicht mehr leugnen, dass Bromm im Herzen ein Bär war – gab der Hüne wahrlich ein beeindruckendes Bild ab, selbst wenn er einfach nur da lag und sich sonnte. Der Junge schätzte ihn auf knapp

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