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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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zweieinhalb Schritt Länge, und er wog sicher so viel wie vier Männer. »Wie kommt es, dass ein Bär und eine Albin gemeinsam reisen?«, wechselte er das Thema.
    Bromm öffnete ein Auge und schielte den Jungen mit einem Ausdruck auf dem Gesicht an, als wolle er sagen: Du lässt mir heute aber auch gar keine Ruhe. Doch statt sich tatsächlich zu beschweren, schloss er es nur wieder und sagte: »Es war Zufall, so wie der Zufall einsame Reisende immer zusammenführt. Sie half mir aus einer Falle, in die ich getappt war, ich half ihr im Kampf gegen ein paar Wegelagerer – und nach einem Abend am Lagerfeuer, an dem wir unsere Wunden leckten, beschlossen wir, eine Weile gemeinsam die Welt zu durchwandern.«
    »Ist sie immer so eigenbrödlerisch? Seit unserer Flucht gestern hat sie sich kaum zu uns gesellt.«
    Der Bär wog bedächtig den schweren Schädel. »Sie ist mal so und mal so. Manchmal braucht sie Zeit für sich, dann wieder ist sie nur im dichtesten Gedränge glücklich. Wir haben gelernt, die Eigenheiten des anderen anzuerkennen und damit zu leben.«
    Tarean stand auf. »Ich werde mal nach ihr schauen. Sie kann doch nicht den ganzen Tag in der dunklen Kabine verbringen, während hier draußen die Sonne scheint.«
    »Gib acht, dass du sie nicht überraschst«, warnte ihn Bromm. »Sie hasst Überraschungen, und ihre Hand mit dem Wurfmesser ist blitzschnell.«
    »Ich passe auf mich auf«, versprach der Junge und stiefelte über Deck, an den gestapelten Fässern mit Met vorbei, die den offenen Laderaum füllten, und zu der im Heck liegenden Gästekabine. Kurz bevor er jedoch die Holzstiege erreichte, hielt er inne. Aus dem Inneren drang undeutlich die Stimme der Albin, die in eine leise Unterhaltung mit irgendjemand vertieft zu sein schien. Allerdings befanden sich alle anderen Personen, die an Bord des Frachtkahns weilten, an Deck. Ein blinder Passagier? Mehr als unwahrscheinlich.
    Tarean ging in die Hocke und linste durch die Öffnung ins Innere. Die Albin saß an einem Tisch und vor ihr stand ein kleiner gusseiserner Kessel, aus dem sie seiner Erinnerung nach noch gestern einen scharfen Fleischeintopf gegessen hatten, der von Dankwart zum Abendessen zubereitet worden war. »Ist das nicht unglaublich gefährlich?«, fragte Auril gerade, und es schien, als spreche sie zu jemand, der sich im bauchigen Inneren des Kessels befand. »Seid ihr wirklich bereit, euer Leben einem mehr als vagen Orakelspruch anzuvertrauen? Wie viele werden einen furchtbaren Tod erleiden, wenn ihr irrt oder aber er sich als nicht stark genug erweisen sollte, die Bürde, die auf ihm lastet, bis zuletzt zu tragen? Ich weiß, es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, aber handelt ihr nicht allzu überstürzt?«
    Die Augen des Jungen weiteten sich, als aus dem Kessel eine unverständlich leise Antwort drang. Er beugte sich noch ein Stück vor und rutschte mit dem Fuß von der obersten Stufe ab. Mit einem Poltern traf sein Fuß auf dem Boden auf, und Aurils Blick zuckte zur Tür. »Tarean!« Und rasch an den Kessel gewandt: »Ich kann nicht weiter reden.« Sie sprang auf und strich dabei mit der linken Hand über das Kochgeschirr, das, wie der Junge jetzt sehen konnte, mit einer leicht trüben Flüssigkeit gefüllt war, Wasser vermutlich. »Was schnüffelst du hier herum?«, fuhr ihn die Albin mit blitzenden Augen an. Der Junge hätte schwören können, dass für einen Lidschlag ein Ausdruck tiefer Verstörung auf ihrem Gesicht gelegen hatte, als sie ihn erblickte, doch wie eine Springflut hatte der Zorn das Gefühl aus ihrem Antlitz hinfortgespült.
    »Ich schnüffle nicht herum«, versetzte Tarean, und seine Verlegenheit, erwischt worden zu sein, verwandelte sich ebenso rasch in Verärgerung. »Ich habe dich gesucht.« Er deutete mit einem Nicken in Richtung des Kessels. »Was machst du hier überhaupt?«
    Auril stellte sich wie schützend zwischen ihn und den Tisch. »Nichts, was dich kümmern sollte«, antwortete sie mit einer Heftigkeit, die eigentlich genauso unangemessen schien wie seine Wut und nur zur Folge hatte, dass das Misstrauen seine Krallen mit aller Kraft in die Eingeweide des Jungen schlug.
    »Mit wem hast du gesprochen?«, fragte Tarean hitzig. »Verrätst du uns an den Feind?!« Und auch wenn er seine eigenen Worte, kaum dass sie ausgesprochen waren, als absurd bereute, ließ ihm die junge Frau keine Zeit, irgendetwas davon zurückzunehmen.
    »Du leidest wohl unter den Nachwirkungen der Hiebe, die dir die Wölfe vorgestern

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