Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen
erfüllte.
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DIE RÜCKKEHR DER KRISTALLDRACHEN
Die Höhle wurde von einem unsteten Silberlicht erhellt, das in glitzernden Funken die Luft erfüllte und als vielfacher Widerschein über die dunklen Wände tanzte. Es war, als blicke man auf die Oberfläche eines kristallklaren Bergsees, der im Schein der Mittagssonne funkelte. Ganz ähnlich hatte Tarean während der wenigen Momente empfunden, in denen er in Moosbeeres Aura eingetaucht war.
Die Kaverne war grob aus dem Fels geschlagen worden und hatte annähernd die Größe des Thronsaals des Herrn der Tiefe, nur war sie kreisrund und ragte schachtartig sicher fünfzig Schritt in die Höhe. In der Mitte befand sich eine gewaltige runde Steinplatte, die fugenlos in den wie geschmolzen wirkenden Boden eingelassen worden war. Die Platte war von einem stumpfen Dunkelgrau und über und über von verschlungenen Linien und den Tarean langsam geläufigen Schriftzeichen bedeckt, die als Halbrelief in den Stein gemeißelt worden waren. Ein rotes Glimmen erfüllte die Runen, eine trügerisch schwache Andeutung der gewaltigen Kräfte, die in dem Stein schlummerten.
»Das Siegel«, flüsterte Tarean ehrfürchtig.
Der Junge streifte den Tarnumhang ab, den er getragen hatte, seit sie in den schwarzen Dunst hinabgestiegen waren, der die Grenze zu den Dunkelreichen markierte. Das machterfüllte Kleidungsstück, das ihn besser als erhofft vor den Augen, Ohren und übernatürlichen Sinneswahrnehmungen des Herrn der Tiefe und seiner Diener geschützt hatte, glitt lautlos zu Boden. Ihre List hatte geklappt. Während sein Zwilling und seine Gefährten den finsteren Herrscher dieses unheiligen Ortes abgelenkt hatten, war es ihm gelungen, unbehelligt vom Thronsaal aus einen abschüssigen Gang hinab, durch einen dunklen Felsendom und schließlich einem gewundenen Stollen abwärts folgend bis hierher vorzudringen. Nun war der Augenblick der Wahrheit gekommen. Jetzt würde sich zeigen, ob er imstande war, das Siegel des Dämonenfürsten zu zerstören.
Andächtig schritt Tarean ins Innere der schimmernden Kammer. Sofort wurde sein Körper von einem Prickeln umfangen, wie es der Junge bereits in unmittelbarer Nähe etwa des Kristalldrachensteins wahrgenommen hatte – nur war die Stärke, die auf das Wirken der Alten Macht hinwies, an diesem Ort ungleich größer. Tarean spürte, dass feine Entladungen über seinen Körper wanderten, das Amulett Kinrain auf seiner Brust umspielten und sich ihren Weg in seine Tasche suchten, zu Kesrondaias Herz.
Am Rand des Siegels ging er in die Knie und legte die rechte Hand auf die runde Steinplatte. Mit Erstaunen sah er, dass seine Hand silbrig zu leuchten anfing und ein schwaches Schimmern auf dem Stein hervorrief. Versuchsweise presste er die Hand etwas fester auf die Platte, und die Aura gewann an Umfang. Gleichzeitig verspürte er plötzlich einen dumpfen Gegendruck, so als versuche die Magie des Herrn der Tiefe die Ausbreitung des Silberlichts zu verhindern.
Es ist also ein Duell der Kräfte, dachte Tarean und nickte verstehend. Er blickte auf und erkannte in der Mitte des Siegels eine kreisrunde Einbuchtung. Sie war zweifellos nur ein Teil des magischen Zierwerks, das die Steinplatte bedeckte. Doch in den Augen des Jungen wurde sie zum Bruchpunkt, von dem aus er das Siegel angreifen würde.
Langsam erhob er sich und zog den Sternkristall aus seiner Tasche. Er hob ihn hoch in die Luft, und auf einmal fing das lebendige Herz der Kristalldrachin an zu glühen und zu strahlen, als habe es nur auf den Moment gewartet, an dem es hervorgeholt werden würde.
»Tarean!«, vernahm er auf einmal eine helle Stimme in seinem Rücken.
Er drehte sich um, erblickte Moosbeere, und seine Augen weiteten sich. »Moosbeere. Du bist …«
»Ja, ich weiß«, sagte sie, während sie in der Gestalt der jungen Frau näher trat, in der sie der Junge bislang erst dreimal gesehen hatte: im Traum in Tiefgestein, in der Nacht der Sturmweihe in Airianis und am Schlund von At Arthanoc. Ein goldener Schimmer hüllte ihren Körper und ihre zarten Schmetterlingsflügel ein und brachte das Goldgespinst ihres Kleides zum Funkeln. »Ich kann nicht anders. Die Alte Macht ist zu stark an diesem Ort.«
»Also bist du tatsächlich imstande …«, stotterte Tarean.
»Still«, unterbrach sie ihn und hob eine schlanke Hand. »Wir haben keine Zeit. Deine Freunde kämpfen um ihr Leben. Ich bin nur gekommen, weil ich dir Glück wünschen wollte.« Rasch erhob sie sich auf die
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