Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
Vom Netzwerk:
auf den Kopf verpasst haben!«, fuhr ihn die Albin an. »Du weißt gar nichts. Ich dachte, du wärest ein fähiger Krieger im Dienste der Rebellen, aber nun muss ich feststellen, dass du nur ein dummer Junge bist, der sich selbst und uns alle umbringen will!«
    »Und du bist eine schäbige Gesetzesbrecherin mit der Selbstherrlichkeit einer verzogenen Adelstochter!«
    »Raus!«, schrie Auril.
    »Ich wollte ohnehin gerade gehen«, schrie Tarean zurück. Und er drehte sich um und stampfte zurück an Deck. Er hätte nicht zu sagen vermocht, warum sie beide so plötzlich so heftig aneinander geraten waren. Doch der kurze, heftige Wortwechsel hatte ihm die gute Laune dieses Vormittags gründlich verdorben.
    Am Abend saßen sie gemeinsam auf einer Uferwiese um ein kleines Lagerfeuer – Tarean, Auril und Bromm – und brieten sich Blaubarsche, die der Bär gefangen hatte. Dankwart gesellte sich nur zum Essen zu ihnen, und wie die anderen auch sprach er kaum ein Wort. Anschließend warf er ruhig einen Blick in die Runde, nickte dann dankend und ging wieder an Bord, wo er zur großen Überraschung des Jungen eine Hornflöte hervorholte und zu spielen begann. Ihr lieblicher Klang wehte zu den dreien hinüber, und die wunderschöne, getragene Melodie weckte in Tarean ein unbestimmtes Gefühl der Trauer, so als erinnere er sich an etwas lange Verlorenes, das ihm unwiederbringlich genommen worden war. Und ohne dass ihm dies bewusst gewesen wäre, gesellte sich zu der Melancholie mit der Zeit eine nicht minder unbestimmte Sehnsucht nach etwas, das ihm unerreichbar schien. Er blickte auf und sah über das flackernde Lagerfeuer hinweg zu Auril, die ihm mit dem Rücken an Bromms mächtige Flanke gelehnt gegenübersaß und mit ihrem Messer in einem langen Streifen die Schale von einem Apfel löste, während sie ihrerseits Tarean nachdenklich musterte.
    Nach dem Streit am Morgen waren sie sich zunächst aus dem Weg gegangen. Doch einige Flussmeilen später hatte sich der Junge ein Herz gefasst und die Albin für die harschen Anschuldigungen um Verzeihung gebeten. Und zu seiner Erleichterung hatte auch Auril eingestanden, dass ihre Worte und ihre Verärgerung unangemessen gewesen waren. Damit hatten sie zumindest reinen Tisch gemacht, und trotzdem hatte ihn die junge Frau den ganzen restlichen Tag gemieden, war seltsam schweigsam und in sich gekehrt gewesen und ein, zwei Mal hatte er bemerkt, wie ihre Augen auf eine Weise auf ihm ruhten, die ihn zutiefst verwirrte. Und auch diesmal, vielleicht noch halb im Bann von Dankwarts Flötenspiel, hatte er das Gefühl, dass sich irgendetwas zwischen ihnen verändert hatte seit dem Moment, da sie sich auf einem Hinterhof voller Wolfsleichen kennen gelernt hatten, und es war eine Veränderung, die irgendwie mit dem geheimnisvollen Gespräch in Verbindung stand, das die Albin zu Tagesbeginn geführt hatte.
    Bromm schien das auch zu spüren, denn er hob den Kopf, ließ seinen Blick von Auril zu Tarean und zurück wandern und schnaufte dann vernehmlich.
    »Wir müssen reden«, sagte Auril.
    Tarean spürte, wie ihm mulmig zumute wurde und es war nicht der Fisch, der ihm im Magen lag. »Ja?«
    »Sag mir jetzt bloß nicht, dass ich aufstehen und dieses gemütliche Plätzchen am Feuer aufgeben muss«, mischte sich der Bär brummend ein. Seine Annahme, worum sich diese Aussprache drehen würde, schien in eine Richtung zu weisen, die Tarean eine leichte Röte ins Gesicht steigen ließ.
    »Nein, du wirst es nicht glauben, aber das Ganze betrifft auch dich, mein Freund«, erwiderte die Albin und legte ihrem Gefährten kameradschaftlich den Arm auf den Rücken.
    »Worum geht es?«, fragte Tarean.
    »Ich habe heute Mittag, als du mich in der Kabine überrascht hast, mit meinem Vater gesprochen«, eröffnete ihm Auril.
    »Mit deinem Vater? Seine Stimme war es, die ich im Kessel vernahm?«
    »Ja. Es ist ein alter Albenzauber, der sich das Wasser des Sehens nennt. Ich vermag dir nicht zu erklären, woher er seine Wirkung nimmt. Es genügt zu sagen, dass mein Vater, der am Hofe Hochkönig Jeorhels dient, auf diese Weise mit mir in Verbindung treten kann, so er dies wünscht.«
    »Und woher weißt du, dass er es wünscht?«, wollte Tarean wissen.
    Sie hielt eine kleine Phiole mit silbrigem Inhalt hoch. »Das Wasser weiß, wenn es gerufen wird. Und drei Tropfen genügen, um jede Schale und jeden Topf, gefüllt mit irgendeiner klaren Flüssigkeit, in einen Spiegel zu verwandeln, durch den man in die Ferne blicken

Weitere Kostenlose Bücher