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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sagte dann an Iegi gewandt: »Ich muss mit dir reden.« Sie versuchte, ruhig zu klingen, doch es gelang ihr nicht ganz.
    Im Gegensatz zu Shariik schien Iegi noch nicht begriffen zu haben, dass etwas nicht stimmte. Entweder trübte noch immer die Euphorie des Sieges seinen Geist, oder er hatte den Pokal in seiner Rechten schon mehr als einmal geleert, seit er sich am Kopf der Tafel niedergelassen hatte. »Aber gerne. Setzt euch zu mir. Wie lief das Rennen für euch?« Er blinzelte, als er den Verband um Raisils Kopf bemerkte. »Sag mal, bist du gestürzt?«
    Raisil funkelte ihn an. »Genau darüber müssen wir reden. Allein.«
    Ein Ausdruck der Verwirrung huschte über Iegis Züge. Endlich schien auch er erkannt zu haben, dass in seiner Nistschwester ein Sturmwind tobte, der kurz davor stand, über ihn hinwegzufegen. Er deutete mit der Linken auf den Eingang der Ratshalle. »Gehen wir nach drinnen.«
    »Nein, lass uns hinauf zur Zitadelle fliegen«, widersprach Raisil.
    Iegi neigte zustimmend den Kopf. »Also die Zitadelle.« Der junge Vogelmensch wandte sich den anderen Reitern zu, die so sehr damit beschäftigt waren, mit ihren eigenen Leistungen während des Rennens zu prahlen, dass kaum einer von ihnen den Wortwechsel bemerkt hatte. »Meine Freunde«, rief er, »leider muss ich euch verlassen. Meine Nistschwester verlangt nach mir, und auch ein Prinz kann es sich nicht leisten, die Gunst gewisser Taijirin zu verlieren. Ich bitte, meinen verfrühten Aufbruch zu entschuldigen.« Er hob ein letztes Mal den Pokal an die Lippen und stellte ihn danach auf den Tisch zurück. »Folge mir, Kleine«, rief er Raisil zu und breitete die Flügel aus. Dann stieß er sich mit einem kräftigen Sprung vom Boden ab und stieg ein paar Schritt in die Höhe.
    Raisil warf Tarean einen kurzen Blick zu. »Kommst du mit?«
    »Nein, das ist eine Sache zwischen euch beiden«, meinte er achselzuckend. »Ich komme mit Ro’ik später nach. Wir sehen uns heute Abend beim Königsbankett.«
    Sie nickte und gesellte sich mit ein paar kräftigen Schlägen ihrer blaugrauen Schwingen zu ihrem Nistbruder.
    »Und, Raisil.« Tarean tippte sich mit zwei Fingern an die Schläfe. »Vergiss nicht, den Heiler aufzusuchen.«
    »Das hat Zeit«, erwiderte sie. »Bis nachher, Tarean.«
    Sie winkte ihm zu, und auch Iegi grüßte, dann schraubten sie sich hinauf in die Lüfte zur Himmelszitadelle, die oberhalb von Airianis auf einem Felsplateau thronte.
    »Auf welche Weise hat er diesmal versagt?« Shariik war neben ihn getreten und blickte den beiden kleiner werdenden Gestalten spöttisch nach.
    »Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht«, versetzte Tarean.
    Der Tonfall des Jungen ließ den Sohn Shiraiks scheinbar ungerührt, doch aus seiner eigenen Stimme troff der Hohn, als er sich ihm zuwandte. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass du es nicht bis ins Ziel geschafft hast, Flachländer. Nun, wen wundert das? Ich habe nicht mehr von dir erwartet.«
    »Und ich hörte, du wärest nur Vierter geworden. Seltsam, aber irgendwie habe ich mehr von dir erwartet. Wenn das alles war, was du zustande bringst, wird es noch eine lange Zeit dauern, bis du aus dem Schatten trittst, den Iegi von hoch oben über dich wirft.«
    »Ach ja?« Shariiks Schultern spannten sich, und es schien, als wolle er sich auf den frechen Menschen werfen und ihn die an der Tafel der Taijirin gebotene Demut lehren. Doch eine Stimme hinter ihrem Rücken hielt ihn auf. »Shariik! Übe dich in Beherrschung.«
    Tarean sah, wie Shiraik, der einstige Himmelsmarschall von Airianis, mit zweien seiner Gefolgsleute auf sie zutrat. Nach dem Großen Ritt der Taijirin hatte der zum Greifenmeister herabgestufte Krieger alle Ämter im Dienste König Ieverins niedergelegt und ein Leben als Berater der Handelsgilden von Airianis begonnen – ein Leben, das seine Stimmgewalt in der Gesellschaft der Vogelmenschen zwar zu einem Flüstern gesenkt hatte, doch da es heute einflussreiche Bürger und nicht mehr nur tumbe Soldaten waren, die auf seine Worte hörten, war dieses Flüstern beinahe wirksamer als alles Gepolter, das er als Oberbefehlshaber der Streitkräfte von sich gegeben hatte. Er legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter. »Wir wollen uns doch nicht mit dem ehrenwerten Gast unseres Königs Ieverin und Helden der Schlacht von At Arthanoc anlegen. Komm, mein Sohn.«
    Als die beiden an Tarean vorbeitraten, lag ein dünnes, entschuldigendes Lächeln auf Shiraiks Lippen. Doch ein Blick in dessen gelbe

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