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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sicher wiedersehen.« Angewidert sah er an sich hinab. »Aber vorher brauche ich einen anderen Körper. Einen starken Körper. Doch sobald ich den habe, mögen euch eure erbärmlichen Kristalldrachen beistehen …«

 
    14
    NONDUR
    Sie waren wieder vereint, aber irgendwie hatte sich Tarean ihr Wiedersehen anders vorgestellt. Dass sie als erste gemeinsame Tat eine Gefährtin würden begraben müssen, wäre ihm niemals in den Sinn gekommen. Im Grunde hatte ihm bereits der Zwischenfall in der verborgenen Kaverne unter At Arthanoc gezeigt, dass Calvas selbst als ein Schatten des Mannes, der er früher gewesen war, nicht unterschätzt werden durfte. Umso mehr zürnte der Junge insgeheim Kesrondaia, weil sie – die es eigentlich hätte besser wissen müssen – die Bedrohung, die von dem Geist des Hexenmeisters ausgegangen war, so lange als unbedeutend abgetan hatte, bis das Unheil unausweichlich geworden war. Andererseits wäre überhaupt nichts passiert, wäre Iegi ihm gar nicht erst zur einstigen Feste des Dunklen gefolgt – und Raisil wiederum ihrem Nistbruder.
    Es war eine Abfolge unglücklicher Umstände, an deren Ende nun ein totes Taijirinmädchen lag, viel zu früh aus einem Leben geschieden, das sie – um ihr Schicksal noch schmerzlicher zu machen – einem jungen Draufgänger gewidmet hatte, der erst jetzt, da sie von ihnen gegangen war, ihre Treue und Hingebung zu erkennen begann, die er zuvor mit der Arroganz eines Prinzen, dem es an Verehrerinnen nicht mangelte, übersehen oder zumindest nicht zu würdigen gewusst hatte.
    Sie konnten Raisils Körper natürlich nicht in die Wolkenberge zurückbringen, und noch viel weniger konnten sie ihn mit nach Süden nehmen. Daher hatten sie bereits nach wenigen Meilen kehrtgemacht und waren zum Bruch zurückgeflogen. Sie hatten die junge Taijirin am oberen Rand, etwa fünf Meilen nördlich von Steilklipp, begraben, an einer offenen Stelle, die von der Mittagssonne warm beschienen wurde und von der aus man einen wundervollen Blick auf die Tiefebene von Nondur hatte. Keiner hatte sich imstande gefühlt, ein paar passende Abschiedsworte zu sprechen. Und so waren sie nur eine Weile stumm vor dem aufgetürmten Steinhügel stehen geblieben, unter dem Raisils lebloser Körper ruhte, bevor sie sich abgewandt und erneut ihre Reise in Richtung der Glutlande angetreten hatten.
    Nun saßen sie an Bord des grauen Flugschiffes, das – wie Tarean erfahren hatte – zuvor Ardo, Aurils altem Schmugglerfreund, gehört hatte, und die Stimmung gedrückt zu nennen, hätte ähnlich untertrieben geklungen, wie zu behaupten, die Zwölf Zinnen seien eine Hügelkette in der Mitte der westlichen Reiche.
    Iegi saß im vorderen Teil des Flugschiffes und brütete dumpf vor sich hin. Er machte ein Gesicht, als hingen Gewitterwolken über seinem Kopf, so schwarz wie die Segel in seinem Rücken, die sich im schwachen Nordwind blähten. Auril hockte an seiner Seite, hatte eine Hand auf seinen Oberschenkel gelegt und sprach leise mit ihm.
    Tarean war klar, dass die Albin den Vogelmenschen nur zu trösten versuchte. Im Grunde war er ihr auch dankbar dafür, denn er selbst hätte nicht gewusst, was er dem Freund angesichts von Raisils Tod hätte sagen sollen. Dennoch beobachtete er das vertraute Miteinander der beiden mit einem leichten Anflug von Neid. Mehr als ein halbes Jahr hatte er sich ein Wiedersehen mit Auril erhofft und sich ausgemalt, wie es wohl sein würde. Der Gedanke, dass sie sich nach einer eher knappen Begrüßung seinem besten Freund zuwenden könnte, war ihm dabei nicht gekommen.
    Bromm hatte sich ins Heck zurückgezogen und pflegte mit mürrischer Miene seine Kampfverletzungen. Leise brummend und fluchend zog er die einzelnen gefiederten Armbrustbolzen aus seinem dicken Pelz und begutachtete die Wunden, die sie geschlagen hatten. Tarean hatte dem Werbären, der von ihnen allen am kräftigsten ausgeteilt, aber auch am meisten eingesteckt hatte, das Heilamulett Kinrain gegeben. Doch bislang lag es noch unbeachtet auf den Holzplanken neben dem Hünen, dessen Pelz – wie der Junge bemerkte – im Verlauf des Winters seltsame schwarze Flecken entwickelt hatte.
    Gelegentlich warf Aurils treuer Wegbegleiter misstrauische Blicke in Richtung von Haffta, die ein paar achtsame Schritt entfernt an der Steuerbordreling stand und ihrerseits die mächtige Gestalt des Bären sehr aufmerksam im Auge behielt. Die Ohren der Grawlfrau zuckten nervös, und es war mehr als offensichtlich, dass sie sich

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