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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Beine in die Hand. Über ihren Köpfen ließen Blitz und Donner den Himmel erbeben, und sie rannten durch den Sturm und den Regen – durchnässt, geblendet und fast ohne jede Orientierung.
    »Eine schöne Magie hat Fenrir da gewirkt!«, schimpfte der Junge. »Wenn uns die Kazzach nicht erwischen, ertrinken wir vielleicht in diesen Fluten oder werden vom Blitz erschlagen.«
    Wie um seine Worte zu bestätigen, schlug über ihnen ein gleißender Lichtbogen in die Fassade eines der riesigen Gebäude ein und ließ Steinsplitter auf sie herabregnen.
    »Er hatte wohl keine Zeit für die rechte Vorbereitung des Zaubers«, knurrte Bromm.
    »Es war ein Fluchtzauber, Dreigötter«, regte sich Tarean auf. »Da sollte man nichts vorbereiten müssen.«
    Mittlerweile hatten sie den Südrand des Platzes erreicht – zumindest hofften sie, dass es sich um den Südrand handelte – und rannten in der Finsternis eine Straße hinab, die höchstens vier Manneslängen breit war und damit für die Verhältnisse in Gongathar eine geradezu enge Gasse darstellte. Die Kazzach waren ihnen auf den Fersen.
    Als sie um eine Hausecke bogen, prallten sie erschrocken zurück. Sie waren in eine Sackgasse gelaufen! Es war sicher nicht die einzige in ganz Gongathar, zumindest aber die erste, der sie auf ihrer gesamten Wanderung durch die Straßen der Stadt begegneten.
    »Wir müssen zurück!«, brüllte Bromm.
    Tarean riskierte einen Blick über die Schulter. »Zu spät«, schrie er zurück, als er sah, wie nah ihnen ihre Verfolger bereits gekommen waren. Er zog den Werbären mit sich tiefer in die Gasse hinein, während er verzweifelt nach einem Fluchtweg Ausschau hielt.
    Ein Portal, das oberhalb einer Handvoll Stufen in der Wand eines imposanten Steinklotzes aufklaffte, erregte seine Aufmerksamkeit. Es führte in eine dunkle Halle. Doch am Ende dieser Halle, die allenfalls fünfzig Schritt durchmessen mochte, war eine weitere Öffnung zu erkennen, ein hellgraues Rechteck vor der Schwärze des Gebäudeinneren, das hinaus auf eine weitere Straße führte.
    »Bromm! Dort! Ein Durchgang!« Tarean zog den Werbären auf die Stufen zu.
    »Oh nein!«, wehrte sich dieser. »Keine zehn Pferde bekommen mich in eines dieser Bauwerke hinein.«
    »Wie wäre es mit zwanzig Kazzach?!«, fragte Tarean, als hinter ihnen das Kriegsgeschrei ihrer Verfolger erscholl. »Jetzt komm schon! Es ist nur ein Durchgang! Da vorne geht es wieder ins Freie und aus der Stadt hinaus.« Der Junge packte den Werbären am Arm.
    »Woher willst du wissen, dass es dort aus der Stadt hinausgeht?«
    »Es muss einfach so sein. Los doch!«
    Bromm grollte einen Fluch in seinen Pelz, dann folgte er Tarean die breiten Stufen hinauf. Gemeinsam hetzten sie ins Dunkel hinein, das direkt hinter dem Portal von beiden Seiten auf sie einstürzte wie Wasser durch ein geöffnetes Schleusentor. Die ersten zwanzig Schritt durch die Finsternis fühlten sich fast zu leicht an, und Tarean sah sich schon unbehelligt durch das graue Rechteck in die Freiheit entfliehen. Doch auf einmal überkam den Jungen ein Gefühl unbeschreiblichen Grauens, so als habe ein uralter Schrecken bemerkt, dass unwillkommene Gäste seinen Ort der Ruhe betreten hatten. Aber es gab kein Zurück mehr, also stürmte er weiter, die Hand um Esdurial verkrampft und ohne nach links oder rechts zu blicken. Nicht hinschauen. Wenn du es nicht siehst, sieht es dich auch nicht, beschwor er eine der ältesten Weisheiten kindlicher Überlebensstrategien aus den Tiefen seines Bewusstseins herauf – auch wenn er wusste, dass nichts der Wahrheit ferner liegen könnte.
    Eine Bewegung in den Augenwinkeln veranlasste ihn, den Kopf zu heben, und auf einmal glaubte er direkt vor sich eine schattenhafte Gestalt zu sehen. Im gleichen Moment packte ihn irgendetwas und hielt ihn fest. Die Luft vor ihm schien sich von einem Herzschlag zum anderen in eine zähflüssige Masse verwandelt zu haben. Erschrocken schrie Tarean auf. Er wollte wild um sich schlagen, um loszukommen, doch mit jeder Bewegung musste er gegen einen Widerstand ankämpfen, so als sei er eine Fliege, deren Glieder an den klebrigen Fäden des Netzes einer Spinne festhingen. Und um was für eine gewaltige Spinne es sich in diesem Fall handeln musste, wagte er sich gar nicht auszumalen.
    »Bromm!«, schrie er verzweifelt – beziehungsweise wollte er schreien, doch aus seiner Kehle drang nicht mehr als ein unartikuliertes Gurgeln. Er keuchte und würgte. Auf einmal schien es ihm, als müsse er an

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